Ra’anana.

Hannah Bisdorf ist eine junge Frau, die Weihnachten nicht unter dem heimischen Tannenbaum verbringt: Die Handballerin aus Schermbeck leistet Friedensdienst im Heiligen Land und wird das Fest der Feste im Land Christi Geburt mit Freunden und Patienten feiern.

Rückblende: Elf junge Frauen tanzen vor Freude: Mit dem Schlusspfiff ist der Ausgleich gegen Homberg gefallen. Das bedeutet für Hannah Bisdorf und die anderen Spielerinnen den Klassenerhalt. Ein gutes Gefühl für die Schermbecker Nachwuchsspielerin, die von ihrem Vater Arno, Trainer der Landesligamannschaft, an diesen Sport herangeführt wurde. Warum? Für Hannah Bisdorf war der Auftritt gegen Homberg eine Art Auszeit vom Handball, denn die junge, energische Frau hat sich zu einem ungewöhnlichen Schritt entschieden: Sie leistet ein Jahr freiwillig Friedensdienst.

Nein, nicht um die Ecke im nächsten Alters- oder Kinderheim, sondern in einem Land, das mit Deutschland ein so tragisches wie weltveränderndes Schicksal verbindet: Hannah geht nach Israel. Genauer gesagt nach Ra’anana in der Region um Tel Aviv. Ra’anana ist Gewinner einiger Titel: Beispielsweise der der grünsten Stadt Israels. Viel interessanter für den Vater Arno Bisdorf ist wohl eher der Status einer sicheren Gesellschaft, die dem neuen Lebensumfeld seiner Tochter von der WHO verliehen wurde. Ra’anana wurde die erste Stadt im Nahen Osten, die diesen Titel bekam.

„Es ist ganz klar, dass man zuerst an Terror denkt und sich große Sorgen macht. Aber Hannah hat sich entschieden, dort mit autistischen Menschen zu arbeiten und sie zu begleiten. Man muss loslassen, was einem als Vater sicher nicht immer leicht fällt“, sagt Arno Bisdorf, der aus verständlichen Gründen seit dem Zeitpunkt der Abreise seiner Tochter im August die politischen Entwicklungen im Nahen Osten mit Argusaugen beobachtet. „Hannah ist schon immer ein Freigeist gewesen, der für Frieden und für die Kirche neben dem Sport aktiv war. Sie war in Australien und hat dort gearbeitet und für sie ist es ein Akt gelebter Solidarität, wenn sie jetzt in Israel Menschen hilft, die Hilfe benötigen“, sagt Arno Bisdorf, der natürlich beunruhigt war, als er hörte, das nach der Anerkennung Palästinas die israelische Armee mobil machte. „Natürlich telefoniert man in so einer Situation sofort miteinander und Hannah sagte, dass man vor Ort von diesen Ereignissen wenig spürt“, so Bisdorf. Auch die potenzielle Gefahr durch die atomaren Bedrohlichkeiten, die sich im Iran anbahnen, werden vor Ort in Israel anders wahr genommen, als bei uns. Bleibt Zeit, um in einer solchen Lebenssituation noch Gedanken an das Thema Handball zu finden? Immerhin gibt es Maccabi Ra’anana - eine Handballmannschaft aus der 2. Liga. „Ja, Hannah trainiert mit einer Mannschaft und hält sich so in Form. Handball hat ihr immer Spaß gemacht und deshalb spielt sie auch in Israel Handball, wenn sie nicht gerade Hebräisch lernt. Ihr Kalender ist ziemlich voll. Außerdem ist ihr Freund ein paar Orte weiter ebenfalls im Friedensdienst tätig. Sie lebt fast das Leben eines ganz normalen Teenagers. Aber eben nur fast“, sagt Arno Bisdorf, der bei allen Sorgen, die der Aufenthalt in Israel beschert, auch ein wenig stolz auf die Konsequenz und die soziale Einstellung seiner Tochter ist.

„Gut ist, wenn ein junger Mensch Ziele hat. Ich werde mit Hannahs Schwester zu Ostern nach Israel fliegen und mir meine Eindrücke vor Ort machen. Klar, dass ich mich darauf freue“, sagt Bisdorf. Die positive Entwicklung ihrer Mannschaft in der diesjährigen Saison verfolgt Hannah Bisdorf übrigens sehr genau: Die Facebook-Seite des Teams macht es möglich. Schalom Alechem, Hannah.