Witten. Ein gewaltiges Unwetter und ein spannendes Elfmeterschießen: Die Stadtmeisterschaft sorgte zumindest für allerhand Gesprächsstoff.
Beinahe hätten sie es doch wieder geschafft, die Fußballer von TuRa Rüdinghausen. Zum dritten Mal in Serie war der Titelgewinn bei der Stadtmeisterschaft durchaus möglich für den A-Kreisligisten. Letztlich aber ging die Trophäe an den SV Bommern 05, der das Elfmeterschießen im spannendsten Spiel des gesamten Turniers mit 5:4 hauchzart für sich entschied.
Uli Engelmann, Abteilungsleiter der TuRa-Fußballer, stand Daumen drückend am Spielfeldrand, war nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch den Strafstoß von Brian Sieweke - in dessen erster Partie nach langer Verletzungspause - zuversichtlich, dass es mit dem „Hattrick“ klappen würde. „Ich vertraue da jetzt ganz auf Jannick Straetling“, so Engelmann.
Der baumlange Schlussmann der Turaner hatte seinem Team schon so manches Mal im Elfmeterschießen den Erfolg beschert. Diesmal allerdings war sein Gegenüber Punktsieger: Sven Kozdron parierte den Schuss von Rüdinghausens Sascha Müller, kurz darauf durfte Bommern jubeln.
Bommerns Kader ist ein Luxusproblem
Der Bezirksliga-Aufsteiger hatte den Wettbewerb durchaus ernst genommen, hatte personell von allen teilnehmenden Mannschaften die besten Voraussetzungen. Schon in der Vorrunde reiste der SVB mit 21 Mann an, auch am Samstag zur Entscheidung hatten die Grün-Schwarzen den Spielbericht wieder nahezu randvoll geschrieben. „Das ist ein wichtiges Turnier für die Jungs. Ich freue mich über diesen Titel, will ihn jetzt aber auch nicht zu hoch hängen. Unser Ziel ist es, in der Meisterschaft gut abzuschneiden - das wird in der Bezirksliga schwierig genug“, formulierte SVB-Trainer Martin Freitas seine Analyse schon wieder ganz sachlich und mit dem ihm eigenen Understatement. Immerhin: „Wir haben ja noch sieben Mann zu Hause gelassen“, verdeutlichte er, wie sehr er in den kommenden Wochen bis zum Saisonstart (am 11. August gegen den SC Weitmar 45) die Qual der Wahl hat.
Gastgeber Ruhrtal hatte am Samstag mit ganz anderen Schwierigkeiten zu kämpfen. „So ein Unwetter habe ich bei diesem Turnier noch nie erlebt“, brachte es Abteilungsleiter Thorsten Prior auf den Punkt. Gegen 15.30 Uhr ging gar nichts mehr auf dem Husemannplatz.
Schiedsrichterin behält die Ruhe
Das Gewitter tobte sich aus, der Kunstrasen stand in Windeseile unter Wasser, der Sturm fegte DJK-Geschäftsführer Thomas Franzuschak die Spielpläne und allerlei Notizzettel weg. „Das kann ich jetzt alles neu machen - oder ich lege es auf die Heizung“, flachste Franzuschak. Fortan aber blieb es ab kurz vor Fünf zwar einigermaßen trocken, dafür aber auch recht ruhig auf dem Sportplatz: Die Lautsprecher-Anlage war nicht mehr in Gang zu bringen. „Ich würde ja jetzt gerne Musik spielen - aber das Gerät sagt keinen Ton“, winkte Prior ab.
Was ihn noch mehr ärgerte als das Versagen der Technik, war die Tatsache, dass der Türkische SV nach dem heftigen Regenguss kein Interesse mehr hatte, die Halbfinalpartie gegen Rüdinghausen (0:1) fortzusetzen. „Ich finde das nicht in Ordnung. Zumindest hätten sie noch warten können“, sagte Prior brummig - auch wenn TSV-Spielertrainer Admir Tumbul nicht ganz Unrecht hatte damit, dass die Bedingungen irregulär waren.
Doch auch Schiedsrichterin Cynthia Günter, die die beiden Halbfinals mit viel Übersicht leitete, hätte noch gewartet mit einer Spielfortsetzung. Der TSV aber zog es vor, die Sachen zu packen. Nach der Verletzung eines Spielers wollte der Trainer offenbar kein Risiko eingehen. Auch tags darauf sagte der Club sein geplantes Testspiel gegen den FC Sandzak Hattingen ab.
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Diese Stadtmeisterschaft stand gewiss unter keinem allzu guten Stern. Schon vorab hatten der Portugal SV und der FSV Witten ihre Teilnahme abgesagt, das Starterfeld schrumpfte somit auf nur noch zehn Mannschaften. Keine allzu glückliche Lösung, mit unterschiedlichen Gruppengrößen in die Vorrunde zu gehen.
„Hätte man daraus zwei Fünfer-Gruppen gemacht, wären das insgesamt schon 20 Spiele gewesen. Das bekommt man in der Kürze der Zeit doch gar nicht hin“, so Fachschafts-Vorsitzender Georg Fehrentz. Die Frage, wie das Stadtmeisterschafts-Turnier wieder attraktiver gestaltet werden kann, muss in den kommenden Monaten geklärt werden. Auch wenn man zumindest davon ausgehen kann, dass nicht noch einmal ein derartiges Weltuntergangs-Gewitter für chaotische Verhältnisse sorgen wird.
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