Herdecke. Abstiegskampf statt Oberliga-Spitze. Warum sich die Ringer der TSG Tigers Herdecke umorientieren müssen:
Im 15. Jahr in Folge ringen die TSG Tigers Herdecke in der Oberliga, mit Abstiegskampf hatten sie da eigentlich bisher nichts zu tun. In der Saison 2023 dagegen muss sich der Vorjahres-Vizemeister der Oberliga Westfalen daran gewöhnen, fernab der Liga-Spitze um den Klassenverbleib zu kämpfen. Nach dem 24:14-Auftaktsieg des neuen Teams beim KSV Kirchlinde setzte es drei deutliche Niederlagen gegen AC Mülheim am Rhein (13:28), TV Aachen-Walheim (8:36) und nun in der Herdecker Bleichsteinhalle mit 11:31 auch gegen den KSV Germania Krefeld. „Das Ergebnis ist doch etwas ernüchternd“, räumte TSG-Trainer Recep Mercan ein: „Wir haben uns gerade in den leichteren Gewichtsklassen selbst geschlagen.“
Dass es in der aufgestockten NRW-Oberliga nicht einfach werden würde, war den Herdeckern vor Saisonbeginn klar. Denn die Teams aus der Rheinland-Staffel, die nun auch zu den Gegnern gehören, galten als leistungsstärker als die westfälischen Kontrahenten. Was sich nach vier Kampftagen deutlich bestätigt: Mit Aachen-Walheim, Mülheim am Rhein und den Niederländern von KSV Simson Landgraaf - alle drei verlustpunktfrei - sowie Krefeld (6:2 Punkte) führen die vier Rheinland-Vertreter die Klasse an, dahinter folgen die fünf westfälischen Klubs. Und schon jetzt ist absehbar, dass - wohl abgesehen vom Vorjahres-Oberligameister VfK Lünen-Süd (4:4) - vier von ihnen um den Ligaerhalt bangen müssen. Abhängig von den Aufsteigern in und den Absteigern aus der 2. Bundesliga steigen bis zu zwei Oberligisten in die Landesliga ab. Entsprechend wichtig werden für die auf Platz sechs rangierenden Herdecker schon die nächsten drei Kämpfe bei der Sport-Union Annen (Samstag), gegen den KSV Witten II (23. September) und in Lünen (30. September). „Das sind drei Gegner, die man schlagen könnte“, hofft Mercan.
Insgeheim hatten die Herdecker auch gehofft, bereits Liga-Mitfavorit Krefeld ein wenig ärgern zu können. Zumal die TSG Tigers wieder auf den frischgebackenen Vater Same Sidiqe und Punktegarant Shirkhan Guliyev zurückgreifen konnte. „Devise war es, Krefeld zu zeigen, dass wir wirkliche Konkurrenten sind“, sagte Mercan. Das indes gelang nur zu Beginn des Kampfes, nach dem 11:15-Zwischenstand punktete nur noch Krefeld. „Normalerweise waren da mehr Siege drin“, sagte Mercan, „aber drei Kämpfe haben wir verschenkt, da haben wir ein bisschen Lehrgeld bezahlt.“
Spannend bis zum 11:15
Dabei begannen die Herdecker mit einem 4:0-Sieg von Szabolcz Lakatos (57 kg Freistil), der sich gegen einenn jungen Krefelder Leyan Can Colak nur in der ersten Runde schwer tat. Auch Schwergewichtler Mohammad Alubaidi (130 kg griechisch-römisch) wollte seine Fehler der Vorwoche ausmerzen, siegte mit 1:0 gegen einen starken Adam Bachor. über die Zeit. 1 Punkt für die Tigers. Dagegen punktete Freistiler Abdul Raise (61 kg griechisch-römisch) zunächst gegen Abdul-Malik Magomadov, wurde dann aber nach zwei Verwarnungen disqualifiziert. Mercan: „Da war auf jeden Fall mehr drin.“ Das galt auch für Fabienne Manz (59 kg Freistil), die aber nach Vorteilen gegen Jasmina Liolios in der Hitze der Bleichsteinhalle mit Kreislaufproblemen aufgeben musste.
In der höheren Gewichtsklasse (98 kg Freistil) musste Mehdi Shahsavari antreten, gegen Krefelds Suleiman Alikhanov unterlag er mit 0:3 nach Punkten. Als auch Abdul Mateen Khaliqi (66 kg Freistil) in einem spannenden Kampf gegen Dmytro Komilov wegen technischer Unterlegenheit mit 0:4 unterlag, lagen die Herdecker bereits mit 5:15 zurück. Doch es wurde noch einmal spannend. Zunächst hatte Herdeckes Topathlet Shirkhan Guliyev (86 kg griechisch-römisch) keine Probleme gegen Waldemar Schäfer, schulterte den erfahrenen Krefelder ganz humorlos und abgeklärt. Dann bot auch Neuzugang Eugen Pidlisnyi (71 kg griechisch-römisch) einen ganz starken Kampf gegen Pietro Sabatino, gewann nach einem Bilderbuch-Hüftschwung mit seiner Routine den ersten Kampf vor heimischer Kulisse - und verkürzte auf 11:15.
Das war es dann aber auch mit Herdecker Punkten, denn Same Ullah Sidiqe (80 kg Freistil), Tugkagan Öztürk (75 kg Freistil), TSG-Eigengewächs David Mkrtchyan (75 kg griechisch-römisch) unterlagen deutlich, die zweite Frauenklasse hatte die TSG nicht besetzt. Das Lob des Krefelder Trainers (,,Ihr habt eine starke Truppe“) war so für die Herdecker nach der Heimniederlage nur ein schwacher Trost. Ihre „Dürrephase“ wollen sie nun gegen die Gegner aus der westfälischen Nachbarschaft beenden.