Witten. . Mit der deutschen U 17-Auswahl gewinnt die Rüdinghauserin Carlotta Fege die Europameisterschaft. Ganze Familie ist im Finale mit vor Ort.
- Mit der deutschen U17-Auswahl gewinnt Carlotta Fege die Jugendhandball-EM
- Vor dem Halbfinale gegen Frankreich gibt’s eine Grußbotschaft vom Frauen-Nationalcoach
- Für die Wittenerin geht’s nach den Ferien, die keine waren, nahtlos bei Borussia Dortmund weiter
So richtig viel hat sie nicht gehabt von ihren Sommerferien. „Zwei freie Tage“, sagt Carlotta Fege, blieben der Gymnasiastin von den ganzen sechs Wochen. Dafür ist sie jetzt allerdings stolze Besitzerin dieser kleinen vergoldeten Plakette. Es war ein fantastischer Erfolg, den die Rüdinghauserin am Sonntag mit der weiblichen Handball-Nationalmannschaft feierte. In der Slowakei gewann die DHB-Auswahl das Endspiel der U 17-Europameisterschaft gegen Norwegen, blieb im gesamten Turnier ungeschlagen.
„Gar nicht so einfach, das Ganze jetzt schon zu realisieren“, sagt die 16-Jährige, die zum Interview stilgerecht im Nationaldress erscheint. „Natürlich frisch gewaschen“, wie ihre Mutter Daniela mit einem Lachen einwirft. Die gesamte EM verfolgten die Eltern vor Ort - auf einem Campingplatz unweit der Sporthalle im Turnierort Michalovce. „Das war schon toll, dass meine Familie mit dabei war“, sagt Carlotta Fege. Zum Finale flog dann auch ihre Schwester Carina ein und erlebte den grandiosen Erfolg der deutschen Handballerinnen live mit.
Zum ersten Mal überhaupt gab’s einen derart bedeutsamen Titel für eine weibliche deutsche Jugendauswahl. 2001 gab’s mal EM-Silber - ganz oben auf dem Treppchen aber landeten die DHB-Talente noch nie. Während bei den Juniorinnen wohl eher Skepsis vorherrschte, es wirklich so weit bringen zu können, war Carlottas Vater Carsten - selbst ehemals ein exzellenter Handballer in der 2. Bundesliga - davon überzeugt, dass der große Wurf zu schaffen sei. „Ja, er hat vorher wirklich gesagt, wir können da jeden schlagen“, erinnert sich die 16-Jährige.
Vor dem ersten Turnierspiel hatte Trainer Maik Nowak sein Team noch gewarnt vor den physisch starken Russinnen. „Er meinte, die sind alle doppelt so breit wie wir - da hatten schon ziemlichen Respekt“, sagt Carlotta Fege, die wie fünf ihrer Auswahlkolleginnen für Borussia Dortmund spielt. Als das Auftaktspiel dann aber mit einem 20:18-Sieg des deutschen Teams endete, wuchs das Selbstvertrauen nahezu minütlich. „Da dachten wir wirklich: Vielleicht können wir es ja doch packen.“ Der Rest der Vorrunde war Formsache, die Partien gegen die Niederlande und Österreich keine schweren Prüfungen.
Zum ersten Mal richtig eng wurde es dann zum Start der Hauptrunde gegen die Ungarinnen. „Die waren echt stark“, zeigte sich die Wittenerin beeindruckt. „Einige in deren Kader haben schon bei den Frauen in der Champions League gespielt.“ Die rassige, ausgeglichene Partie endete 25:25 - der erste deutsche Punktverlust. „Jemand vom Kampfgericht kam danach zu uns und meinte, für ihn wäre das schon das vorweggenommene Finale gewesen“, so die Rüdinghauserin, die im Schnitt drei Treffer pro Partie bei der EM warf, damit drittbeste Schützin im DHB-Team war. Ihr Vorteil: Sie konnte sich im Angriff voll einbringen, musste nicht in der Abwehr ‘ran. „Das ist nicht so meins“, so Fege schmunzelnd.
Die nächste Hürde übersprangen die Handballerinnen mit dem hart erarbeiteten 20:18-Erfolg gegen Dänemark. „Eigentlich hatten wir vorher nicht gedacht, dass wir gegen die gewinnen. Bei einem Turnier vorab in Saarbrücken hatten wir hoch gegen sie verloren.“ Doch angeführt von Torfrau Charley Zenner (Zwickau) zeigten die DHB-Talente eine famose Abwehrleistung. Vor dem Halbfinale gegen die Französinnen gab’s dann Aufmunterndes vom Damen-Bundestrainer. „Michael Biegler hat uns ein Video zur Motivation geschickt, und Nationalspieler Dominik Klein auch“, berichtet die 16-Jährige. Das fruchtete offensichtlich: Deutschland siegte mit 27:21, zog ins Endspiel ein. Jetzt fehlte nur noch ein Schritt.
Als Mitfavorit zur WM 2018
„Klar waren wir da alle anfangs ziemlich nervös“, so Carlotta Fege über den 0:3-Fehlstart gegen Norwegen. Nach der Pause (9:12) war der DHB-Express aber nicht mehr zu bremsen, bis auf 18:13 zog man davon. „Und dann realisierten wir, dass wir es wirklich geschafft haben“, erklärte die Kreisläuferin. Für die es auch nun keine Pause gibt: Schon am Donnerstag folgt ein Trainingstag in der Drittliga-Reserve des BVB - dort (und in der A-Jugend) wird sie in der neuen Saison wieder wirbeln. Und wenn es im kommenden Jahr zur Weltmeisterschaft geht - „dann werden wir da wohl als einer der Favoriten hinfahren.“