Witten. Die Ringer des KSV Witten 07 stehen in der West-Staffel auf dem vorletzten Tabellenplatz. Wie das Dülger-Team Platz sechs noch erreichen will.

Hier und da ein etwas glücklicherer Kampfverlauf, dann wäre schon am Samstag der erste Saisonsieg für den Ringer-Bundesligisten KSV Witten 07 drin gewesen. Doch gegen den TuS Adelhausen endete der Vergleich mit einer 14:19-Niederlage, schon der vierten im erst fünften Saisonkampf. Die Ruhrstädter müssen sich aktuell wohl in Bescheidenheit üben - mehr als Rang sechs scheint kaum realistisch.

„Das ist das Ziel für uns, das haben wir schon vor Saisonbeginn so ausgegeben“, erklärte KSV-Trainer Samet Dülger. Vor allem müssen die Wittener in den kommenden Wochen darauf achten, dass ihnen Tabellennachbar ASV Urloffen (aktuell 3:7-Punkte) nicht noch von der Fahne geht. Die KSV-Ringer müssen in der Hinrunde noch beim Tabellenvierten SV Alemannia Nackenheim (22. Oktober) und dann daheim gegen das noch punktlose Schlusslicht RKG Freiburg (29. Oktober) antreten. „Gegen Freiburg müssen wir zu Hause gewinnen - daran führt kein Weg vorbei“, sagt Samet Dülger. „Ich hoffe, dass uns dann mehr Zuschauer unterstützen“, fügte er angesichts der recht dürftigen Kulisse hinzu.

Im Wittener Club gibt’s schon Gedankenspiele um Liga zwei

Es gibt durchaus Stimmen im Club, die befassen sich jetzt schon mit einem möglichen Abstieg und dass man doch durchaus gut aufgehoben wäre in der 2. Bundesliga - dort könnte man sich dann u. a. mit den Rivalen aus Nordrhein-Westfalen, KSK Konkordia Neuss oder RC CWS Düren-Merken sowie mit einem potenziellen Aufsteiger aus der NRW-Oberliga messen. Für die jungen Eigengewächse wie Gregor (derzeit am Knie verletzt) und Justus Eigenbrodt sowie Noah Englich wäre das gewiss kein verkehrtes Betätigungsfeld, schließlich müssen sie sich in der aktuellen Saison oft mit internationalen Top-Athleten messen, zahlen dort reichlich Lehrgeld.

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Wobei die jungen Ringer aus der Ruhrstadt ohne Frage gegen diese Hochkaräter auch einen weiteren Schritt in ihrer Entwicklung machen können. Und hier und da stehen die KSV-Sportler auch mal Rivalen gegenüber, die absolut schlagbar sind. So wie es bei Noah Englichs Gegenüber aus Adelhausen, dem 18-jährigen Tom Stoll, der Fall war. Der erwischte den zweimaligen Deutschen A-Jugend-Meister aus Witten in Runde eins einmal auf dem falschen Fuß, schaffte per gekonntem Überwurf eine Vierer-Wertung, erhöhte bald darauf auf 7:0. Doch Noah Englich zeigte, dass er Biss hat. Blieb - stetig angefeuert von seinem Vater Mirko - dran und schaffte seinerseits eine „Vier“ per Überwurf. Nur noch 4:7, jetzt roch es nach der Wende.

Mirko Englich beim Kampf seines Sohnes wegen Mattenleiter auf 180

Unruhig tigerte der Olympia-Zweite von 2008, Mirko Englich, neben der Matte hin und her, verfolgte jede einzelne Aktion ganz genau. Musste zweimal auf die Kampffläche, um seinen Sohn kurz zu behandeln, der offenbar leichte Probleme mit dem angeschlagenen Kniegelenk (gegen Urloffen war ihm die Kniescheibe kurz herausgesprungen) hatte. „Aber Noah hätte das noch schaffen können gegen Tim Stoll“, so später der Wittener Trainer, „wenn er in die Bodenlage gedurft hätte.“

Das aber verhinderte der wenig überzeugend auftretende Mattenleiter Karsten Jahncke (Hamburg), ließ Stoll fortwährend extrem destruktiv ringen, ohne ihn zu bestrafen. „Ganz ehrlich: Du schaffst es, ihn neun Mal zu ermahnen“, wütete Mirko Englich von außen. Hatte aber mit seiner Intervention keinen Erfolg, musste die 4:8-Niederlage seines Sohnes hinnehmen. Was ihm sichtlich schwer fiel. Auch nach dem Kampf belagerte er Jahncke kurz, geigte ihm die Meinung.

Mehrfach musste Noah Englich (li., KSV Witten 07) während des Kampfes gegen Tom Stoll behandelt werden. Sein Vater Mirko (vorne) gab immer wieder Tipps, legte sich auch mit dem wenig souveränen Mattenleiter an.
Mehrfach musste Noah Englich (li., KSV Witten 07) während des Kampfes gegen Tom Stoll behandelt werden. Sein Vater Mirko (vorne) gab immer wieder Tipps, legte sich auch mit dem wenig souveränen Mattenleiter an. © Oliver Schinkewitz | Oliver Schinkewitz

So gab’s statt eines möglichen KSV-Erfolges in diesem 75-kg-Gefecht zwei weitere Teamzähler für Adelhausen, die letztlich mithalfen, dass die Badenser den Sieg (ihren dritten in der laufenden Saison) in trockene Tücher wickeln konnten. Die Wittener beschäftigen sich nun bereits mit den Planungen u. a. für die Rückserie. Durch den Stilartenwechsel werden die Karten dann noch einmal neu gemischt.

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Erkan Kaymak fällt verletzt für den weiteren Saisonverlauf aus

Was dem KSV Witten aber jetzt schon einen Strich durch einen Teil der Rechnung macht, ist die langwierige Verletzung, die sich Routinier Erkan Kaymak - der wohl dem künftigen Clubvorstand angehören dürfte - bei der Veteranen-Weltmeisterschaft zuzog. Im ersten Duell ausgerechnet gegen den früheren KSV-Ringer Tommy Lundell (Schweden) zog er sich eine Knochenabsplitterung am Ellbogen zu. „Erkan war für die Rückserie eigentlich eingeplant in der 80-Kilo-Klasse griechisch-römisch“, so Wittens Co-Trainer Klaus Eigenbrodt. Allzu viele dieser Ausfälle dürfen dem Tabellenvorletzten nicht mehr passieren, sonst wird es wohl nichts mit dem angestrebten sechsten Platz, mit dem man einem Relegationsduell gegen den Vorletzten der Südgruppe entgehen und den direkten Ligaerhalt schaffen würde.

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