Witten. Nur drei ihrer zehn Partien haben die Handballerinnen des ETSV Witten in der Hinserie gewonnen. Es gibt Gründe für die Misere. Eine Analyse.
Die sportliche Woche, die die Handballerinnen des ETSV Witten hinter sich haben, spiegelt nahezu eins zu eins den bisherigen Saisonverlauf wider. In der Verbandsliga starteten die „Eisenbahnerinnen“ richtig gut, holten zu Beginn fünf Punkte aus den ersten drei Begegnungen. Doch danach war es teilweise wie abgeschnitten, eine Niederlage reihte sich an die nächste. Zuletzt offenbarte das Team beim Sieg gegen die DJK Eintracht Coesfeld und bei der Niederlage beim HSC Haltern-Sythen aufs Neue seine zwei so gegensätzlichen Seiten.
Nach dem dritten Platz, den der ETSV in der vergangenen Saison belegt hatte, war man im Lager der Ruhrstädterinnen natürlich bestrebt, diesen Erfolg zu bestätigen, sich möglicherweise noch eine Spur weiter nach oben zu orientieren. Doch vielleicht lag es auch am personellen Aderlass, dass die Mannschaft von Trainerin Julia Lewe nicht konstant ihre Leistungen auf die Platte bekam. Die langjährige Antreiberin im Rückraum, Maike Behler, hängte die Schuhe an den Nagel, Linksaußen Pia Kurzeja zog es zum ASC 09 Dortmund, Abwehr-Ass Hannah Trippe wechselte des Berufs wegen nach Hamburg, Linkshänderin Anna Wieczorek verabschiedete sich einstweilen vom aktiven Handball.
Verpflichtung von Anne Schumacher war für ETSV Witten ein Erfolg
Allerdings gelang es der Wittener Trainerin, vielversprechende Verstärkungen an Land zu ziehen. Vor allem Linkshänderin Anne Schumacher (von Westfalia Hörde) ist mit ihrer Klasse gewiss eine große Bereicherung – das unterstrich sie auch zuletzt wieder mit 14 Treffern gegen Coesfeld und gar deren 15 in Haltern. Das allerdings reicht nicht aus, um als Kollektiv dauerhaft erfolgreich zu sein. Vor allem die immer wieder unzureichende Deckungsleistung wirft die ETSV-Sieben oft entscheidend zurück. Die 27 Gegentreffer im Schnitt sind nur der drittschlechteste Wert der Liga – lediglich Soest und Hohenlimburg lassen noch mehr Tore zu. Auch seitens der Torhüterinnen muss da künftig gewiss noch eine Steigerung erfolgen.
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Zu Herzen nehmen sollte sich der derzeitige Tabellenachte hervorstechende Darbietungen wie zuletzt beim 32:23 über das Top-Team DJK Eintracht Coesfeld. Dabei waren die Wittenerinnen personell nahezu komplett, machten von Beginn an einen sehr fokussierten Eindruck und feuerten sich auch gegenseitig immer wieder an. Nur so ist es möglich, sich dauerhaft für einen der besseren Plätze in dieser Spielklasse zu bewerben.
Von der Trainerbank müssen in engen Partien Hilfestellungen kommen
Keine Frage, dass auch die erst 34-jährige Trainerin Julia Lewe, die mit einem Großteil der Mannschaft bis vor einiger Zeit noch zusammengespielt hat, hier und da auf taktischer Ebene noch Lehrgeld zahlt. Gerade in Partien wie zuletzt beim HSC Haltern-Sythen, als der ETSV trotz eines über weite Strecken guten Auftritts zunehmend Schwächen zeigte, müssen auch von außen Hilfestellungen beziehungsweise Korrekturen erfolgen. Zudem werden Spielzeiten für einzelne Akteurinnen auch ungeachtet des jeweiligen Spielstandes oft zu gleichmäßig verteilt.
Drei Siege und zwei Unentschieden nach bislang zehn Partien – diese recht bescheidene Bilanz gilt es im zweiten Saisonabschnitt geradezubiegen. Die Qualität des Kaders der „Eisenbahnerinnen“ ist durchaus dazu angetan, zumindest Rang vier oder fünf ins Visier zu nehmen. Die Last der sportlichen Verantwortung muss vor allem in der Offensive auf deutlich mehrere Schultern verteilt werden. Nicht allein Anne Schumacher darf dort in die Verantwortung genommen werden. Dass unter anderem auch Norina Migat zunehmend in die Bresche springen muss, versteht sich allein ob ihrer körperlichen Voraussetzungen von selbst. Die groß gewachsene Rückraumspielerin erzielte am Samstag in Haltern sieben Tore, fasste sich öfter ein Herz als zuvor – ein Schritt in die richtige Richtung. Aber auch ihre Nebenleute wie Lucy Peter oder Jette Müller müssen noch mehr Tordrang entwickeln.
Im Hinspiel gegen Lokalrivale TuS Bommern mit 18:21 verloren
Am kommenden Samstag (19.15 Uhr) geht‘s zum Auftakt der zweiten Saisonhälfte zum Tabellennachbarn Soester TV. Im Hinspiel hatte man den Neuling mit 31:25 in die Schranken gewiesen. Ein Erfolg ist für das Team von Trainerin Julia Lewe beinahe schon Pflicht, um nicht noch mehr Boden zu verlieren. Und dann wartet ja in der Rückserie auch noch die Revanche gegen den Stadtrivalen TuS Bommern. Dass die ETSV-Frauen den ersten Vergleich überraschend mit 18:21 daheim verloren, gilt als einer der Tiefpunkte der Spielzeit und zeigte konsequent die Probleme der Lewe-Sieben auf. Zuvor hatten die Blau-Weißen den Wittener Konkurrenten über Jahre hinweg sicher im Griff, waren in der städtischen Rangfolge klar die Nummer eins. Dass weitaus mehr drin steckt im Team der „Eisenbahnerinnen“, das können sie unter anderem im Rückspiel am 21. April unter Beweis stellen.
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