Witten. Paul Rehwinkel legt heute sein Amt als 1. Vorsitzender des TuS Heven nieder. 30 intensive Amtsjahre liegen hinter ihm. Nachfolger steht noch nicht fest

Beim TuS Heven 09 geht heute Abend eine Ära zu Ende: Nach 30 Jahren gibt Paul Rehwinkel auf der Jahreshauptversammlung seinen Posten als 1. Vorsitzender ab. Im Gespräch mit WAZ-Mitarbeiter Marcel Kling blickt Rehwinkel auf eine bewegende Amtszeit mit zahlreichen Höhen und Tiefen zurück.


Mit welchem Gefühl geben Sie das Amt des 1. Vorsitzenden weiter?

Mit gutem Gewissen und mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ein weinendes Auge habe ich sicherlich, wenn ich den Tabellenstand der ersten Mannschaft sehe. Ein lachendes Auge, weil ich über einen so langen Zeitraum immer viel Spaß, Freude und ein gutes Gefühl hatte. Es gibt nicht immer nur Sonnenschein, aber der überwiegende Teil meiner Amtszeit war einfach schön. Ich habe viele Freunde gewonnen und es hat viel Spaß gemacht, mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten.

Was hat sich seit ihrem Amtsantritt 1985 im Verein getan?

Es hat sich in diesen 30 Jahren einiges entwickelt. Der TuS Heven hatte damals ja gar kein eigenes Vereinsheim, das haben wir erst später mit viel Eigenleistung aufgebaut. Und nicht zuletzt haben wir in dieser Zeit zwei neue Sportanlagen bekommen. Erst 1985 den Rasenplatz und dann 2009 den Kunstrasen, der allen Aktiven hier viel Freude bereitet. Zudem haben wir die Tennisabteilung gegründet, die heute leider unter dem Mitgliederschwund zu leiden hat.

Was wird Ihnen in besonderer Erinnerung bleiben?

Die Spiele in den 80er Jahren gegen die Uwe Seeler-Traditionself, den VfL Bochum, den FC Schalke und insbesondere die U21-Nationalmannschaft von Argentinien. Die habe ich damals persönlich vom Flughafen in Frankfurt abgeholt. Zwei Spieler von denen sind etwas geworden: Diego Simeone und Fernando Redondo. Auch die Spiele gegen Borussia Dortmund und den 1. FC Köln waren Highlights. Als wir in der vergangenen Woche in Kaan-Marienborn gespielt haben, musste ich an unseren Oberliga-Aufstieg an gleicher Stelle denken. Da brachen alle Dämme, einige Spieler sind im Trikot im benachbarten Freibad ins Becken gesprungen. Solche Momente vergisst man nicht.

Leider folgte dem sportlichen Höhenflug alsbald die Talfahrt.

Man sollte Misserfolg zwar nie ausschließlich am Tabellenstand festmachen, aber sämtliche Abstiege in meiner Amtszeit waren natürlich nicht schön. 1985 waren wir damals in die Bezirksliga aufgestiegen. So weit sind wir davon jetzt nicht mehr weg. Aber wir haben in den 30 Jahren immer überkreislich gespielt.

Aktuell steckt offenbar der gesamte Wittener Fußball in einer Krise.

Der Wittener Fußballsport ist äußerst schwierig. Von einstmals 19 Vereinen sind nach dem Rückzug von Durchholz nur noch 14 übrig geblieben. Die guten Fußballer, wie Markus Scherff oder Marvin Weusthoff, wandern ab, weil es woanders mehr Geld gibt. Letzte Woche in Kaan-Marienborn waren nur 53 Zuschauer. Aber die haben Sponsoren. Der TuS Erndtebrück hat einen Etat von mehreren 100.000 Euro, abgesichert durch ein ortsansässiges Stahlwerk. Wir sind froh, wenn jemand eine Bandwerbung für 500 Euro macht.

Steht schon fest, wer Ihr Nachfolger wird?

Nein, noch nicht. Das Amt ist sehr arbeitsintensiv, aber ich habe meine Hilfe bereits zugesagt. Wenn ich in meinem Beruf meine Zeit nicht frei einteilen könnte, dann hätte ich das gar nicht geschafft. Wenn um 10 Uhr morgens eine Platzbegehung anstand, dann habe ich das eingerichtet.

Was können Sie ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben?

Als Vorsitzender beim TuS Heven muss man immer für ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen den und innerhalb der Abteilungen sorgen. Natürlich bekommt die 1. Fußballmannschaft das meiste Geld. Aber auch die anderen Mannschaften und auch die Skat-, Turn- und Tennisabteilung tun viel für das Wohlergehen des Vereins. Was auf keinen Fall passieren darf, ist so eine Situation wie bei den SF Durchholz. Aber davon gehe ich auch nicht aus.

Und was fangen Sie zukünftig mit Ihrer freien Zeit an?

Freie Zeit ist gut, ich werde bis mindestens Ende 2016 noch arbeiten. Darüber hinaus werde ich meinen Hobbys nachgehen, Tennis spielen und zum Sportplatz gehen. Aber ich kaufe mir nun keinen Schrebergarten und lege mich in den Liegestuhl. Das ist nichts für mich.