Senftenberg. Mit der Silbermedaille haben sich die Judoka der SU Annen beim Bundesliga-Finalturnier in Senftenberg belohnt. An Hamburg führte kein Weg vorbei.

Für die Judoka der Sport-Union Annen sprang am Samstag in Brandenburg überraschend die Silbermedaille beim Bundesliga-Finalturnier heraus. Nur an einem Kampftag wurde in der Niederlausitzhalle von Senftenberg der Nachfolger für Rekordmeister TSV Abensberg ermittelt. Das Hamburger Judo-Team war dabei das Maß aller Dinge, die Schützlinge von Annens Trainer Stefan Oldenburg schalteten im Semifinale nahezu sensationell den KSV Esslingen aus.

Die Annener Kampfsportler starteten mit einem ganz starken Auftritt - allerdings auch gegen einen überforderten Kontrahenten. Gegen den TV Erlangen mussten die Wittener erstmals in der Bundesliga ‘ran, gewannen das Duell im Modus „Jeder gegen jeden“ locker mit 7:0. Alessio Murrone machte im 60-kg-Limit den Anfang, danach folgten ebenfalls sichere Ippon-Triumphe für Leon Philipp und dem Niederländer Matthijs van Harten. In der 81-kg-Klasse landete dessen Landsmann Jim Heijman einen Sieg mit dem sehenswertesten Wurf des Vormittags (Uchi-mata) - mit diesem 4:0 stand der Erfolg im Auftaktkampf bereits fest. Dass es ein makelloser Sieg wurde, dafür sorgten Martin Matijass, Max Strote bei seinem Comeback nach langer Wettkampfpause und Schwergewichtler Jonas Schreiber, der mit Erlangens Kai Brandes den besten Akteur der Franken zum 7:0-Endstand bezwang.https://www.waz.de/sport/lokalsport/witten/saisonhoehepunkt-fuer-su-annen-kaltstart-auf-der-judomatte-id230615662.html


Knappe Entscheidungen gegen Strote und Ansah

Im zweiten Aufeinandertreffen hatten es die SUA-Judoka dann mit einem der Titelfavoriten zu tun. Letztlich erwies sich der mehrfache Deutsche Meister Hamburger JT auch als zu stark. Jens Malewany war aufgerückt ins 66-kg-Limit, unterlag dort per Haltegriff gegen Yerrick Schriever. Auch sein Bruder Tim ging dann gegen Ferdinand Karapetian leer aus. Doch die SUA kam zurück, egalisierte durch Jim Heijman und Martin Matijass. Eine fragwürdige Wertung zugunsten des Hamburgers Dario Kurbjeweit-Garcia (-100 kg) sorgte dann für dessen Sieg gegen Max Strote. Und auch das Schwergewichts-Duell zwischen Ferdinand Ansah und dem Georgier Gela Zaalashvili ging an die Hanseaten. Dabei hätte auch nach Ansicht der Annener die erste Waza-ari-Wertung wohl an den SUA-Niederländer gehen müssen. Beim Zwischenstand von 2:4 war die Vorentscheidung also bereits gefallen, zum Abschluss unterlag dann Alessio Murrone im 60-kg-Kampf dem Ex-Annener Moritz Plafky, der das 5:2 der Nordlichter sicherstellte.https://www.waz.de/sport/lokalsport/witten/

Verlor nach Führung gegen Potsdams Tatsuto Shima: Leon Philipp (re.) von der SU Annen.
Verlor nach Führung gegen Potsdams Tatsuto Shima: Leon Philipp (re.) von der SU Annen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann


Einen optimalen Start erwischten die Annener Judoka gegen Ausrichter KSC Asahi Spremberg. Die Niederländer Matthijs van Harten und Jim Heijman gewannen ihre Kämpfe ganz überlegen, auch Martin Matijass (-90 kg) machte gegen Elias Kroll wenig Federlesen - damit hieß es bereits 3:0. Erst Max Strote musste nach einem ganz engen Duell dem Polen Kacper Szczurowski gratulieren. Im Schwergewicht machte dann aber Jonas Schreiber den Sieg für die SU Annen klar, indem er im „Golden Score“ die Oberhand gegen Tomasz Domanski behielt. Nur noch statistischen Wert hatte die 60-kg-Niederlage von SUA-Talent Alessio Murrone gegen Hratschik Latschinian. Im abschließenden Vergleich der 66-Kilo-Klasse schnappte sich Leon Philipp den Punkt zum 5:2-Endstand gegen Sprembergs Lucas Gerlach.

Enges Duell gegen UJKC Potsdam endet mit 2:5-Pleite

Im ewig jungen Duell mit dem UJKC Potsdam hatte es Jim Heijman zum Auftakt eilig, holte den ersten Waza-ari schon nach rund 30 Sekunden. Wenig später machte er den Siegpunkt klar durch einen blitzartigen Tomoe-nage. Gegen den starken Ungarn Krisztian Toth musste Martin Matijass in den „Golden Score“, kassierte dort die zweite Bestrafung und dann nach knapp acht Minuten Kampfzeit auch die dritte - Disqualifikation und Ausgleich für die Brandenburger. Max Strote (-100 kg) glückte ein schöner Seoi-nage gegen Marvin Belz, der zur 2:1-Führung reichte. Mit DJB-Auswahlkämpfer Erik Abramov hatte Ferdinand Ansah eine harte Nuss zu knacken. Zu hart offenbar: Nach gut einer Minute erwischte der Potsdamer den SUA-Judoka per Fußstoppwurf - das 2:2. Annens Youngster Alessio Murrone musste gegen Felix Schummel im „Golden Score“ bitteres Lehrgeld zahlen, wollte zu viel und wurde prompt vom erst 16-Jährigen ausgekontert. Dass die SUA gänzlich leer ausging, lag dann an der überraschenden Niederlage von Leon Philipp gegen den Japaner Tatsuto Shima. Der Annener führte, ließ sich dann aber in einem unbedachten Moment in einen Haltegriff einschnüren. Zum Abschluss verlor auch Nicki Graczyk im „Golden Score“ nach über acht Minuten gegen Georg Siegemund.https://www.deutsche-judo-bundesliga.de/startseite

Zum Abschluss der Vorrunde bezogen die Annener auch gegen den Mitfavoriten KSV Esslingen eine 2:5-Niederlage. Lediglich Jonas Schreiber im Schwergewicht und Martin Matijass (gegen den ehemaligen Deutschen Meister Dino Pfeiffer) konnten ihre Kämpfe gewinnen. Die beiden Niederländer Matthijs van Harten und Jim Heijman (gegen den iranischen Ex-Weltmeister Saeid Mollaei, der inzwischen die mongolische Staatsbürgerschaft besitzt) unterlagen in den entscheidenden Duellen.

Grandioser Annener Sieg nach Heijmans Triumph gegen Ex-Weltmeister

In der Zwischenrunde waren die Judoka der SU Annen gegen den KSC Asahi Spremberg nach dem klaren Sieg beim ersten Aufeinandertreffen der Favorit. Dieser Rolle wurde das Team aus der Ruhrstadt auch gerecht, setzte sich glatt mit 5:2 durch. Allerdings lagen die Annener zunächst mit 1:2 im Hintertreffen, nachdem Max Strote und Alessio Murrone (trotz Waza-ari-Führung) ihre Duelle verloren hatten. Zwischendurch schaffte Jonas Schreiber mit einer Energieleistung den 1:1-Ausgleich. Auf die Top-Akteure der Wittener war gegen Spremberg Verlass. Leon Philipp besorgte per Haltegriff das 2:2, die Niederländer van Harten und Heijman schafften mit ihren Siegen die Vorentscheidung, Martin Matijass machte mit dem 5:2 per Ippon den Deckel drauf.

Siegerjubel nach einem packenden Fight: Jim Heijman (li.) hatte sich gegen Ex-Weltmeister Saeid Mollaei (Esslingen) durchgesetzt und machte den Weg ins Finale für die SU Annen frei.
Siegerjubel nach einem packenden Fight: Jim Heijman (li.) hatte sich gegen Ex-Weltmeister Saeid Mollaei (Esslingen) durchgesetzt und machte den Weg ins Finale für die SU Annen frei. © Thomas Wetzel | Thomas Wetzel

Mit dem KSV Esslingen war in der Vorschlussrunde allerdings nicht gut Kirschen essen. Nach nur 43 Sekunden gab sich Jonas Schreiber gegen den Altinternationalen Dimitri Peters geschlagen, Alessio Murrone verlor in Führung liegend gegen Fabian Hässner, weil er drei Strafen kassierte, viel zu passiv agierte. Annens ersten Zähler verbuchte Leon Philipp (-66 kg), der Niederländer van Harten glich dann nach knapp acht Minuten im „Golden Score“ per Haltegriff gegen Dzavbatyrov aus. Für einen Paukenschlag sorgte Jim Heijman, der Ex-Weltmeister Mollaei nach nur 44 Sekunden eiskalt per Fußtechnik erwischte - das 3:2. Den vierten und entscheidenden Punkt für die SUA holte Martin Matijass, der den in Führung liegenden Louis Mai zum 4:2 abwürgte. Finalgegner Hamburger JT hatte zuvor den UJKC Potsdam glatt mit 6:1 ausgeschaltet. „Das war ein absolutes Brett, was Jim da hingehauen hat“, lobte Stefan Oldenburg seinen Judoka. „Wir haben vorher schon gesagt, ab dem Halbfinale ist alles Zugabe, weil wir die Medaille schon sicher haben. Jetzt auch noch das Finale kämpfen zu können, ist sensationell.“ Zuletzt hatten die Wittener 1988 einen Bundesliga-Endkampf erreicht.

Bundesliga-Debüt für Erik Hobein im Kampf um Gold

Mit den Hamburgern hatten die SUA-Judoka in der Vergangenheit schon so manchen Strauß ausgefochten, ein so wichtiges Duell aber gab’s zwischen den Clubs noch nie. Tolle Geste von Trainer Oldenburg, gerade da Youngster Erik Hobein seine Erstliga-Premiere zu ermöglichen. Auch wenn diese extrem kurz ausfiel: Nach 17 Sekunden wurde er per Tomoe-nage von Moritz Plafky geworfen. Nicht zu erwarten war, dass Leon Philipp gegen Yerrick Schriever auch schnell (mit zwei Waza-ari-Wertungen) verlor. Matthijs van Harten (-73 kg) zwang den Europameister von 2018, Ferdinand Karapetian (Armenien), in die Verlängerung, unterlag aber nach fast sieben Minuten - das 0:3 aus SUA-Sicht. Hamburgs Titelgewinn stand fest nach dem Sieg per Würgegriff von Dominic Ressel (-81 kg; EM-Zweiter von 2017) gegen Aeneas Paul. So wurde es letztlich ein zu einseitiges Finale, da auch Jim Heijman und Max Strote (im „Golden Score“) leer ausgingen. Den letzten Kampf des Abends bestritt Schwergewicht Jonas Schreiber, dem gegen den bulligen Gela Zaalishvili auch nicht der Ehrenpunkt vergönnt war - Endstand damit 7:0 für den neuen Titelträger aus Hamburg, aber dennoch große Freude im Lager der Annener Silber-Gewinner.


Die Ergebnisse der SU Annen:

SUA - TV Erlangen 7:0

SUA - Hamburger JT 2:5

SUA - KSC Asahi Spremberg 5:2

SUA - UJKC Potsdam 2:5

SUA - KSV Esslingen 2:5


Zwischenrunde:

SUA - KSC Asahi Spremberg 5:2


Halbfinale:

SUA - KSV Esslingen 4:3


Finale:

SUA - Hamburger JT 0:7