Witten. Das Online-Rennen war eine gute Idee, doch einige Athleten hatten mit höheren Mächten zu kämpfen, die die Vergleichbarkeit in Frage stellen.
Es war ein holpriger Start, den die Triathlon-Bundesliga hinlegte. Über die Online-Plattform Zwift hatte die Deutsche Triathlon-Union (DTU) zum virtuellen 40-Kilometer-Radeln gerufen, bei dem es auch keine offiziellen Ergebnisse gab. Die Athletinnen und Athleten folgten, auch die vom Triathlon Team der SG Witten. Der Wettkampf an sich sorgte bei den Topsportlern für Freude, die technischen Schwierigkeiten hingegen auch für Frust.
„Ich fand es cool, man war in einem Tunnel. Es war schon sehr rennähnlich“, sagt Hanna Jung, die für die Wittener Damen in die Pedale trat und im heimischen Wohnzimmer schwitzte. Allerdings: „Nach 22 Kilometern ist mein Internet abgebrochen, weshalb ich das Rennen nicht zu Ende gefahren bin. Das war schon echt sehr ärgerlich“, so Jung. Ein Problem, das mehrere hatten.
Die Verzögerung macht es schwer
Auch die Unterschiede zu einem Rennen auf der Straße seien enorm gewesen, sagt Jung. Man habe „von Anfang an gemerkt, dass es etwas Anderes ist. Man ist alleine, sieht nur die anderen Athleten. Bei einem normalen Rennen fährt man Schulter an Schulter und sieht, dass es einer anderen Athletin nicht so gut geht, sodass ich eine Attacke starten könnte. Das geht hier nicht“, so die Wittener Nachwuchssportlerin.
Vor allem an die Verzögerung musste sie sich zunächst einmal gewöhnen. Denn „im normalen Rennen merkt man, wenn eine neben einem ist. Hier rauscht sie einfach vorbei. Ich bin schon fünf Sekunden am sprinten, bis mein Avatar auch sprintet.“ Ein Problem, dass vor allem beim Start wichtig ist. Denn wenn es die Athletinnen da verpassen, schon Vollgas zu geben, bevor ihr virtueller Charakter loslegt, sind sie längst hintendran.
Marlene Gomez hatte anders als Jung keine Probleme mit der Verbindung. Sie sagt, dass das Rennen als Trainingseinheit „super Spaß“ gemacht habe, vor allem weil sie „noch nie so ein langes Rennen bei Zwift gefahren“ sei. „Das war schon eine andere Herausforderung. Aber die sportliche Leistung muss man schon differenziert betrachten, weil die Vergleichbarkeit einfach nicht gegeben ist. Es fahren auch Männer mit und man fährt auf unterschiedlichen Rollen, das kann man überhaupt nicht mit einem realen Rennen vergleichen“, so Gomez.
Marcel Bolbat und Jan Straatmann mit guten Werten
Auch bei den Männern sorgten die technischen Probleme für Unmut. Marcel Bolbat berichtet, dass er sich schon früh im Rennen, bei Kilometer drei, plötzlich nur noch alleine auf dem Bildschirm gesehen habe. Die Gruppe in der er mitfuhr, war verschwunden. Somit konnte er auch nicht einschätzen, wie schnell er nun fahren muss. Das Problem hielt 90 Sekunden an. Im Triathlon eine Ewigkeit. Und als das Bild wiederkehrte „war die Lücke zu groß“, so Bolbat.
Besonders bitter: Anhand der starken Werte - unter anderem trat er 5,11 Watt pro Kilogramm - wäre es wohl ein guter Wettbewerb für ihn geworden. Zwar fuhr er das Rennen zu Ende, quälte sich nach den technischen Problemen aber nicht mehr komplett. „Das Problem hatten wohl mehrere. Ansonsten gab es aber keine Schwierigkeiten. Es ist schon ein anderer Charakter und nicht wie in einem richtigen Rennen aber die Motivation ist da und es ist cool, dass man wieder mit anderen fährt“, so Bolbat, der nun auf das Swim & Run Rennen am 26. Juli hofft.
Das gilt auch für Jan Straatmann, dessen technische Probleme während des Wettkampfes zwar nicht ganz so enorm waren, bei dem allerdings auch zwei Mal die Verbindung des IPads abbrach. „Dann verbindest du neu, es geht wieder, aber die Gruppe ist weg. Ich glaube schon, dass ich vorne hätte mitfahren können“, so Straatmann, der die Idee des Online-Wettbewerbes gut findet, die Umsetzung aber noch für verbesserungswürdig hält. Denn die Vergleichbarkeit ist durch andere Rollen, verschiedene Kalibrierungen und unterschiedliche Radmessungen nicht gegeben. „Und man kann auch sein Gewicht verringern, theoretisch. Es hat Spaß gemacht, mehr ist es aber auch nicht“, so Straatmann.
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