Herbede. Die Wittener Fußballer des SV Herbede II spielen in der neuen Saison in der Kreisliga A. So läuft die Party, das sagt Trainer Christian Schacht.
Sein 27. Treffer in dieser Saison war wohl der mit Abstand wichtigste. Als Eray Özer in dieser schicksalhaften 83. Minute aus wenigen Metern Entfernung die Ruhe behielt und den Ball nach einem Zuspiel von Berke Karaman ins linke Eck des Tores vom Türkischen SV bugisierte, da war klar: Jetzt ist der SV Herbede II so gut wie sicher in der A-Kreisliga. Wenig später gab’s Gewissheit, und die Schwarz-Weißen konnten ihre Feierlichkeiten in Gang bringen.
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Es gibt Trainer, die sind an der Außenlinie kaum zu bändigen. Kommentieren nahezu jede Aktion, werfen gewissermaßen ein verbales Drehbuch unablässig aufs Spielfeld. Oder fahren bei jedem missglückten Torschuss, bei jedem versemmelten Pass aus der Haut, schimpfen wie die Rohrspatzen über ihr kickendes Personal. Nichts davon trifft auf Christian Schacht zu. Der Coach des SV Herbede II, der seinen Job an der Kemnade so gewissenhaft ausführt, ist fast immer die Ruhe selbst. Auch am Montag, als es weit über eine Stunde lang so gar nicht nach Wunsch lief für den Tabellenführer, strahlte er Gelassenheit aus, gab nur hin und wieder Anweisungen.
Herbedes Trainer Christian Schacht: „Man weiß ja nie, was in einer Saison so kommt“
Möglich, dass es in dem Berufssoldaten innerlich ganz anders ausgesehen hat. Doch das kaschierte der 35-jährige B-Lizenz-Inhaber, der vor seinem Herbeder Engagement bei der DJK TuS Ruhrtal gespielt und trainiert hatte, dann die A-Jugend des SVH übernahm, absolut bemerkenswert. „Man weiß ja nie, was in einer Saison so kommt“, so Schacht. Dennoch war er vor der Spielzeit schon fest entschlossen, mit dieser Mannschaft den Aufstieg zu schaffen. „Das sind ja alles noch so junge Kerle. Die meisten sind gerade mal 20 oder kaum älter“, sagt der Trainer, der bald zum zweiten Mal Vater wird. Eine Vaterfunktion hat er bei einer solchen Altersstruktur in seinem Team auch beinahe inne, mit einem strategischen Ruhepol wie Andree Jungk in der Defensive als verlängertem Arm.
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Nervös sei er gewesen wie selten, das verriet Schacht nach dem 2:1-Erfolg gegen den Türkischen SV. Und gestand seinen Spielern eine ähnliche Gefühlslage zu. Wie sonst wäre es auch zu erklären gewesen, dass man gegen einen körperlich unterlegenen Gegner so wenig Kreativität entwickelt, vor allem in der ersten Hälfte kaum zu Torchancen kommt, sich Fehler in ungekanntem Ausmaß erlaubt? Spätestens aber mit dem flotten 1:1-Ausgleich von Max Peters unmittelbar nach dem Rückstand merkte man dem Spitzenreiter an, dass er es jetzt richten wollte, bei bestem Willen keine Lust hatte auf eine Saison-Zugabe in der Relegation.
Max Augustin verteilt die schwarzen T-Shirts mit dem „Mission Meister“-Schriftzug
Beim Spielschluss brachen dann alle Dämme, jetzt war Feiern angesagt bei den Schwarz-Weißen. Gut, eine kleine Rudelbildung nach einer strittigen letzten Situation im Herbeder Strafraum war noch zu überstehen. Doch spätestens, als Max Augustin seine Mannschaft zusammenrief und die schwarzen T-Shirts mit dem „Mission Meister“-Schriftzug verteilte, war die Stimmung auf dem Höhepunkt.
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Wie es dann weitergeht in der neuen Saison, dann gegen weit stärkere Konkurrenz in der A-Kreisliga? Christian Schacht lässt es auf sich und die Seinen zukommen. Natürlich nicht, ohne an ein paar Stellschrauben zu drehen. „Der Kern des Kaders bleibt zusammen, aber wir werden uns schon noch punktuell verstärken. Ich bin derzeit noch in Gesprächen – spruchreif ist aber noch nix“, sagt Christian Schacht. „Es wird auf jeden Fall keine große Rotation geben“, ergänzt er. Schließlich sollen die, die für den Herbeder Aufstieg gesorgt haben, ab August auch ihre Chance erhalten, sich eine Klasse höher zu beweisen.