Witten. Marcel Böttger hat die Paralympics-Norm noch immer nicht geknackt. In Leverkusen startet der Wittener am Freitag seinen nächsten Versuch.
Ganz nah dran an seinem großen Ziel, der Qualifikation für die Paralympics in Tokio, war Leichtathlet Marcel Böttger bereits. Bei den Europameisterschaften in Polen verpasste er die Norm über 100 Meter nur um sieben Hundertstel. Eine letzte Möglichkeit, die geforderte Zeit zu laufen, bietet sich nun am Freitag bei einem Sportfest in Leverkusen.
Bei 10,95 Sekunden blieb die Stoppuhr vor drei Wochen beim EM-Vorlauf im polnischen Bydgoszcz stehen - erstmals blieb der sehbehinderte Wittener Marcel Böttger (28) gemeinsam mit seinem Guido Alexander Kosenkow (44) unter der Elf-Sekunden-Marke. Eine herausragende Zeit für einen Sprinter, der gerade mal über zwei Prozent Sehvermögen verfügt. „Das ist schon beeindruckend, wozu Marcel in der Lage ist. Ich muss ja selbst schon sehr professionell trainieren, um überhaupt mit ihm mithalten zu können“, sagt der frühere Spitzen-Leichtathlet Kosenkow, der mehrfach Deutscher Meister war, mehrere EM-Medaillen holte und 2008 mit der deutschen Sprintstaffel das olympische Finale in Peking erreichte und Fünfter wurde.
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Starke Zeiten auch in Sonsbeck gelaufen
„In diesem Vorlauf hat einfach alles super funktioniert“, so Kosenkow, der seit März 2019 Böttger bei seinen Rennen begleitet, ihm da gewissermaßen als Orientierung dient. Dass es im Finale in Polen nach 11,10 Sekunden nur zu Rang vier und nicht zu einer Medaille reichte, das hat das Duo, welches regelmäßig gemeinsam im Wittener Wullenstadion trainieren, inzwischen abgehakt. Bei einem weiteren Wettkampf im Dortmunder Stadion Rote Erde langte es wieder nicht zur offiziell geforderten Norm - mit 11,08 Sekunden war Böttger aber auch dort wieder schnell unterwegs. Bei einem Sportfest in Sonsbeck am Niederrhein sprintete er dann sogar alleine, kam auf 11,20 Sekunden über 100 und auf 22,52 Sekunden über 200 Meter. „Jetzt am Freitag in Leverkusen müssen wir noch einmal Gas geben“, sagt Kosenkow.
Allerdings, so der 44-Jährige aus Steinfeld, der nach wie vor für den TV Wattenscheid 01 startet, gibt es noch eine kleine Hintertür für das Duo, sollte es auch jetzt nicht zur Norm reichen. „Es kann auch der Weltranglistenplatz zur Bewertung herangezogen werden, außerdem ginge es auch noch um einen Staffelplatz. Am Wochenende werden wir auf jeden Fall schlauer sein“, so Kosenkow, der allemal großen Respekt vor der sportlichen Leistung des Wittener Behindertensportlers hat. „Man muss bedenken, dass einige seiner Konkurrenten bei fünf Prozent Sehvermögen liegen und damit ihm gegenüber Vorteile haben. Marcel ist auf einen Guide angewiesen - das macht’s umso schwieriger für ihn.“
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Europaweit liegt Böttger mit seinen 10,95 Sekunden aktuell auf Rang zwei der schnellsten Sprinter seiner Startklasse T 12. „Weltweit sind auch nur drei, vier Leute schneller - ein Amerikaner läuft um die 10,60 Sekunden“, weiß Kosenkow. „Unsere Planung ist ohnehin ganz auf Tokio ausgerichtet. Ende August müssen wir da unsere bestmögliche Form abrufen“, sagt der 44-Jährige.