Singapur. WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Singapur gewonnen. Der Brite nutzte das frühe Aus von Sebastian Vettel perfekt.
Zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte der Formel 1 mussten die Rennwagen in den Abend und den Regen starten. Eine gefährliche Kombination, weshalb der Große Preis von Singapur mit einem großen Knall begann – und noch vor der ersten Kurve mit dem Aus für die Ferraris von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen endete.
Das Rennen nach dem Chaos wurde zur Triumphfahrt für Lewis Hamilton. Es wurde nach der Maximalzeit von zwei Stunden und nur 58 der geplanten 61 Runden abgewunken. Der Brite baute mit seinem dritten Sieg in Folge die WM-Führung gegenüber dem Heppenheimer Vettel auf 28 Punkte aus. Zweiter wurde der Australier Daniel Ricciardo im Red Bull vor Valtteri Bottas im Mercedes.
Es gehört schon eine Menge Mut dazu, ausgerechnet auf einer der engsten Formel-1-Pisten und dann auch noch im Monsunregen eine Gesetzmäßigkeit des Motorsports aushebeln zu wollen: nämlich die, dass auf der Ideallinie selten Platz für zwei Rennwagen ist. Und schon gar nicht für drei. Das ist, freundlich ausgedrückt: Übermut. Und so verlor Sebastian Vettel schon zu Beginn ein Rennen, das er von seiner stark herausgefahrenen Pole-Position aus hätte kontrollieren und mit einem Sieg zur neuerlichen Wende in der Weltmeisterschaft nutzen können.
60. Erfolg für Hamilton
Stattdessen verlor er am Ende der Startgeraden von Singapur nicht nur die Kontrolle über sein Auto und das Rennen, sondern vielleicht sogar den Titel. Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene verzog das Gesicht, als wenn der Zahnarzt ohne Betäubung einen Nerv trifft. Ein schmerzhaftes Chaos, das sich da in der Gischt präsentierte: Vettel kam nicht richtig gut weg, Max Verstappen mit dem Red Bull aus der zweiten Reihe schon besser, Kimi Räikkönen von Rang vier am besten. Dann ging es in den Trichter. Die Drohnenaufnahmen konnten nicht die Schuldfrage, wohl aber den Hergang klären: Vettel zog von außen in Richtung des Linksknicks nach dem Start, das ist durchaus das Recht des Führenden. Verstappen fand sich in der Mitte im Ferrari-Sandwich wieder, Kimi Räikkönen hielt stur geradeaus. Später sagte der Finne: „Ich hätte nichts anderes machen können.“
Es entwickelte sich ein beweglicher Schrottplatz, aus dem die Funken in die Nacht stieben. Der Finne landete im Red-Bull-Renault und anschließend im Auto seines Teamkollegen Vettel, dann wurde auch noch Fernando Alonso von den havarierten Autos abgeräumt. Lewis Hamilton, der nach einem desolaten fünften Platz in der Qualifikation eigentlich nur zur Schadensbegrenzung angetreten war, fuhr reaktionsschnell einen eleganten Slalom um die Wracks – freie Fahrt für den Briten zu seinem 60. Grand-Prix-Erfolg.
Der Niederländer Max Verstappen, oft als Pistenrüpel gebrandmarkt, hatte eine klare Meinung zum Crash: „Hauptsächlich ist Sebastian schuld, ich habe keinen Fehler gemacht. Er hat angefangen, mich einzuengen.“ Sebastian Vettel hat jetzt einen gewaltigen Rückstand in den letzten sechs Rennen aufzuholen. „Das ist blöd gelaufen, aber es geht weiter. Das ist kein Weltuntergang“, sagte er.