Ein neuer Dopingfall im Reitsport? Isabell Werth steht unter Verdacht. Dorstener Pferdesportler befürchten Auswirkungen.

Vermutlich ist auch Isabell Werth in den Dopingskandal des deutschen Reitsports verwickelt. Ihr Pferd „Whisper”, das die fünffache Olympiasiegerin beim Pfingstturnier in Wiesbaden sattelte, ist positiv auf die verbotene Substanz Fluphenazine getestet worden - ein in der Tiermedizin häufig verwendetes Beruhigungsmittel. Das ergab am Mittwoch die A-Probe.

Werth wird nach Informationen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) die B-Probe beantragen. Der Weltverband FEI hat die 39-jährige Amazone vorerst gesperrt. FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau spricht von einer „Katastrophe für den Pferdesport.”

Der sportliche Aspekt spielt seit den Olympischen Spielen nur noch eine untergeordnete Rolle. Vielmehr steht seither das Thema Doping ganz oben auf der Liste des deutschen Reitsports. Zuletzt hatte der Internationale Sportgerichtshof CAS den Marler Springreiter Christian Ahlmann wegen Dopings bei seinem Pferd Cöster während den Olympischen Spielen in Peking eine achtmonatige Sperre aufgebrummt.

Das Verfahren gegen seinen Teamkollegen Marco Kutscher wegen unangemeldeter Medikation ist noch nicht abgeschlossen. Ludger Beerbaum ist erst kürzlich für den Nationenpreis gesperrt worden, nachdem er sich kritisch über die Vorgehensweise der Deutschen Reiterlichen Vereinigung geäußert hatte.

Doch welche Auswirkungen haben die Vorkommnisse für den Amateur-Reitsport? Ziehen sich auf ländlicher Turnierebene die Sponsoren zurück und wie soll sich die Deutsche Reiterliche Vereiningung verhalten? Dorstener Reiterinnen, ein Reitlehrer und ein ehemaliger Vereinsvorsitzender geben Antwort.

Isabel Sinnhuber startet für den ZRFV Dorsten auf ländlichen Turnieren in der näheren Umgebung und ist geschockt: „Ich habe am Telefon von der Nachricht erfahren und bin sehr enttäuscht über das, was da passiert ist. Der Reitsport, in diesem Fall der Dressursport, definiert sich über solche großen Namen wie Isabell Werth. Viele junge Nachwuchsreiterinnen und Nachwuchsreiter blicken zu ihr auf und möchten irgendwann auch so erfolgreich sein. Dass jetzt auch bei ihrem Pferd eine verbotene Medikation festgestellt wurde, nimmt doch diesen Nachwuchsreitern den Antrieb. Ich hoffe, dass schnell Lösungen gefunden werden, um weiterhin einen fairen Reitsport zu ermöglichen.”

Werner Lochthowe ist Reitlehrer beim ZRFV Dorsten. Foto: Reiner Kruse
Werner Lochthowe ist Reitlehrer beim ZRFV Dorsten. Foto: Reiner Kruse © WAZ

Werner Lochthowe, Reitlehrer beim ZFRV Dorsten, befürchtet schwerwiegende Folgen für die Amateur-Reiter. „So ein Turnier, wie wir es einmal im Jahr auf unser Anlage auf die Beine stellen, kann nicht ohne die vielen örtlichen Sponsoren stattfinden. Wenn man den schönen Reitsport bald nur noch mit Doping in Verbindung bringt, wird es nicht einfacher, an Sponsoren zu kommen. Ich habe keine Ahnung, was sich Frau Werth dabei gedacht hat. Ich habe gehofft, dass das tolle Turnier in Aachen den Reitsport nach den vielen negativen Schlagzeilen wieder ein Stück nach vorne bringt. Auch die Äußerung von Ludger Beerbaum 'Erlaubt ist, was nicht gefunden wird' kann ich nicht nachvollziehen.”

Carolin Zell feierte erst am Sonntag beim Turnier in Langenfeld die Rheinische Meisterschaft. „Ich dachte, dass die Auflösung der Kader ein Zeichen ist. Scheinbar muss die FN noch härtere Strafen einführen. Der Reitsport ist ja schon fast so schlimm wie der Radsport. Ich bin schockiert, dass Isabell Werth gedopt haben soll. Bald bleiben die Zuschauer weg, dann wird nichts mehr im Fernsehen übertragen und dann hauen auch die Sponsoren ab.”

Heiner Nachbarschulte. Foto:Tina Sarge
Heiner Nachbarschulte. Foto:Tina Sarge © bbv Tina Sarge

Heiner Nachbarschulte war jahrelang 1. Vorsitzender des Reitvereins Lippe-Bruch-Gahlen. „Zwischen dem Spitzensport und dem ländlichen Sport, also dem Sport, den wir hier betreiben, muss man klar unterscheiden. Wir machen auf unserem Turnier viele Kontrollen, von einem Fall ist mir zum Glück nichts bekannt. Daher glaube ich auch nicht, dass diese zweifelsohne schockierende Nachricht auf unserer ländlichen Turnierebene Konsequenzen haben wird. Unsere Sponsoren sind doch völlig andere als die, die bei den großen Turnieren werben, die sogar im Fernsehen übertragen werden. Die Meldung von Isabell Werth erschüttert mich natürlich. Ich bin vollkommen überrascht, das scheint ja gar kein Ende zu nehmen - doch es spielt sich wohl nur in der Spitze ab.”