Witten. Die Judoka der SU Annen sind Gruppensieger im Bundesliga-Norden. Gegen den Deutschen Meister aus Hamburg gewinnen die Wittener mit 9:5.
Es war mal wieder ein Tag für die großen Emotionen im Sportzentrum der SU Annen am Kälberweg. Ein Remis hätte Wittens Judo-Assen schon gereicht, um sich für das Endrunden-Turnier (19. Oktober) zu qualifizieren. Doch in dieser Saison müssen die Unioner zumindest in ihrer Nordstaffel keinen Gegner fürchten - auch nicht den amtierenden Deutschen Meister Hamburger Judo-Team, den die Annener mit 9:5 in die Knie zwangen. Damit reisen die Schützlinge von Stefan Oldenburg und Marcel Haupt als Nordmeister zur Entscheidung im Kampf um den Bundesliga-Titel.
Mit leuchtenden Augen, aber dennoch innerlich irgendwie nach Halt suchend und das gerade Erlebte noch gar nicht recht realisierend, gab SUA-Coach Marcel Haupt zu Protokoll: „Ich weiß auch nicht, was wir in diesem Jahr anders machen als zuvor. Aber es läuft einfach. Unglaublich“, beschrieb er seine Gefühlswelt nach dem ersten Erfolg über die Hanseaten nach langer Zeit. Keine Frage, da stand längst nicht mehr das gleiche HJT-Team auf der Matte wie in dessen zurückliegenden drei Meisterjahren. Doch das Aufgebot der Nordlichter konnte sich allemal sehen lassen.
Matijass erstmals seit Oktober wieder im Wettkampf
Dass sich der Mitfavorit dennoch an den weiterhin verlustpunktfrei durch die Liga stürmenden Annenern die Zähne ausbiss, lag vor allem an den wieder glänzend aufgelegten Niederländern Jim Heijman und Simeon Catharina, die zusammen das Optimum von vier Zählern verbuchten. Darüber hinaus aber auch an Doppel-Gewinner Leon Philipp (-66 kg) und am grandiosen Comeback von Martin Matijass. „Seit Oktober 2018 hatte ich keinen Wettkampf mehr bestritten“, so der lange verletzte Mittelgewichtler. Seine beiden Erfolge gegen Sandro Makatsaria und Max Münsterberg brachten den sechsten SUA-Sieg auf den Weg. „So eine Serie habe ich hier noch nicht erlebt“, schwebte auch Annens Manager Matthias Kiehm wie auf einer rosaroten Wolke durchs Dojo und genoss die famose Stimmung inmitten der gut 300 Zuschauer.
Niederländische SUA-Asse sammeln wieder vier Zähler
Insgesamt 19 Judoka hatte die SU Annen am Samstag zur Verfügung, es bot sich also eine Vielzahl an Wechselmöglichkeiten gegen den Titelverteidiger, der wie erwartet ohne die EM-Fahrer Dominic Ressel und Moritz Plafky angereist war. Aufseiten der Sport-Union blieb Schwergewichtler Jonas Schreiber außen vor. „Ich werde demnächst zwei U 21-Europacups kämpfen - da soll ich vorab kein Risiko eingehen“, erklärte der Freudenberger, der zu gerne mitgemischt hätte. Im ersten Durchgang sah er eine 4:3-Führung seiner Mannschaft durch Punkte von Jim Heijman (-81 kg), Martin Matijass (-90 kg), Leon Philipp (-66 kg) und Simeon Catharina (-100 kg). Zweimal - bei Matijass und Philipp - ging es in die Verlängerung („Golden Score“), wo die Wittener die Nerven behielten und die entscheidende Wertung verbuchten. „Diese 4:3-Führung war für uns natürlich eine ideale Ausgangsposition“, so Trainer Stefan Oldenburg. Jetzt konnte er bei den drei Pflicht-Wechsel mit bewährten Kräften nachlegen, während Hamburg in Sachen Kadertiefe nicht viel aufzubieten hatte.
Jim Heijman, der erstmals vor dem Wittener Publikum kämpfte und seine Auftritte sichtlich genoss, bezwang auch Schamil Dzavbatyrov vorzeitig (2:18 Minuten), besorgte die 5:3-Führung. Die Niederlage von Tobias Pahnke im Schwergewicht gegen DJB-Auswahlkämpfer Dario Kurbjeweit-Garcia war dann einkalkuliert. Umso wichtiger die beiden folgenden Duelle: Erst punktete abermals Martin Matijass (jetzt gegen Münsterberg), sehenswert mit einer Kontertechnik. Dann überraschte Jens Malewany den Ukrainer Kyryl Samotug nach 3:03 Minuten, feierte seinen Sieg stürmisch mit dem Trainerduo. 7:4 für die SUA - jetzt war zumindest das Remis und damit die Finalteilnahme sicher.
„Wir wollen aber mehr“, verkündete Interims-Hallensprecher Ringo Wittig, und nach Nicki Graczyks Niederlage gegen Jonas Bogon sorgten Leon Philipp und Simeon Catharina mit den Punkten Nummer acht und neun für einen denkwürdigen Erfolg. „Unser Plan ist voll aufgegangen, wir haben einfach ein großartiges Team in dieser Saison“, feierte Stefan Oldenburg den Nordtitel.