Witten. . Nach dem 15:15 gegen Nackenheim steht der KSV im Bundesliga-Viertelfinale. Dafür war aber eine Aufholjagd nötig – und ein eiskalter Ibro Cakovic.

15:15KSV Witten - Nackenheim

Am Ende ging alles ziemlich schnell. Nicht einmal zwei Minuten brauchte Ibro Cakovic, um seinen Gegner von der Matte zu fegen und die Husemannhalle in ein Tollhaus zu verwandeln: Unzählige Jubelfäuste in der Luft, Leute auf ihren Sitzen und mittendrin Ibro Cakovic auf Händen getragen von seinen Teamkameraden.

Sein technisch überlegener Punktsieg war der Schlusspunkt des letzten Bundesliga-Kampfabends der Saison – und die geht in die Verlängerung.

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Leidensfähig: Arthur Eisenkrein kämpfte sichtbar unter Schmerzen, er ist an beiden Schultern verletzt – trotzdem verlor er nur knapp, lag in seinem Kampf sogar zunächst in Führung.
Leidensfähig: Arthur Eisenkrein kämpfte sichtbar unter Schmerzen, er ist an beiden Schultern verletzt – trotzdem verlor er nur knapp, lag in seinem Kampf sogar zunächst in Führung. © Biene Hagel

Denn wenige Minuten, nachdem Cakovic dem KSV die entscheidenden Punkte zum 15:15-Unentschieden gegen Alemannia Nackenheim gesichert hatte, hatten die Wittener Losglück: Als Dritter der Staffel Nordwest darf der KSV an der K.O.-Runde um die Deutsche Meisterschaft teilnehmen, trifft in einer Woche in der Husemannhalle im Viertelfinal-Hinkampf auf den TuS Adelhausen.

Auch Minuten nach dem Kampf war Cakovic noch von Fans, Freunden, Gratulanten, ein Teamkollege drückte ihm immerhin eine Flasche Bier in die Hand. „Ich muss mich erstmal hinsetzen, ich kann nicht mehr“, sagte er – und begann grinsend zu erzählen.

Cakovic hält dem Druck stand

„Der Druck war da, nochmal ganz anders als sonst. Die vier Punkte mussten von mir kommen, sonst hätte ich es verkackt“, so Cakovic. „Aber ich kann damit umgehen. Die Fans, Freunde und Familie, das hat mich richtig gepusht. Ich wollte unbedingt zeigen, was ich kann!“

Ufuk Canli (weißes Trikot) hatte gegen Ahmed Dudarov einen sehr schweren Gegner – auch wenn er nicht gewinnen konnte, gestattete er seinem Gegner immerhin nicht die volle Punktzahl – wichtig, denn am Ende zählte jeder Punkt.
Ufuk Canli (weißes Trikot) hatte gegen Ahmed Dudarov einen sehr schweren Gegner – auch wenn er nicht gewinnen konnte, gestattete er seinem Gegner immerhin nicht die volle Punktzahl – wichtig, denn am Ende zählte jeder Punkt. © Biene Hagel

Er hatte im Schlusskampf eine denkbar komplizierte Aufgabe. Die Wittener wussten, dass aufgrund der Niederlage von Konkurrent Kleinostheim ein Unentschieden gegen Nackenheim für Platz drei reichen würde. Nur lag der KSV zwischenzeitlich fast aussichtslos zurück. 11:15 stand es dann vor Cakovic’ Kampf – alles andere als ein Schultersieg oder technisch überlegener Sieg hätte das Saisonende des KSV bedeutet. „Ich musste das fürs Team machen“, sagte Cakovic.

Er verlor keine Zeit, packte mit der ersten Aktion seinen Gegner in die Beinschraube und drehte, nach zehn Sekunden stand es 6:0 – kein Halten auf den Rängen. „Ich bin ein Angriffsringer, ich bin nicht so geduldig“, erklärte Cakovic, warum es ihm gelegen kam, so viele Punkte liefern zu müssen. Eine Minute und 57 Sekunden dauerte es, dann hatte er geliefert. „Der Vierer war eingeplant“, verriet Trainer Fatih Sirin nachher, der stolz war: „Jeder hat heute seine Pflicht erfüllt.“ Er gab aber zu: „Zwischendurch hatte ich die Hoffnung verloren.“

Aufholjagd des KSV mit Cojocaris Schlüsselkampf

Ganz wichtiger Erfolg: Wittens Ilie Cojocari gewann den vorletzten Kampf des Abends und gab damit die Vorlage für Ibro Cakovic..
Ganz wichtiger Erfolg: Wittens Ilie Cojocari gewann den vorletzten Kampf des Abends und gab damit die Vorlage für Ibro Cakovic.. © Biene Hagel

Arthur Eisenkrein (57G) quälte sich mit zwei verletzten Schultern, ließ immerhin nur zwei Punkte gegen sich zu. Imants Lagodskis (130F) erkämpfte auch ein 0:2. Ramzan Awtaews fest eingeplanter Vierer kam zuverlässig und Nico Brunner (98G) beschäftigte Vizeweltmeister und Olympia-Bronze-Gewinner Denis Kudla immerhin 5:58 Minuten auf der Matte. Als Perica Dimitrjevic (66G) sich dann aber auf die Schulter legen ließ, sah es düster aus – 4:12 zur Pause.

Ufuk Canli (86F) war der erste der nach der Pause wieder auf die Matte ging. Sein Kampf hellte die Stimmung in der Halle zwar nicht auf, dass er Gegner Ahmed Dudarov nicht die volle Punktzahl gestattete, wurde aber noch wertvoll. Die Wende begann mit Routinier Alexander Storck (71F), der einen haarscharfen 3:2-Sieg einfuhr und damit die Bühne für die Wittener Paradeklassen bereitete.

„Commander“ Adam Juretzko (80G) siegte in unter zwei Minuten technisch überlegen, Ilie Cojocari (75G) gewann gegen den starken Ungarn Tomas Levai. „Das war der Schlüsselkampf“, meinte Sirin nachher, „unsere Achse stand wieder.“ Damit stand es 11:15 – Bühne frei für Ibro Cakovic.