Herne. . Die Wittener Tennisspielerin freut sich über den Aufstieg der neuen Trendsportart. Mit der Nationalmannschaft fährt sie in diesem Jahr zur EM.

  • Julia Pietzko von der TG Witten spielt seit einiger Zeit sehr erfolgreich Padel-Tennis
  • Das ist ein Rückschlagsport mit Elementen aus Tennis und Squash
  • Bald beginnt für Pietzko und die deutsche Nationalmannschaft die EM-Vorbereitung

Vertreter der traditionellen Sportarten müssen sich hierzulande wohl auf einiges gefasst machen. Genau wie die Hockey-Variante Floorball momentan einen bundesweiten Boom erlebt, wächst nun auch die Trendsportart „Padel“. So maritim der Name anmutet, handelt es sich doch um ein innovatives Rückschlagspiel.

Wie schnell auch erfahrene Tennisspieler diesem Schlägersport verfallen, stellt die Wittenerin Julia Pietzko unter Beweis. Seit etwa einem Jahr ist die 28-Jährige mit dem „Padel-Virus“ infiziert und steht mittlerweile schon im Kader der deutschen Nationalmannschaft.

Kleinerer Court in einem Glaskasten

„Ich habe mich absolut in diesen Sport verliebt“, gesteht die Psychologie-Studentin. Im Vergleich zum klassischen Tennis sei der Spaßfaktor einfach noch deutlich höher – schon allein durch den Aufbau des Courts.

Denn der erinnert an einen geschrumpften Tennisplatz mit Kunstrasenbelag, ist ringsum von einem Drahtgitter umzäunt und bietet mit seinen Glaswänden hinter den Grundlinien ein völlig neues Rückschlagelement. „Du kannst also auch die Wände nutzen, dadurch ergeben sich viel längere Ballwechsel“, erklärt Pietzko.

Pietzko spielt und trainiert in Herne

Charakteristisch für Padel-Tennis sind die Glaswände rund um den Court, ähnlich wie beim Squash – die beschleunigen das Spiel.
Charakteristisch für Padel-Tennis sind die Glaswände rund um den Court, ähnlich wie beim Squash – die beschleunigen das Spiel. © Ralph Bodemer

Knapp 40 dieser Plätze gibt es in Deutschland. Drei davon befinden sich im Herner Revierpark Gysenberg, wo Mike Rose (42) im Jahr 2013 den „Padel Point NRW“ aufgebaut hat.

„Ich habe lange Zeit an der Algarve und in Südamerika gelebt, da ist der Sport eine Riesennummer“, weiß der Bochumer. Selbst in Spanien stünde Tennis trotz der Strahlkraft eines Rafael Nadals im Schatten der Käfig-Variante.

Dabei liegen beide Sportarten gar nicht allzu weit auseinander. Die Technik im reinen Doppel-Spiel Padel ist tennisähnlich, gezählt wird nach dem gleichen Prinzip, wirklich heraus stechen wohl einzig die Wände. „90 Prozent Tennis und zehn Prozent Squash“, schätzt Rose.

Eigentlich könnten Tennisaktive so problemlos ihr Repertoire erweitern und beiden Spielformen parallel nachgehen. Nur bei Julia Pietzko wollte das nicht so recht klappen. „Man spielt hier eben viel mit dem Slice und generell sehr plan.“

Kurzerhand hat sich die ehemalige Verbandsligaspielerin der Turngemeinde Witten eben fast gänzlich dem Padel verschrieben. An der Seite von Corina Scholten (35) nimmt die Wittenerin an Turnieren teil und repräsentiert nun auch Deutschland auf internationaler Bühne.

In der WM-Quali ist Deutschland knapp gescheitert

Letztes Jahr konnte Pietzko den Nationalmannschaftscoach German Schäfer überzeugen, im Juni folgte gleich der erste Einsatz bei der WM-Qualifikation in Den Haag. Frankreich war dort nicht zu besiegen, den Niederlanden unterlag man äußerst knapp. Ein 3:0 über Großbritannien reichte schließlich nicht zur Endrundenteilnahme, aber in diesem Jahr wartet noch die Europameisterschaft. „Da geht es für uns bald in die Vorbereitung“, freut sich Pietzko.

Inzwischen darf sich die gelernte Physiotherapeutin auch über eine Sponsoring-Vereinbarung freuen. Der Ausrüster „Yoorna Sports“ stellt der Wittenerin künftig Kleidung und Schläger zur Verfügung. Ein großes Plus, denn für die gelöcherten Carbon-Rackets kann man immerhin schon mehrere hundert Euro ausgeben. „Andererseits muss man sie nicht bespannen“, erinnert Mike Rose.

Bleibt die Frage, wie weit es mit dem Padel-Sport noch gehen wird? „Er trifft den Nerv der Zeit, das Wachstumspotential ist in jedem Fall da.“

>> PIETZKO STARTET MIT TURNIERSIEG IN 2017

Der Start ins Jahr 2017 ist Julia Pietzko gelungen: Am Wochenende gewann sie die „Padel Point Open“ in Herne. Ende Januar geht es dann im Kölner „Walls“ bereits um die ersten Ranglistenpunkte des Jahres.

Das deutsche Fernsehen hat Padel noch nicht im Programm. Dafür gibt es auf YouTube Live-Übertragungen und Clips mit spektakulären Ballwechseln.