Riegelsberg. Von den starken DM-Auftritten der Wittener Ringkämpfer zeigt sich auch KSV-Witten-Trainer Dülger beeindruckt. Wem er eine große Laufbahn zutraut.
Vier Aktive aus dem Aufgebot bzw. aus dem Bundesliga-Kader des KSV Witten 07 waren bei den Deutschen Meisterschaften im freien Stil auf der Matte. Deren Ausbeute hätte besser kaum sein können: Drei Mal gab’s im saarländischen Riegelsberg eine Bronze-Medaille zu feiern - hier und da kam dabei selbst der neue Trainer aus dem Staunen nicht mehr heraus.
„Ganz ehrlich, das war absolut grandios, was unsere Sportlerinnen und Sportler dort gezeigt haben“, lobte Samet Dülger, der inzwischen als Chefcoach beim siebenmaligen Deutschen Mannschaftsmeister in Amt und Würden ist, die Auftritte bei den Titelkämpfen. Keine Frage, dass man hier und da durchaus mit einer vorderen Platzierung gerechnet hatte. Dass es dann aber gleich so gut läuft und mehrere Treppchenplätze herausspringen, das war schon aller Ehren wert.
KSV Witten auch bei der Frauen-DM auf dem Siegerpodest
Nach inzwischen vierjähriger Abstinenz von der großen nationalen Bühne glückte etwa Viviane Herda bei der DM der Frauen ein exzellentes Comeback. Die 24-Jährige ging in der Klasse bis 62 Kilogramm an den Start. Dort war das Teilnehmerfeld zwar mit fünf Ringerinnen recht überschaubar, vom Niveau her aber war es schon recht anspruchsvoll. „Dass Viviane gleich im ersten Kampf gegen die Vize-Europameisterin antreten musste, war natürlich keine leichte Aufgabe. Aber sie hat das dennoch ordentlich gemacht“, so Samet Dülger zu Herdas Duell mit Luisa Niemesch (Weingarten), die letztlich ohne einen technischen Punkt abzugeben Gold holte.
Die Wittenerin unterlag vorzeitig mit 0:10, deutete ihre Qualitäten aber durchaus an. Die konnte sie dann in Kampf Nummer zwei voll einbringen, den sie gegen Adelheid Przybylak (Regensburg) nach einem 4:4 wegen der letzten errungenen Wertung gewann.
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Dadurch offenbar beflügelt gewann Herda im Anschluss auch gegen Luisa Scheel (Warnemünde), diesmal sogar vorzeitig per Schultersieg. „Auch den letzten Kampf hätte sie durchaus noch packen können, aber ein wenig war sie da schon müde“, so Dülger über den intensiven „Arbeitstag“ der KSV-Sportlerin, die nach dem 1:6 gegen Elena Sell (Gailbach) die Bronze-Medaille in Empfang nehmen durfte. „Ich bin wirklich stolz auf das, was Viviane geleistet hat. Nach ihrer Verletzung damals war ja fraglich, ob sie überhaupt wieder auf dem Niveau würde ringen können“, so KSV-Coach Dülger, selbst ehemals ein herausragender Freistil-Kämpfer.
Wittens Coach Dülger schwärmt von Eigenbrodt-Auftritten
Der sogar noch eine Spur beeindruckter war nach den Auftritten des gerade 18-jährigen Gregor Eigenbrodt, der grundsätzlich sogar noch zum Juniorenbereich zählt. Doch in seinem Turnier gegen die besten 74-Kilo-Ringer des Landes unterstrich er, dass er in den vergangenen Monaten mit Erfolg weiter an sich gearbeitet hat. „Gregor hat eine tolle Entwicklung durchgemacht. Er ist hier über sich hinausgewachsen. Ich habe mit dem Bundestrainer gesprochen, auch er war sehr angetan von Gregors Vorstellungen“, verriet der KSV-Coach.
Zum Einstieg gab’s am Morgen ein 11:10 gegen den routinierten Lennard Wickel aus Luckenwalde. Kurz vor Schluss lag der Wittener da noch im Hintertreffen, gelangte dann aber mit einer blitzschnellen Aktion noch mal in die Oberlage und schnappte sich die zum Sieg nötigen Zähler. „Ich habe Gregor auch bei der Junioren-DM gesehen - das hier aber war wesentlich stärker von ihm“, so Dülgers Lob für den Youngster, der Kampf Nummer zwei gegen Alexander Jakob (Heilbronn) sicher mit 6:2 gewann, damit ins Halbfinale einzog. „Da lief es dann leider etwas unglücklich für ihn. Man merkte, dass ihm da noch die Erfahrung fehlt“, so der Trainer des Bundesliga-Teams nach dem 1:5 gegen Lucas Kahnt (Thalheim).
Kildau wird lediglich im Halbfinale gebremst
Im Kampf um Rang drei gegen Patrick Käppeler (Taisersdorf) am Sonntagmorgen hatte Eigenbrodt dann aber wieder die nötige Frische, siegte unangefochten mit 11:2 und hatte Edelmetall sicher. „Gregor ist total fokussiert, lässt sich überhaupt nicht ablenken und setzt alles um, was man ihm vorgibt“, so Dülger über den DM-Dritten, der gerade noch sein Abitur baut. Und eine Prognose schob er gleich hinterher: „In ein paar Jahren wird Gregor seine Gewichtsklasse in Deutschland dominieren, da bin ich ganz sicher. Was er hier für Kämpfe gezeigt hat - dabei hab’ ich einige Male ‘ne richtige Gänsehaut bekommen.“
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Bronze-Medaille Nummer drei gab’s in der Klasse bis 92 Kilogramm zu feiern. Kiril Kildau, Bundesliga-Ringer des KSV Witten 07, im Einzel aber startberechtigt für Neuss, hinterließ gegen die bisweilen deutlich ältere Konkurrenz auch einen bleibenden Eindruck. „Eigentlich reicht ihm in seiner Klasse in Deutschland jetzt schon keiner das Wasser. Kiril gehört absolut die Zukunft“, sagt der frühere Deutsche Meister Samet Dülger - sein Urteil ist da schon sowas wie ein Ritterschlag.
Bronzekampf geht mit 12:2 an Wittens 92-Kilo-Ass
Kildau fertigte in der Gruppenphase Franco Büttner (Luckenwalde) ebenso technisch überlegen mit 10:0 ab wie Dominik Ehrismann (Weingarten). Vor dem Halbfinale gegen den Heilbronner Andre Timofeev hatte er dann allerdings eine enorm lange Pause. „Dadurch kam er ein wenig aus dem Rhythmus, war offensichtlich ein wenig platt“, so Dülgers Mutmaßung nach der 2:4-Niederlage, die er für total unnötig hielt. „Wenn er frisch gegen diesen Gegner ringt, gewinnt er das Ding - ganz sicher.“
Timofeev verlor am Sonntag das Finale gegen Johannes Meyer (Kelheim) mit 3:6. Gegen Meyer hatte Kildau im Vorjahr die Junioren-DM in Rimbach per Schultersieg gewonnen. „Klar hätte er auch hier gerne gegen ihn gekämpft“, so der Trainer. Allerdings sollten sich dazu in Zukunft noch mehrere Gelegenheiten auftun. Im Bronzekampf - erneut gegen Franco Büttner - war Kildau jedenfalls wieder eine Klasse für sich. Mit 12:2 siegte er problemlos vorzeitig und schnappte sich das Edelmetall.
Einmal mehr Lospech für Justus Eigenbrodt
Bei Justus Eigenbrodt (Klasse bis 65 kg) war es vor allem einmal mehr das fehlende Losglück, das einen längeren Turnierverbleib verhinderte. Er musste gleich zu Beginn gegen Nico Zarcone (Riegelsberg) auf die Matte, einen der Medaillenanwärter. Der Wittener startete durchaus selbstbewusst, hatte gleich gute Aktionen. „Drei Minuten lang hat er das wirklich stark gemacht“, lobte Dülger. Dann aber setzten sich Erfahrung und Klasse Zarcones durch, der mit 11:0 klar gewann, später Dritter wurde.
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