Düsseldorf/Witten. Steiler Aufstieg für Tischtennis-Schiedsrichter Ralf Simon (DJK Blau-Weiß Annen): Der Wittener leitet künftig regelmäßig internationale Partien.

Ralf Simon ist fast in der höchsten Liga der Tischtennis-Referees angekommen. Anfang April hat der 51-Jährige von der DJK Blau-Weiß Annen die Prüfung zum „International Umpire“ (IU), dem internationalen Schiedsrichter, bestanden und wird nun neben seinen Einsätzen in den deutschen Top-Ligen noch öfter außerhalb von Deutschland das Sagen am grünen Tisch haben.

Nach nur sechs Jahren hat Simon den Sprung auf die zweithöchste Ebene geschafft. Begonnen hatte er als Verbandsschiedsrichter, der die Spiele bei kleineren Turnieren und in der Ober- und Regionalliga leitete. Weiter ging es als Nationaler Schiedsrichter (NSR), als der er in den Bundesligen und auch bei höherrangigen Turnieren eingesetzt wurde. Lediglich noch die so genannten „Blue Badges“ stehen über dem International Umpire, erklärt Simon: „Von denen gibt es in Deutschland nur 16, und dabei sind wir ein sehr großer Verband.“ Die Prüfung fand wegen Corona online im eigenen Wohnzimmer statt: „Ich musste in 60 Minuten 50 Fragen beantworten. Die Internet-Leitungen waren aber stark belastet, so dass sich die Prüfungsseiten nur langsam aufbauten. Das hat den Prüfungsstress noch einmal erhöht.“

Prüfung mit 50 Fragen lief online im heimischen Wohnzimmer

Die Fragen wurden auf Englisch gestellt, da die Kommunikation auf den Turnieren meist auch in dieser Sprache abläuft. Simon erzählt: „Die Prüfungen sind in zehn verschiedenen Sprachen möglich, drei davon sind chinesische Dialekte. Ich war einer von sieben deutschen Prüflingen und der einzige aus dem Westdeutschen Tischtennis-Verband (WTTV). Zu den 50 Aufgaben gehörten zum einen Regelfragen, zum größten Teil aber war die richtige Bewertung von geschilderten Spielsituationen gefordert.“

Der Aufstieg in internationale Sphären gelang ihm auffallend schnell: „Das deutsche Schiedsrichter-Ressort hat mich vorgeschlagen, nachdem man mich in den letzten Jahren beobachtet hatte.“ Die Qualität eines Schiedsrichters bemisst man seiner Meinung nach zu allererst an einer fundierten Regelkenntnis: „Zweitens muss man aber auch in der Lage sein, diese Regeln in der jeweiligen Situation anzuwenden. Drittens sollte ein Schiedsrichter durch viele Einsätze die notwendige Erfahrung sammeln, um auch in Drucksituationen das nötige Fingerspitzengefühl für seine Entscheidungen zu entwickeln.“ In der Tat gibt es Situationen, in denen der Schiedsrichter einen gewissen Handlungsspielraum hat: „So muss man nicht gleich jeden Schlägerwurf mit der Höchststrafe ahnden. Es kommt immer auf die Situation an. Wenn der Schläger aber in Richtung Gegner fliegt, hat man keine andere Wahl.“

Reisekosten werden vom Wittener selbst übernommen

Hohe Priorität hat für den neuen International Umpire die Kommunikation mit den Spielern: „So kann man viele Situationen entschärfen oder gar nicht erst entstehen lassen.“ An den Tischtennis-Schiedsrichter werden höchste Ansprüche in Sachen Konzentrationsfähigkeit gestellt: „Tischtennis ist die schnellste Rückschlag-Sportart der Welt. Wir Spielleiter in der Box sollen immer in der Lage sein, unsere Entscheidung in Bruchteilen von Sekunden zu fällen.“ Diese Konzentration bringt Simon in jedem Match auf: „Mir ist es egal, ob Timo Boll am Tisch steht oder ich bei einem Kreisranglisten das Spiel leite. Ich lasse mich da auch nicht von großen Namen beeinflussen.“

Das Topspiel zwischen Hugo Calderano (li., Ochsenhausen) und Timo Boll lief unter der Regie von Ralf Simon (DJK BW Annen).
Das Topspiel zwischen Hugo Calderano (li., Ochsenhausen) und Timo Boll lief unter der Regie von Ralf Simon (DJK BW Annen). © DPA

Seit 30 Jahren spielt Ralf Simon Tischtennis. Über Wuppertal, Bommern und Wetter kam er zur . Meist spielte er in Kreisklasse und Kreisliga, half aber auch schon in der Bezirks- und Landesliga aus: „Ich habe immer sehr gerne in den Mannschaften gespielt, doch meine Teamkameraden wissen schön länger, dass sie wegen meiner Schiedsrichter-Einsätze nicht mehr so oft mit mir rechnen können.“ Reich kann man als internationaler Schiedsrichter nicht werden, stattdessen bringt Ralf Simon eher noch Geld mit: „Wir tragen die Reisekosten zu den internationalen Turnieren selbst. Die Schiedsrichter bekommen nur freie Kost und Logis und eine Tagespauschale: „In Deutschland ist das Fahrgeld meist höher als unsere Pauschalen. Wir Schiedsrichter sind Idealisten, die Tischtennis lieben und Spieler und Vereine gerne unterstützen.“

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Noch am Donnerstag war Ralf Simon im Fernsehen zu sehen, als er als einer von drei Schiedsrichtern das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft zwischen Borussia Düsseldorf und dem TTF Liebherr Ochsenhausen (2:3) leitete. Als Hauptschiedsrichter leitete er das entscheidende fünfte Match zwischen Düsseldorfs Kristian Karlsson und dem Ochsenhausener Simon Gauzy. Ralf Simon war von der Fairness beeindruckt, mit der die Spieler agierten: „Jeder hat sich für einen Netz- oder Kantenball entschuldigt. Am meisten hat mir aber Timo Boll imponiert, der nach seiner 2:3-Niederlage im vierten Einzel des Tages immer noch Respekt für seinen Gegner Hugo Calderano zeigte und ihm aufrichtig zu seinem Sieg gratulierte.“