Tallinn (EST). Ihre Langdistanz-Premiere feiert Anna Schaefer (PV-Triathlon Witten) in Estland. Die Sprockhövelerin ist gut vorbereitet. Auch ihr Mann tritt an.

Bange machen gilt nicht. Auch nicht vor den 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und dem abschließenden Marathon. „Aufgeregt bin ich ja schon, aber ich freue mich auch drauf“, sagt Anna Schaefer, die am Samstag in Estlands Hauptstadt Tallinn ihren ersten Ironman bestreiten wird. Auch ihr Mann Till wird früh morgens an der Startlinie stehen – doch für den ist sowas ja inzwischen schon Gewohnheit.

„Ich glaube, besser vorbereitet als Anna auf so einen Ironman kann man kaum sein“, spricht der erfahrene Triathlet seiner Ehefrau Mut zu. Und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Sie ist ein Wettkampftier, ich mache mir da keinen Kopf.“ Einzig das Wetter könnte der ehemaligen Handballerin des TuS Bommern, die als Leichtathletin in Breckerfeld erfolgreich war, die Laune am Samstag im Baltikum verhageln. „Für morgen ist Regen angesagt, dazu noch starker Wind. Das ist auf so einer flachen Strecke mit einem langen, geraden Teilstück gegen den Wind natürlich schwierig. Da spielt dann auch die Psychologie eine Rolle“, so Till Schaefer.

Letzte Trainingseinheiten in Schweden absolviert

Er selbst hat sich in Tallinn eine Zeit von unter neun Stunden für seine neunte Langdistanz zum Ziel gesetzt. „Dazu muss aber alles zusammenkommen und der Wettkampf optimal verlaufen“, sagt der Sprockhöveler. „Bei einer Langdistanz kann sehr viel passieren, und mein Ziel muss es sein, möglichst lange die Geduld zu bewahren, um nicht zu früh zu viel Gas zu geben.“

Noch einmal spontan das Wasser in Estland testen - dann kann es am Samstagmorgen losgehen für Anna und Till Schaefer (PV-Triathlon Witten).  
Noch einmal spontan das Wasser in Estland testen - dann kann es am Samstagmorgen losgehen für Anna und Till Schaefer (PV-Triathlon Witten).   © Schaefer

Schon am 21. Juli fuhr das Triathleten-Ehepaar zu Hause los, verbrachte erst zehn Tage in Schweden, um dort die letzten Einheiten zu absolvieren, zu regenerieren und sich ein wenig von der Gegend anzuschauen. Von Tallinn selbst sind Anna und Till Schaefer sehr angetan. „Die Stadt ist wunderschön, die Menschen sind außergewöhnlich gastfreundlich“, so der 36-Jährige.

„Insgesamt sind wir beide fit und freuen uns darauf, nach langer Zeit wieder an einem großen Rennen teilnehmen zu können.“ Ursprünglich hatten die Schaefers für einen Ironman in Spanien gemeldet, der allerdings wurde verschoben. „Dann haben wir uns den Wettkampf in Tallinn ausgesucht – der passt auch noch genau in die Ferienzeit“, sagt der Sprockhöveler. Kopenhagen oder Frankfurt wären keine Alternativen gewesen, da sich das Lehrer-Ehepaar dann um Sonderurlaub hätte kümmern müssen.

Größte Stärke von Anna Schaefer ist das Laufen

Anna Schaefer hat sich akribisch vorbereitet auf ihre Landistanz-Premiere, mit ihrem Trainer Florian Hanakam (Endurance Fingerprint) arbeitete sie vor allem an den langen Ausdauer-Teileinheiten. „Ich habe schon ein paar Testwettkämpfe gemacht, aber da hatten nie alle drei Teildisziplinen die Länge eines Ironman“, sagt die 34-Jährige. In Sachen Material ist sie ohnehin bestens präpariert für das Rennen in Tallinn, hat sich vor gut einem Jahr ein hochwertiges Rennrad (Spitzname „Speedy“) zugelegt – das kann auf einer solchen Strecke schon mal einiges ausmachen. Denn beim Schwimmen wird sie nicht weit vorne aus dem Wasser kommen – dafür hat sie ihre Stärken auf dem Rad und vor allem auf der Laufstrecke. „Ich denke, unter elf Stunden sollte ich bleiben können“, sagt Anna Schaefer. Und vielleicht begegnet sie in der vorletzten von vier Laufrunden ja ihrem Ehemann kurz bevor der ins Ziel kommt. „Dann sehen wir uns immerhin mal, das würde ich mir wünschen.“

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Und wenn das Ehepaar Schaefer schließlich seine Zeit samt Platzierung kennt, dann können sich Anna und Till auch mit dem Thema Ironman-WM auf Hawaii befassen. „In Tallinn werden mehr Plätze als sonst vergeben, da das Rennen in Kona für 2021 noch nicht so viele Starter hat“, sagt der 36-Jährige. Fraglich sei bislang nur, ob die USA dann weiter an einem Einreiseverbot festhalten. „Sollte man aber einen möglichen Startplatz durch das Ergebnis von Samstag annehmen, muss man gut 1000 Dollar direkt zahlen. Wenn man dann nicht einreisen kann, verfällt der Startplatz und das Geld ist weg“, dessen müsste man sich bewusst sein, sagt Till Schaefer. Innerhalb von 48 Stunden sei diese Entscheidung zu treffen. Da ist ein Ironman jedenfalls deutlich schneller vorüber - ob mit Regen oder ohne.