Witten. . 14-jähriger Wittener leidet an einer Muskelschwäche. Dank vieler Spenden kann er nun Rollstuhlhockey in der Bundesliga spielen.
Die Finger seiner linken Hand spielen am Joystick, mit der rechten Hand schiebt er den Hockeyschläger über den Turnhallenboden: So sieht sich Lukas Kankanam Pathirage am liebsten. Der 14-jährige Wittener ist ein großes Talent im Rollstuhlhockey. Und dieses Jahr war ein Besonderes.
Spendenwelle für einen neuen Rollstuhl
Krankenkassen finanzieren nur einen Standard-Elektrorollstuhl, der sechs km/h fährt. Lukas wird nun einen Rollstuhl erhalten, der 15 km/h schnell ist. Erst damit ist er weiterhin bei Bundesligaspielen zugelassen. Die benötigten 10 000 Euro kamen innerhalb eines Tages nach einem WAZ-Bericht zusammen. Den Rollstuhl finanzieren die Olmstedt-Stiftung, der Solidarfonds, die Hertener Ellinghaus-Stiftung und Privatspender, die große und kleine Beträge einzahlten. Eine Herbeder Fußpflegepraxis etwa spendierte Geld und Maniküre-Pediküre für Lukas’ Mutter. Zudem gab das Sanitätshaus Reha Kaiser einen großen Rabatt. „Lukas freut sich schon wie Bolle“, sagt Thomas Schröter von der Olmstedt-Stiftung, der das Projekt betreute.
Da bekam Lukas einen E-Rolli, mit dem er seinen großen Traum vom Rollstuhlhockey in der Bundesliga umsetzen konnte. Seine Mutter bekam ein passendes Auto mit Rampe. Nun wird er – dank der WAZ – einen besonders schnellen Rollstuhl für den Sport erhalten. Und zum ersten Advent spendierte ihm die Organisation „Make a wish“ einen außergewöhnlichen Trip zu den FC Bayern-Profis.
100 Stiftungen angeschrieben
Dabei ist vieles in Lukas’ Leben mehr als schwierig: Er kam mit einem Gendefekt auf die Welt, der sehr seltenen Muskelerkrankung „Multi-Minicore Myopathie“. Der Vater, gebürtig aus Sri Lanka, verließ die Familie, Mutter Andrea Neuber bezieht Hartz IV. „Alleinerziehend, zwei Kinder, eins davon mit Handicap? Da endet jedes Bewerbungsgespräch sofort“, sagt sie resigniert. Aber Lukas’ Leidenschaft vom Rollstuhlhockey, die wollte sie nicht ausbremsen. Und das klappt, seit sie die Idee mit den Stiftungen hatte.
Vielleicht 100 Organisationen hat sie in diesem Jahr angeschrieben und von dem Schicksal ihres Sohnes erzählt. Die Wittener Olmstedt-Stiftung bezahlte im Mai einen 10 km/h schnellen E-Rolli. Elf Stiftungen zusammen bezahlten ein Auto, in das Lukas mitsamt Rollstuhl passt.
Auswärtsspiele in ganz Deutschland
In seiner Schule für körperbehinderte Kinder in Bochum-Langendreer lernte der Junge die Sportart kennen. Mit zwölf Jahren fing er bei den „Ruhr-Rollers“ vom Verein Tusem Essen an. Das wöchentliche Training ist der wichtigste Termin der Woche. Die Bundesliga-Auswärtsspiele wirbeln die ganze Familie auf: Lukas spielt in München, Köln oder Ludwigshafen mit, etwa 20 Vereine des Behindertensports gibt es in Deutschland. Lukas schwärmt: „Wir haben eine richtig gute Mannschaft.“
Im Sommer dann folgte die Ernüchterung: Der Rollstuhlhockeyverband lässt nur noch Spieler in 15 km/h-schnellen Rollstühlen zu. Kein Hockey mehr? Als Stürmer bei den „Ruhr Rollers“ mitzuspielen, ist doch sein Ding!
Die WAZ berichtete über Lukas’ Fall Ende Oktober. Der Bericht löste eine Spendenwelle aus – innerhalb eines Tages kam das erforderliche Geld von Wittener Firmen, Privatleuten, Stiftungen zusammen. Anfang Januar wird der tolle Rolli wohl geliefert.
Selfie mit Manuel Neuer
Aber jetzt, wo alles gut wird, muss die Sache mit dem Besuch beim FC Bayern erzählt werden. Bereits Mitte 2014 hatten die Neubers den Antrag bei „Make a wish“ gestellt, einer Organisation, die behinderten und unheilbar kranken Kindern Herzenswünsche erfüllt. Lukas durfte also in der Bayernarena beim Spiel seines Lieblingsvereins gegen Hertha dabei sein, sich im Fanshop neu einkleiden und ein paar Spieler treffen.
Manuel Neuer, Thiago, Holger Badstuber, Jan Kirchhoff und Sebastian Rode kamen für ein schnelles Foto vor die Tür. Javier Martinez und Rafinha beliebten, nur am Fenster zu winken. Da hören wir Westfalen natürlich mit Genugtuung, dass Lukas die Unterkunft in einer Suite des Sheraton Hotels noch viel cooler als die Bayernprofis fand: „Drei Fernseher und drei Badezimmer! Einfach der Hammer.“