Witten. Oliwia Wos hat das Fußballspielen beim FSV Witten gelernt. Jetzt wechselt sie aus den USA zum FC Zürich. Was sie beim Schweizer Top-Club vorhat.

Der nächste Schritt auf der Karriereleiter ist für Oliwia Wos einer auf die große europäische Bühne. Eine bemerkenswerte Laufbahn hat die Wittenerin im Fußball bereits mit jungen Jahren eingeschlagen.

Es ist noch gar nicht allzu lange her, da stand sie in der Jugend für den FSV Witten auf dem Platz. Jetzt hat die groß gewachsene Abwehrspielerin einen Vertrag beim Schweizer Meister FC Zürich unterschrieben - und bei dem steht sie bald sogar in der Champions League im Blickpunkt.

„Ja, schon verrückt, wie sich das in letzter Zeit entwickelt hat“, sagt die 22-Jährige. Dabei wirkt der Blondschopf wie die Ruhe selbst, doch Oliwia Wos gibt gerne zu: „Das ist natürlich schon ziemlich aufregend, bald bei einem europäischen Top-Club zu spielen.“

In dieser Woche startete das Training bei den Schweizerinnen, die von der früheren deutschen Nationalspielerin Inka Grings trainiert werden, die zuvor u. a. auch schon in der deutschen Männer-Regionalliga (beim SV Straelen) gearbeitet hat.

Oliwia Wos: Fußballerische Grundausbildung beim FSV Witten

Schon jetzt ist es ein ziemlich bewegtes Jahr für die 1,83 Meter große Fußballerin, die so viel Talent in die Wiege gelegt bekam. „Ich hab’ früher als Kind zwar auch mal Leichtathletik gemacht, aber dann bin ich relativ schnell beim Fußball hängen geblieben“, sagt die junge Frau und grinst breit. Ihre fußballerische Grundausbildung übernahm seinerzeit der FSV Witten - „und mit dem Verein bin ich heute immer noch regelmäßig in Kontakt.“

Vier Jahre lang studierte und spielte Oliwia Wos, hier im Trikot der Indiana Athletics, in den USA.
Vier Jahre lang studierte und spielte Oliwia Wos, hier im Trikot der Indiana Athletics, in den USA. © Wilmington University

Als sie jetzt für ein paar Wochen in der alten Heimat verbrachte, fragte FSV-Jugendvorstand Florian Kämpf bei Oliwia Wos an, ob sie nicht mal eine Trainingseinheit bei den D-Junioren übernehmen wolle. Kein Problem für die 22-Jährige, die gerne einwilligte und merklich ihren Spaß bei der Arbeit mit den Talenten der Blau-Weißen hatte. „Ich würde später auch gerne als Trainerin arbeiten. Das ist einfach mein Ding“, berichtet Wos.

Ihre Veranlagung ist Talentspähern nicht lange verborgen blieb. Als 15-Jährige wechselte sie zum VfL Bochum, spielte dort schon auf weit höherem Niveau für die U 17 des heutigen Bundesligisten. Schon im Jahr darauf packte Oliwia Wos ihre Siebensachen wieder zusammen und nahm das Angebot des damaligen Zweitligisten Herforder SV an, bei dem sie bis zum Sommer 2017 blieb.

Dem Trainer einer US-College-Auswahl aufgefallen

Danach blieb sie in Ostwestfalen, schloss sich aber Arminia Bielefeld an, wo die Wittenerin mit Erfolg in Liga zwei am Ball war. Inzwischen hatte die junge Frau mit den polnischen Wurzeln auch schon einige Auftritte in der U-17- bzw. U-19-Auswahl ihres Heimatlandes.

„Mit der polnischen U 19 haben wir dann 2018 ein Turnier in Ostdeutschland gespielt - da waren Island, die Schweiz und Deutschland dabei“, erinnert sich die torgefährliche Innenverteidigerin. Und bei eben diesem Wettbewerb fiel sie durch Zufall einem Trainer einer US-amerikanischen College-Auswahl auf.

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Als die Anfrage bei Oliwia Wos landete, war ihre Abenteuerlust geweckt, zumal ihr der Stellenwert des Frauenfußballs in den Vereinigten Staaten durchaus bewusst war. „Für mich war das eine großartige Erfahrung, aber eben auch eine Herausforderung“, so die 22-Jährige. Also ging es für sie ab über den Großen Teich, nach Winston Salem in North Carolina.

„So richtig gut hat’s für mich in diesem Jahr aber dort nicht geklappt, auch mit dem Trainer kam ich nicht so gut zurecht“, so Wos. Die schulischen Dinge waren ebenso kein Pappenstiel - für ihren erhofften Abschluss in Kommunikations-Wissenschaften hatte die Wittenerin, zumal jetzt durchweg Englisch gesprochen werden musste, ganz schön zu ackern.

Dass sich dann die Möglichkeit auftat, das College zu wechseln und fortan in Indiana Fußball zu spielen und die Uni-Bank zu drücken, war für Oliwia Wos ein Glücksfall.

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Drei Jahre blieb die kernige Abwehrspielerin mit dem starken linken Fuß bei den Indiana Athletics, gehörte dort zu den Stammkräften. „Früher hab’ ich mein Potenzial selbst wohl nicht so erkannt. Erst mein Trainer in Indiana hat mir das dann so vermittelt und mir die Augen geöffnet“, so Wos, die somit in den zurückliegenden beiden Jahren noch mal einen gehörigen Entwicklungsschritt vollzogen hat.

Über eine Berater-Agentur kam dann in diesem Jahr der Kontakt zum FC Zürich zustande, der auf der Suche nach einer robusten Verteidigerin war. „Das war ganz witzig, weil ich Inka Grings damals schon kennengelernt habe, als ich mal ein Probetraining bei ihrer U 19 vom MSV Duisburg gemacht habe“, erinnert sich Oliwia Wos, die dann nach recht unkomplizierten Verhandlungen einen Zwei-Jahres-Vertrag in der Schweiz unterzeichnete. „Natürlich ist auch die deutsche Bundesliga nach wie vor ein sportliches Ziel für mich. Mit einem Verein war ich auch schon konkret im Gespräch“, verrät die Wittenerin.

Jetzt aber gilt ihr Fokus ihrem neuen Club FC Zürich, der sich bald in der europäischen Königsklasse mit den Schwergewichten der Szene messen will. Die Qualifikation (18. August gegen KI Klaksvik von den Färöer-Inseln sowie am 21. August im Erfolgsfall gegen den Sieger aus Apollon Limassol gegen Riga) sollte machbar sein für Wos und ihr Team.

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Wenn sie erst mal in der Champions League Eindruck hinterlassen hat, dürfte die junge Frau auch wieder ein Thema für Polens Nationalteam sein, welches das Ticket zur EM in England verpasst hatte und zu dem sie vor einiger Zeit schon mal eine Einladung hatte.

„Mein Fokus liegt voll und ganz auf dem Fußball, und das wird auch in den nächsten Jahren so sein. Meine Eltern“, sagt Oliwia Wos stolz, „sind meine größten Fans. Du brauchst in dem Metier jemanden, der an dich glaubt. Aber du musst auch selbst hart an dir arbeiten - ich tue das aber gerne.“