Witten. Der neue Trainer des Wittener TV will mit „alten Tugenden“ zum Erfolg kommen. Abwehrarbeit wird intensiviert, auch auswärts müssen Punkte her.

Seine Mannschaft steckt derzeit mit Haut und Haaren im Abstiegskampf der Handball-Landesliga. Und doch entschloss sich Philipp Gallinowski, noch während der Saison das Traineramt beim Aufsteiger zu übernehmen. „Es wird sicherlich ein harter Gang, in der Klasse zu bleiben“, sagt der derzeit noch wegen Knieproblemen aussetzende 35-jährige gebürtige Stralsunder im WAZ-Interview mit Sportredakteur Oliver Schinkewitz.

Wie haben Sie auf die erste Anfrage des Clubs reagiert, nach dem Aus von Stefan Rust dessen Posten zu übernehmen?

Gallinowski: Also, ich musste mir das schon ein paar Tage überlegen. Ich habe das sicher nicht mit einem Fingerschnipsen gemacht. Schließlich möchte ich auch meiner Verantwortung in meinem zweiten Trainerjob bei den Damen der DJK Oespel-Kley gerecht werden.

Behalten Sie denn dort Ihren Trainerposten über die jetzige Saison hinaus?

Ja, das auf jeden Fall. Das war von Anfang an auch mit dem Wittener TV so besprochen. Ich mache das in Dortmund seit drei Jahren, wir haben dort gut gearbeitet und uns mit einer jungen Mannschaft etwas aufgebaut. Zeitlich werde ich jetzt auch gar nicht mehr beansprucht. Eher ist jetzt die mentale Belastung beim WTV deutlich höher. Im Optimalfall kann ich auch bald wieder selbst mitwirken und Spielertrainer sein.

Erfahrungen im Traineramt machte Philipp Gallinowski schon bei den Damen des ETSV Witten, aktuell coacht er auch noch die Frauen der DJK Oespel-Kley.
Erfahrungen im Traineramt machte Philipp Gallinowski schon bei den Damen des ETSV Witten, aktuell coacht er auch noch die Frauen der DJK Oespel-Kley. © Fischer / WAZ FotoPool | Fischer

Ist es Ihr Ziel, in absehbarer Zeit beim Wittener TV schon Ihre eigene Handschrift erkennbar werden zu lassen? Was können und was wollen Sie dort ändern?

Ich würde ganz gerne ein paar ältere Dinge, die uns gerade auch in der letzten Saison stark gemacht haben, wieder intensivieren. Unser Fokus sollte mehr auf der Abwehrarbeit liegen - das kam zuletzt ein wenig zu kurz. Beim Spiel in Aplerbeck sah das jetzt schon etwas besser aus. Von den 26 Gegentreffern dort waren immerhin sieben oder acht Gegenstöße. In der Defensive liegt Verbesserungs-Potenzial, das muss unser Faustpfand sein. Außerdem werde ich natürlich in der Trainingsgestaltung einiges ändern.

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Sie sind jetzt seit zwölf Jahren beim WTV. Ist es da schwieriger, mit den Spielern als Trainer zu arbeiten, jetzt Dinge vorgeben zu müssen?

Natürlich ist das nicht ganz einfach. Ich spiele hier ja auch mit meinen Freunden zusammen. Aber grundsätzlich erfinde ich ja das Rad nicht neu. Unter Stefan Rust haben wir uns individuell auf jeden einzelnen Gegner vorbereitet, das werde ich sicher nicht so machen. Wir müssen die Tugenden - mit viel Herzblut - wieder hervorholen, die uns zum Aufstieg geführt haben und einen klaren Matchplan erstellen.

Wie sehen Sie die Chancen, den angepeilten Klassenerhalt in der Landesliga zu schaffen?

Es wird sicherlich ein harter Gang, in der Klasse zu bleiben. Aber vor allem zu Hause können wir fast jede Mannschaft schlagen - auswärts müssen wir noch an der Einstellung arbeiten. Wir spielen noch gegen drei Mannschaften aus dem untersten Teil der Tabelle. Ich gehe von der Prämisse aus: alles kann, nichts muss. Generell ist bei uns die Qualität für die Liga vorhanden. Wir müssen es nur schaffen, die spielerisch stärkeren Gegner auf unser Niveau herunterzuziehen.

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Beschäftigen Sie sich schon mit der Planung für die neue Saison? Wie sieht es zum Beispiel mit dem Personal aus?

Da sind wir mittendrin. Der größte Teil des Kaders wird bei uns bleiben - auch unabhängig von der Ligenzugehörigkeit. Gespräche mit potenziellen Neuzugängen führen wir bereits. Aber erstmal geht’s jetzt um den Klassenerhalt - falls wir Drittletzter werden, könnte uns die Relegation drohen. Dafür muss man mental bereit sein.