Witten. .

Die älteren Semester werden sich mit Freude an seinen Namen erinnern: Erich Schöppner - das wohl größte Boxtalent, das Witten je hervor gebracht hat. In Gedenken an den Ausnahmesportler findet an diesem Samstag (19. Oktober; ab 19 Uhr) in der Husemannsporthalle ein Vergleichswettkampf zwischen einer Wittener Auswahl und dem Boxclub Sarajevo statt. Gleichzeitig feiert der Verein Wittener Box-Sport 23 sein 90-jähriges Jubiläum.

„Zu Ehren unseres ehemaligen Mitglieds Erich Schöppner haben wir uns dazu entschieden, unseren runden Geburtstag ganz in seinem Namen zu feiern“, erklärt Jörg Katz, erster Vorsitzender des WBS. Zusätzlich hat man das Erich-Schöppner-Gedächtnisturnier ins Leben gerufen, bei dem der beste Wittener Techniker geehrt wird. Die Initiative dabei ging von Alt-Bürgermeister Klaus Lohmann, Vorsitzender des Stadtsportverbandes, und Jürgen Löchter, Professor an der Musikhochschule Köln, aus - beide sind seit Kindertagen freundschaftlich mit Schöppner verbunden. „Wir sind gemeinsam im gleichen Haus in der Röhrchenstraße aufgewachsen. Bereits sehr früh war das einzigartige Talent von Erich zu erkennen“, erinnert sich Löchter.

Zwar trennten sich die Wege der beiden nach dem Zweiten Weltkrieg, doch später traf man in der Traditions-Fußballmannschaft des Westdeutschen Rundfunks (WDR) wieder zusammen. „Das war eine bunte Truppe mit zahlreichen bekannten Namen. Unter anderem haben Toni Turek, Ernst Huberty und Armin Hary sowie zahlreiche Bundesliga-Größen mitgewirkt. Erich war unser Mittelstürmer und konnte auch richtig was am Ball. Wir haben nie ein Spiel verloren“, erzählt der 74-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Sowohl als Amateur als auch als Prof war Erich Schöppner Box-Europameister.
Sowohl als Amateur als auch als Prof war Erich Schöppner Box-Europameister. © WAZ

Die eigentliche Profession Schöppners lag jedoch klar im Ring. Beim Wittener Box-Sport begann er bereits früh mit dem Training und musste nicht lange auf die ersten Erfolge erwarten. Im Alter von 20 Jahren wurde er 1952 Deutscher Meister im Halbmittelgewicht und erhielt daraufhin die Chance Deutschland bei den Olympischen Spielen in Helsinki im gleichen Jahr zu vertreten. „Leider hat es da noch nicht zum ganz großen Wurf gereicht. Nach einem Freilos in der ersten Runde und einem Sieg gegen einen Schweizer in Runde zwei kam das Aus gegen den späteren Silbermedaillengewinner van Schalwyck aus Südafrika“, hat Lohmann die Ereignisse noch genau vor Augen. Der Karriere von Schöppner tat das jedoch keinen Abbruch. Nach einem weiteren deutschen Meistertitel und dem EM-Sieg im Halbschwergewicht beendete er seine Amateurlaufbahn. In 276 Kämpfen hatte er bis dahin 246 mal die Oberhand behalten und nur 16 Duelle verloren. „Sein unglaubliches Talent war auch für Laien nicht zu übersehen“, sind sich Lohmann und Löchter einig, die bei ihren Erzählungen über den Olympiateilnehmer ins Schwärmen geraten und vermutlich problemlos ein eigenes Buch mit ihren Anekdoten über den Jugendfreund füllen könnten.

Fünf Jahre lang den EM-Titel verteidigt

Auch als Profi konnte Schöppner von 1956 bis 1966 eine eindrucksvolle Bilanz aufweisen. Insgesamt 40 Kämpfe bestritt er - davon verließ er satte 34 mal als Sieger den Ring und musste sich nur einmal geschlagen geben. Im Jahr 1958 krönte er sich erst zum Deutschen Meister und später zum Europameister - diesen Titel sollte er bis 1963 behalten. „Da war in Witten gewaltig was los, als Erich als EM-Titelträger in Witten empfangen wurde“, hat Lohmann den prall gefüllten Rathausplatz noch ganz genau vor Augen. Zusätzlich stieg Schöppner auch mit den amerikanischen Topathleten Henry Cooper (Sieg) und Doug Jones (Remis) in den Ring. Zum lange angekündigten WM-Kampf gegen Archie Moore kam es aber nie. „Man munkelte damals, dass die Amerikaner sich nicht getraut haben, gegen Erich anzutreten, nachdem sie sich von seinen Fähigkeiten mit eigenen Augen überzeugt hatten“, berichtet Löchter mit einem Schmunzeln.

Bosnischer Boxclub zu Gast

Um sich gebührend an den 2005 verstorbenen ehemaligen Europameister zu erinnern, wird nun am Samstagabend eine Gedächtnisplakette im Foyer der Husemannhalle angebracht. Doch zunächst steht der Sport im Vordergrund. So hat der WBS 23 eine hochklassige Staffel aus deutschen Liga- und Meisterschaftsboxern zusammengestellt. Aus Wittener Sicht werden die Lokalmatadoren Kevin Dieker (Senioren) und Alihan Turgut (Jugend) zum Einsatz kommen. Dieker war es auch, der den Kontakt zum bosnischen Boxclub herstellte. „Das sind alles hervorragende Sportler, die schon weit über 80 Kämpfe bestritten haben. Die Zuschauer können sich auf attraktive Duelle freuen“, betont Katz. Im weiteren Rahmenprogramm wird Löchter, in über 20 Ländern bekannter Musiker, seine Komposition „In Memoriam Erich Schöppner“ uraufführen. Dazu werden Bilder des Künstlers Karl Friedrich Gehse ausgestellt, der Schöppner porträtierte.

Auch außerhalb des Rings werden einige bekannte Gesichter erwartet. So werden unter anderem Goda Dalydaite, dreifache Weltmeisterin im Fliegengewicht, und Ersin Celik, Kickbox-Europameister, zu Besuch in der Ruhrstadt sein. Auch zahlreiche frühere Weggefährten Schöppners, der bis zu seinem Tod Mitglied im WBS war, wollen sich das Spektakel nicht entgehen lassen. „Wir freuen uns über jeden, der den Weg in die Husemannhalle findet. Sowohl sportlich als auch im Rahmenprogramm wird einiges geboten“, ist Katz bereits voller Vorfreude. Einlass ist am Samstag um 18 Uhr, die Veranstaltung beginnt eine Stunde später. Tickets sind ausschließlich an der Abendkasse zu erwerben.