Fast 2000 Drachenboot-Fans feiern rund um den KC Witten ihr Festival. Packende Rennen im Wasser – die wahre Attraktion ist aber der Zeltplatz.
Es war wieder einmal ein großes Spektakel – zum 21. Mal hat der Kanu-Club Witten am Wochenende die „Days of Thunder“ ausgerichtet. Nachdem sich im Vorjahr Stars der ZDF-Hitparade und Sternenkrieger beim Drachenboot-Festival blicken ließen, gaben sich diesmal „Mad Max“ und der „King of Rock ‘n’ Roll“ unter der sengenden Sonne am Ruhrufer die Paddel in die Hand.
„Fast schon zu heiß“, sagt Cornelia Witzmann vom Kanu-Club Witten, während sie sich mit ihrem Mann Achim eine kurze Auszeit im Schatten vom Trubel auf dem Vereinsgelände gönnt. Bei Temperaturen weit über 30 Grad ist es auf der Festwiese, wo die Teams ihre abenteuerlich gestalteten Zeltplätze aufgebaut haben, kaum auszuhalten.
Brandschutz und Abkühlung auf dem Parkplatz
Die Feuerwehr hatte sogar extra die Wiese gewässert, um die Brandgefahr zu verringern. Mit den dafür benutzten Schläuchen füllen viele Aktive nun ihre Planschbecken auf. Darin lässt es sich schon besser aufs nächste Rennen warten. Auch Wasserpistolen stehen hoch im Kurs.
Für Abkühlung sorgt zudem das pfälzische Unternehmen Stratmann, das einen großen Tankwagen mit Wasser befüllt und zur mobilen Dusche umgebaut hat. Im Sekundentakt wird da drunter gehüpft. Einmal kühles Nass von oben bitte!
„Applaus, Applaus“ – Mannschaften präsentieren sich kreativ wie nie
Das tut gut. Der Kreativität der Teams hat die Hitze in diesem Jahr keinen Abbruch getan. Die „Hippies“ der „No Names“ stimmen sich in bunte Outfits gehüllt mit Patrick Hernandez’ Klassiker „Born to be Alive“ am Steg auf ihren Auftritt im Drachenboot ein. Just in diesem Moment kommen „Applaus Applaus“ mit ihrem Bollerwagen um die Ecke: „Hallo, Applaus bitte. Applaus, Applaus!“, dröhnt es aus der mobilen Musikbox.
Die zahlreichen Zuschauer am Ufer lassen sich da natürlich nicht zweimal bitten und klatschen artig in die Hände. Tom Jäger gibt in seiner Kommentatorenkabine ein paar Meter weiter indes alles.
„Um Sackhaaresbreite liegt das Boot mit der Startnummer zwei vorne – das ist das Bommeraner Kanonenboot!“, begleitet das KCW-Urgestein mit seiner rauen Stimme in gewohnt energetischer Manier die letzten Rennmeter und verkündet das Ergebnis.
Atmosphäre begeistert auch die Neulinge direkt
Da bleibt nichts anderes übrig, als mitzufiebern. Zumal viele Rennen wirklich erst auf der Zielgeraden entschieden werden. Auch Heiko (61) ist von der Atmosphäre begeistert. Für ihn sind es die ersten Donnertage als aktiver Paddler.
„Das war ganz spontan. Ich wurde gefragt und da hab ich gesagt: Das machst du jetzt einfach mal. Und die Stimmung ist wirklich toll. Alle sind freundlich“, sagt er glücklich.
An seiner bayrischen Tracht ist unschwer zu erkennen, in welchem Boot er sitzt: „Ich fahre bei den Almdudlern mit. Und ich sage mal so, ich bin nicht zum Spielen hier. Ich will gewinnen“, meint der 61-Jährige lachend. Währenddessen wird auf der Teamwiese nicht nur abgehangen.
Endzeitstimmung auf dem Zeltplatz – aber an der Bar sind alle nett
Bei „Los Avernos“ wird man in die Zukunft entführt: „Welcome to Avernia“ steht über dem metallernen, mit fiesen Sägeblättern bestückten Eingangstor zum Zeltplatz.
Die Charaktere aus dem Filmklassiker „Mad Max“ treiben hier ihr Unwesen. Natürlich in Endzeit-Kostümen. Wobei „Unwesen“ auch nicht stimmt. Geht man dort zur Bar, wird man herzlichst empfangen. Übrigens auch bei den Handballern des HSV Herbede. „We are ready, Attention, Prost!“ - die Prioritäten hat der HSV klar gesetzt.
Es lohnt ein Blick hinter die Fassaden. Das gilt für das Drachenboot-Festival auch diesmal wieder ganz besonders. Ins Zeug gelegt haben sich in Sachen Zeltplatzgestaltung und Kostümierung nämlich fast alle 92 Teams, die zum Teil sogar aus Hamburg angereist sind. Vor allem auch die „Söhne Siegfrieds“. Poker, weiße Tiger, Zaubershow, eine Heiratskapelle – „Welcome to Las Vegas“ heißt es hier.
Zaubershow bei den „Söhnen Siegfrieds“
Warum einen teuren Flug nach Nevada in die USA buchen, wenn man das Spektakel der wohl berühmtestes Vergnügungsstadt am Ruhrufer nachempfinden kann.
„Yvooone, kannst du eben hierbleiben? Mona und Alex heiraten“, hört man im Vorbeigehen. Sogar Elvis und Doris Day sind da. Der „King“, der im richtigen Leben Andreas heißt, verrät: „Wir machen zwei Shows am Tag. Der Eintritt ist frei.“ Um 18.45 Uhr ist der Andrang dann tatsächlich groß, während auf dem Wasser immer noch gepaddelt wird.
Es ist auch beim 21. Mal wieder diese Mischung aus Sport und ausgelassener Party, die die ganz besondere Atmosphäre der „Donnertage“ ausmacht. Im nächsten Jahr dann schon zum 22. Mal.