Witten. Nach 30 Jahren sehen sich die ehemaligen Jazztänzerinnen der Sport-Union Annen wieder. Die Choreographien von damals sind flott einstudiert.

Schon von weitem hört man: Da haben sich einige viel zu erzählen. Nach über 30 Jahren hat sich das „Jazzdance-Team“ wiedergetroffen. Und auch wenn an diesem Nachmittag nicht alle Jazz-Mädels von einst beisammen sind, so minderte es nicht die große Wiedersehensfreude: Elf ehemalige Jazz-Tänzerinnen der Sport-Union Annen haben endlich einen Termin gefunden – und nicht, um einfach nur zwischen einem Kaffee und Sektchen in Erinnerungen zu schwelgen. Ganz im Gegenteil: Sie haben sich fest vorgenommen, die Tänze von einst wieder aufleben zu lassen.

Doch wie ist es überhaupt dazu gekommen? Gerade zu Corona-Zeiten? „Der Lockdown hatte hier auch etwas Gutes“, sagt Andrea Lau, die ihre „Trainierbar“ am Haldenweg gerne als Treffpunkt zur Verfügung gestellt hat. „Bei meinen Online-Kursen hat Heike mitgemacht. Sie wohnt in Mexiko-City. Und dadurch kam dann der Gedanke, sich hier wieder mal mit allen zu treffen.“ Dann, wenn sich die Möglichkeit ergibt und nicht nur Heike Thomas ihre Heimat Witten besucht, sondern alle einen Impftermin hatten. „Wir freuen uns total, dass es nun auch unter Corona-Bedingungen geklappt hat“, erzählt Tatia Haupt (52).

Gemeinsames Schwelgen in Erinnerungen

Zurück zum Tanzen. An diesem Nachmittag in Heven haben sich alle einen schwarzen Sportdress angezogen und sind bereit. Doch bevor es losgeht, steht die Videoanalyse an. Nicole Hildebrandt (48) hat viel Zeit investiert und von den alten VHS-Kassetten die Tänze von damals abgefilmt – die richtigen Lieder dazu hat sie in einer Playlist gespeichert. Schon bei den ersten Sequenzen können sich die „SUA-Mädchen“ das Grinsen nicht verkneifen. „Oh nein!“, „Guck mal.“ Man glaubt, spaßiger kann es eigentlich kaum noch werden.

Kann es aber wohl: Als Daniela Hohmeier (53) ein altes Fotoalbum rausholt und blättert. Oder als die Mädels anfangen zu tanzen. „Wir fangen auf dem Boden an“, sagt Nicole Hildebrandt. Und Andrea Lau ruft: „Runter geht immer, Mädels. Aber sachte: Das ist schließlich Ü 50 und Long-Covid.“ Und ehe sie sich versehen, sind die ersten Schritte vom Tanz „Axel F.“ gemacht. Ohne großes Chaos und mit viel Leidenschaft. „Als hätten wir nie etwas anderes gemacht“, sind sie sich einig. Haben viele auch tatsächlich nicht. Fast die Hälfte der früheren SUA-Tänzerinnen hat aus ihrem Hobby heraus eine Berufung gefunden – zwischen Sporttrainerin und Musical-Studium ist alles dabei.

Trockenübungen, bis die Schrittkombinationen passen

Hochkonzentriert geht es weiter. „Beethoven“ und auch „Riding on the train“ werden genau unter die Lupe genommen. Die elf Frauen sind begeistert von ihren damaligen Auftritten. Wer hat die Jazz-Mädchen denn damals trainiert? „Das waren mehrere“, sagt Andrea Lau und fügt schmunzelnd hinzu: „Wir waren untrainierbar.“ Dafür hat Sabine Habermann (50) alles im Blick. „Eins, zwei, drei und vier. Hoch, tief – rechts und . . .“, gibt sie beim Takt die Schritte an. „Von Drei bis Sechs machen wir das noch mal.“ Und auch nach nur wenigen Trockenübungen sitzen die Bewegungen. „Das ist sensationell, dass wir das so noch hinbekommen“, tanzen sie hochkonzentriert und mit einem Lächeln im Gesicht. Und das bis in den späten Abend hinein . . .