Witten. Die Entscheidung über die Play-off-Teilnahme des KSV Witten könnte am 8. Dezember fallen. Ufuk Canli droht Verletzungspause.
Nichts wurde es mit dem erhofften Husarenritt in der Ringer-Bundesliga. Auch der KSV Witten 07 war nicht in der Lage, Überflieger ASV Mainz 88 vom Sockel zu stoßen. Mit 12:17 kassierten die Ruhrstädter schon die vierte Niederlage der laufenden Saison. Wenn es irgendwie doch noch klappen soll mit der Play-off-Teilnahme, dann muss an den verbleibenden fünf Kampftagen alles nach Wunsch laufen.
„Wir haben einen super Start erwischt mit den Siegen von Florin Tita und Robert Baran. Das war hervorragender Sport“, würdigte KSV-Trainer Fatih Sirin die Auftritte seiner beiden Top-Athleten, die immerhin für eine 6:0-Führung gegen den Spitzenreiter gesorgt hatten. Dabei wäre durchaus noch mehr drin gewesen, wenn der Rumäne Tita sich nicht zu Beginn hätte überraschen lassen vom Mainzer Türken Dogus Ayazci. „Wenn alles normal läuft, bringt Florin da eine Vier nach Hause“, so die Einschätzung des Trainers.
Mattenleiter lässt sich von Awtaew nicht beeindrucken
In seiner Kalkulation war dann sogar noch ein dritter Sieg zu Beginn dieses Duells enthalten, doch der ehemalige Deutsche Meister Ramzan Awtaew steht in dieser Saison ein wenig neben sich, schaffte es noch nicht einmal, den jungen Mainzer Ashot Shahbazyan in die Knie zu zwingen. Merkwürdig sein Verhalten, als er es gerade geschafft hatte, den 4:5-Anschluss herzustellen. Statt 15 Sekunden vor Schluss in Oberlage weiterzumachen, blickte er zum Mattenleiter und forderte diesen dazu auf, den Kampf im Stand fortführen zu können. Referee Jeffrey Spiegel (Niedernberg) aber sah dazu keine Veranlassung - wertvolle Zeit verstrich, Awtaew kassierte eine unerwartete Niederlage.
Auch Wittens Trainer Fatih Sirin hatte an diesem Abend noch sein persönliches Erlebnis mit dem Unparteiischen. Nach der 0:13-Niederlage von Gensche Gereev gegen Routinier Ilir Sefai stürmte Sirin erbost auf die Matte, weil Spiegel den jungen Wittener wegen dessen Undiszipliniertheit nach Kampfende (Gereev verweigerte dem Mainzer den Handschlag, stieß ihn stattdessen weg) zurechtwies.
Es entwickelte sich ein Wortgefecht zwischen dem KSV-Coach und dem Mattenleiter, der daraufhin die gelbe Karte zückte. Sirin wird froh gewesen sein, nicht zum zweiten Mal in dieser Saison „Rot“ kassiert zu haben.
Herausragendes Duell zwischen Aleksandrov und Akbudak
Dass sich die Gemüter fortan ein wenig beruhigten, lag in erster Linie am Leistungsgefälle, das sich in den weiteren Kämpfen auftat. Insgesamt fünf Vergleiche in Folge verloren die Wittener gegen den Spitzenreiter, der sich bis auf 17:6 absetzte, damit für klare Verhältnisse sorgte. Sportlicher Höhepunkt des Abends war zweifelsohne neben dem furiosen Sieg für Florin Tita das 80-kg-Duell zwischen dem Bulgaren Daniel Aleksandrov und dem für Mainz ringenden Türken Burhan Akbudak. „Das war ein Weltklasse-Kampf“, so der KSV-Trainer später.
Dass sein Schützling mit 3:10 verlor, passte ihm dabei so gar nicht in den Kram. „Da gab es einige strittige Szenen, die man hätte anders entscheiden können“, so Sirin. Aleksandrov hatte nach 0:3-Rückstand zum 3:3 ausgeglichen, wäre wegen der letzten Wertung als Sieger von der Matte gegangen.
Doch bei einem eigenen Wurfversuch trat der Bulgare als Erster auf den Außenbereich - Punkt für den Mainzer. Schon gab’s wieder Trubel auf der Matte, ASV-Coach Harun Yilmaz lief vor Ablauf der Kampfzeit auf die Matte zu seinem Schützling, sah dafür die Rote Karte. Akbudak ließ einen sehenswerten Ausheber folgen, der ihm eine Fünfer-Wertung einbrachte. „Das ist ein Klasse-Mann, keine Frage. Leider haben wir einige Kämpfe heute zu deutlich verloren“, so die Erkenntnis von Fatih Sirin.
Doppelkampftag am 7. und 8. Dezember könnte Vorentscheidung bringen
Das galt auch für Eigengewächs Ufuk Canli. Der Freistil-Spezialist (in der Klasse bis 86 kg) kassierte sieben Sekunden vor Schluss das 0:8 gegen Johannes Deml, damit waren drei statt lediglich zwei Mannschaftspunkte weg. Schlimmer noch: Canli verletzte sich in dieser Auseinandersetzung am rechten Sprunggelenk. „Es hat Knack gemacht - das habe ich deutlich gehört“, so der Wittener, dem nun möglicherweise eine Zwangspause droht. Was die KSV-Aussichten auf das Erreichen des so wichtigen dritten Platzes weiter schmälern dürfte.
Am 30. November haben die Sirin-Schützlinge zwar frei, dann aber folgen am 7./8. Dezember die Kämpfe gegen Reilingen/Hockenheim (Sa.) und in Kleinostheim (So.). „Für uns ist der Kampf in Kleinostheim ausschlaggebend. Da müssen wir gewinnen“, so Adam Juretzko. Geht der Plan nicht auf, ist für den KSV Witten die Saison schon Ende Dezember gelaufen.