Witten. .
Fünf Indoor-Plätze für Beachvolleyball hat das Hevener Sportcenter „Blue-Beach“. Meist belegt von Freizeitsportlern, die hier nach Lust und Laune pritschen, baggern und nach den bunten Bällen durch den beheizten Sand hechten. Doch ganz außen auf einem der Courts geht’s viel professioneller zu. Mit zwei Trainern und drei hochgewachsenen Männern, die diesen Sport perfekt beherrschen. Einer davon darf sich seit London 2012 sogar Olympiasieger nennen: Julius Brink bereitet sich in Witten gemeinsam mit seinem neuen Partner Armin Dollinger auf die anstehende Saison vor.
„Wir haben hier den Winter über quasi die gesamte deutsche Nationalmannschaft im Beachvolleyball zu Gast“, sagt Dirk Heemann, Betreiber des „Blue-Beach“, nicht ganz ohne Stolz. „Auch wenn solche Top-Spieler nicht unsere Haupt-Klientel sind.“ Doch ein exzellenter Faktor in Sachen Werbung dürfte es allemal sein, wenn hier einige der besten Beachvolleyballer auf der internationalen Tour ihrem schweißtreibenden Tagewerk nachgehen.
Brink lobt „Blue-Beach“:Beste Trainingsbedingungen
„Ich gehe kurz duschen - ist das okay?“, fragt Julius Brink vor dem Interview. Ganz unkomplizierte, offene Typen scheinbar, die Jungs in dieser Boom-Sportart. Gemeinsam mit Jonas Reckermann hat der 31-Jährige aus Münster, der mittlerweile in Köln lebt, in London den wichtigsten Titel überhaupt gewonnen. Nachdem sich das Duo dann getrennt hatte, ging Brink zusammen mit Sebastian Fuchs auf die „Tour“ - „aber das hat einfach nicht so gut gepasst zwischen uns“, sagt der 1,86 Meter große Stratege, der seit fünf Monaten an der Seite des Münchners Armin Dollinger trainiert. Überdies quälte Brink 2013 eine langwierige Oberschenkel-Verletzung - die Teilnahme an allen großen Turnieren (u. a. EM und WM) verpasste er dadurch. Schließlich entschloss er sich zu einer Hüft-Operation - „dazu hatten mir die Ärzte geraten“, so Brink. Aktuell muss der fünffache Beachvolleyballer des Jahres noch etwas kürzer treten. „Beim Start der Turnier-Saison nach Ostern in China wird Armin zusammen mit Clemens Wickler spielen, danach auch noch ein paar weitere Turniere - ich steige dann später mit ein, wenn ich fit bin.“
Dass eines der deutschen Spitzenduos in dieser Sportart ausgerechnet in Witten-Heven trainiert, das liegt wohl an Volleyball-Coach Dr. Hans-Friedrich Voigt. Der Sportwissenschaftler der Ruhr-Uni in Bochum betreute Brink/Reckermann seit 2008 und will nun auch das neu gebildete Gespann zum Erfolg führen. „Die Anlage hier in Witten kenne ich schon, seit sie geplant wurde“, ließ Voigt wissen. Da er in Ennepetal zu Hause ist, ergibt sich die Anbindung zum Hevener Beachsport-Center fast von selbst. „Für unseren Trainer ist es das Naheliegendste. Wir trainieren jeweils zweimal pro Woche in Düsseldorf, in Stuttgart und eben hier - die Anlage in Heven ist aber schon die Beste“, so Brink. „Das Team hier ist nett, und wir werden bestens unterstützt.“ Viel Lob von einem, der weltweit so viel gesehen hat.
Dollinger: „Wollte mich weiterentwickeln“
Sein Partner Armin Dollinger, der 2013 zusammen mit Jonas Schröder aktiv war, hat bei Brinks Angebot gar nicht lange zögern müssen: „Das ist einfach optimal für mich, mit so einem erfahrenen Mann zusammenzuspielen. Ich wollte mich einfach weiterentwickeln, auch persönlich. Bislang verstehen wir uns wirklich sehr gut“, sagt der 2,02 Meter lange Blocker und gibt gleich noch einen Ausblick auf die nähere Zukunft: „Unser Über-Ziel ist natürlich Olympia 2016 in Rio de Janeiro. Da wollen wir dabei sein. Für uns ist es wichtig, uns jetzt als Team zu finden. Ich werde jetzt meine ersten Erfahrungen auf der World-Tour sammeln“, so Dollinger (23).
Nicht zuletzt durch den Olympia-Triumph von Brink/Reckermann ist Beachvolleyball auch in Deutschland immer populärer geworden - „an der Spitze ist die Qualität da schon sehr hoch“, weiß Brink. Für ihn selbst zählt mittelfristig, nach der OP überhaupt wieder das Spitzen-Niveau zu erreichen. „Ich bin jetzt ein Jahr lang zurückgeworfen worden, aber Brasilien ist auch für mich das ganz große Ziel.“ Zum alten Eisen will er sich mit seinen 31 Jahren noch längst nicht zählen lassen. „So lange es mir Spaß macht und ich Ziele habe, mache ich auch weiter. Wir haben doch einen traumhaften Job, kommen viel in der Welt herum und sind auch oft genug zu Hause.“ Und ab und an eben auch in Witten-Heven, um im feinen Quarz-Sand die Schläge einzustudieren, die der Konkurrenz das Fürchten lehren soll.