Marl. .

„Integration. Gelingt spielend.“ Diesen TV-Spot der Bundesliga Stiftung haben wohl die meisten aufmerksamen Zuschauer schon gesehen. Bundesliga-Größen wie Gerald Asamoah, Ilka Gündogan, Mario Götze und Sidney Sam werben in ihren Spots dafür, dass die Integration auf dem Fußballplatz gefördert wird. Es ist von Angst und Schrecken die Rede, die die Jugendlichen aber nur auf dem Fußballplatz verbreiten, da sie zu den Besten ihres Alters gehören.

Bei einem türkischen Verein wie Fenerbahce Istanbul Marl denken aber viele zuerst einmal weder an Integration, sondern eher an Abgrenzung. Gegründet wurde der Verein, der einer von nur noch fünf türkischen Vereinen im Fußballkreis Recklinghausen ist, 1990 von einem Fan des Fußballvereins Fenerbahce Istanbul. Seit 2007 leitet Hakan Simsir den Verein und ist sich dieser Pro-bleme durchaus bewusst: „Wir haben an einer Kampagne gearbeitet in der wir über eine gewisse Quote debattiert haben. Wir wollten einen größeren Anteil an anderen Kulturen in unserem Verein haben.“

Durchgesetzt hat sich die 50:50 Quote im Verein nicht. Deutsche Spieler gibt es dennoch immer wieder bei den Marlern. „Es gibt immer wieder deutsche Spieler in unseren Reihen. In der ersten Mannschaft ist zwar zurzeit keiner, dafür besteht unsere Hobbymannschaft nur aus deutschen Spielern und auch in der zweiten Mannschaft haben wir ein paar Deutsche“, sagt Hakan Simsir. Viel länger als eine Saison bleiben die deutschen Spieler aber selten.

Der Grund dafür scheint die Laune der Spieler zu sein, nach den Spielen und nach dem Training gerne ein oder zwei Bier trinken zu wollen. Bei Fenerbahce Istanbul Marl aber ist das ausdrücklich verboten. „Wir spielen unter dem Zeichen der Moschee. Deswegen ist Alkohol bei uns nicht erlaubt“, sagt Simsir. „Natürlich sitzen wir trotzdem nach den Spielen zusammen, aber den deutschen Spielern fehlt das ein wenig. Wenn unsere Spieler nicht auf dem Fußballplatz sind ist das natürlich auch etwas anderes, da wird dann auch schon ganz ordentlich gefeiert.“

Ideen, den Verein, der zurzeit in der Kreisliga A 2 auf Platz fünf liegt und damit hinter Spitzenreiter VfB Hüls II, und dem TSV Marl-Hüls II drittbestes von sieben Marler Teams in der Liga ist, auch für andere Spieler attraktiver zu gestalten hatte Simsir schon viele. Auch eine Namensänderung stand vor einigen Jahren zu Diskussion. Unter anderem stand der Name „FC Marl“ zur Wahl, den seit dieser Saison die Spielgemeinschaft aus Spvgg. Marl, SC Marl und VfL Drewer trägt. „Der Gedanke war, dass jeder sich mit dem Vereinsnamen identifizieren kann. Als wir uns dann aber in unserem Umfeld umhörten, sagten alle, dass Fenerbahce schon zu einem Markenzeichen geworden ist und, dass den Verein, auch über den Kreis hinaus, ganz viele Leute kennen.“

Auf seinen Verein bezogen, sieht Hakan Simsir die Differenzierung zwischen Deutschen und Türken unsinnig: „Über 90 Prozent meiner Spieler sind in Deutschland geboren und führen hier ihr Leben. Obwohl wir auf dem Platz teilweise türkisch sprechen, beherrschen alle die deutsche Sprache, mal mit mehr, mal mit weniger Akzent.“ Auf dem Platz dient die türkische Sprache den Spielern als eine Art „Code“ um die Spielzüge anzusagen, ohne, dass der Gegner sofort den Plan durchschaut. „Diskutiert wird aber auf deutsch“, sagt Simsir.

Die Vergangenheit der einzelnen Spieler zeigt, dass sich keiner mit der Zugehörigkeit zu Fenerbahce Istanbul Marl abgrenzen will. In der Jugend durchliefen nämlich die meisten Spieler die Abteilungen des TSV Marl-Hüls, des VfB Hüls oder anderen großen Vereinen in Kreis Recklinghausen. Simsir: „Da haben sich auch alle gut integriert. Auf unsere Anfrage wollten sie dann aber für unseren Verein spielen.“