Witten. .

Auf diese Idee muss man erstmal kommen: Martin Möllmann von der Wittener Kanuslalom-Gemeinschaft hatte sich vorgenommen, den kompletten Rhein im Kanu zu bezwingen – von der Quelle bis zur Mündung. Die fälligen 1161 Kilometer absolvierte der 24-Jährige nun in Weltrekordzeit.

Lediglich sechs Tage, zwölf Stunden und 55 Minuten brauchte Möllmann für diese wahnwitzige Strecke, die in Chur in der Schweiz ihren Anfang fand und in Rotterdam endete. Damit brach er den alten Weltrekord von Corrado Filipponi deutlich. Der Schweizer Ex-tremkajaker war sieben Tage, zehn Stunden und 16 Minuten unterwegs gewesen. „Ich habe lange auf diese Ziel hingearbeitet und bin nun einfach glücklich, es geschafft zu haben“, erklärt der Student der Elektrotechnik. Bereits 2010 hatte Möllmann das erste Mal mit dem Gedanken der Rhein-Bezwingung geliebäugelt. „Als Filipponi 2010 den Weltrekord aufgestellte, hat mich das sofort auch gereizt“, erklärt er den Ursprung. Damals hatte sich der Hattinger aber noch vermehrt dem Slalomsport verschrieben. Erst Ende des letzten Jahres wurden die Planungen wieder konkreter.

Es folgte eine knallharte Vorbereitung – unzählige Stunden und Kilometer verbrachte Möllmann im letzten halben Jahr auf dem Wasser. „Teilweise saß ich bei Minus-Temperaturen im Kanu, das war schon grenzwertig“, erinnert sich der Starter der WKG. Zeitweise zweifelte Möllmann, ob er sich das richtige Jahr für seinen Weltrekord-Versuch ausgesucht hatte, doch über weite Teile fand er gute Bedingungen vor.

„Der Start in Chur ist sehr gut gelaufen“, beschreibt der Kanute den Auftakt. Satte 140 Kilometer konnte er so am ersten Tag sammeln. Auch der zweite Tag lief nach Plan, so konnte Möllmann bereits ein ordentliches Polster auf die alte Weltrekordzeit herausfahren. Erst am dritten Tag folgte der erste Rückschlag. Der Hattinger geriet in der Nähe von Straßburg in ein mächtiges Unwetter, musste das Wasser sogar verlassen. „Das hat schon mächtig Nerven gekostet. Am nächsten Tag ging es dann aber mit mächtig Wut im Bauch weiter“, kam für Möllmann ein Aufgeben nie in Frage. Unterstützt von einigen Mannschaftskollegen auf dem Wasser zündete er nun den Turbo und holte immer mehr Zeit auf den alten Weltrekord heraus. „Die Unterstützung meiner Vereinskameraden war echt klasse, sie haben das Tempo immer hochgehalten“, bedankte sich Möllmann.

Über „Headset“ Kontaktzu den Begleitern

Ständig begleitet wurde Möllmann von einigen Freunden, mit denen er über Headset ständig in Kontakt stand. Diese steuerten ein Wohnmobil zu den vereinbarten Treffpunkten – alles für das Ziel, so wenig Zeit wie möglich zu verschwenden. „Ich konnte so nach etlichen Stunden auf dem Wasser direkt essen und schlafen“, erklärt der Student die Vorteile. Die Ankunft in Rotterdam wurde dann zur großen Triumphfahrt. Mehr als 30 Freunde und Verwandte bildeten das Empfangskomitee. „Das war schon ein tolles Gefühl. Gerade weil das Ziel doch einige Kilometer von der Heimat entfernt war“, beschreibt er die letzten Meter seines „Höllenritts“.