Der Jugendwahn geht weiter: Wer als Schiedsrichter eine Perspektive nach oben haben will, muss schon in ganz jungen Jahren große Sprünge machen.

Recklinghausen. Das war mit der zentrale Punkt der Aussage des Fußball-Kreisschiedsrichterobmanns Andreas Mermann beim Staffeltag aller Kreisligen. Ganz glücklich sei man damit zwar nicht, müsse sich aber den Forderungen des DFB notgedrungen beugen. Immerhin: Im 14-köpfigen Schiedsrichter-Perspektivteam des FLVW-Kreises Recklinghausen befindet sich mit dem erst 18-jährigen Benjamin Schäfer ein Pfeifenmann, der innerhalb eines Jahres drei Klassen übersprungen hat und von der neuen Saison an in der Senioren-Westfalenliga als Spielleiter sowie in der B-Junioren-Bundesliga als Assistent eingesetzt werden soll.

Gleichwohl plagen Mermann weiter personelle Sorgen. Zwar seien für die Kreisschiedsrichtervereinigung Recklinghausen aktuell 270 Schiedsrichter im Einsatz. Doch der Bedarf sei erheblich höher. „28 Prozent sind zwischen 15 und 20 Jahre alt. Das ist einfach zu wenig, vor allem auch, um alle Jugendspiele personell vernünftig besetzen zu können.” Außerdem herrsche akuter Mangel an weiblichen Schiedsrichtern: Nur zwölf Frauen und Mädchen sind im Kreis aktiv.

Von den im vergangenen Jahr ausgebildeten 36 neuen Schiedsrichtern seien 26 bei der Stange geblieben. „Ich hoffe, dass der Anteil sich in diesem Jahr erhöht." Am 29. August beginnt der neue Schiedsrichter-Anwärterlehrgang, für den bislang 30 Anmeldungen vorliegen und für den derKreis auch massiv mit dem Herner Thorsten Kinhöfer wirbt, der in der abgelaufenen Saison zum Schiedsrichter des Jahres in der Bundesliga gewählt worden war.

Einen noch härteren Kurs als in der Vergangenheit kündigte Friedrich Korf, Vorsitzender der Kreisspruchkammer, in Richtung verbaler und körperlicher Angriffe auf Schiedsrichter an. Hier habe die Kammer besonders Trainer und Vereinsfunktionäre im Visier, die mit ihrem undisziplinierten Verhalten eskalierende Situationen schüren, statt beschwichtigend auf erregte Gemüter einzuwirken. Außerdem kündigte Korf angesichts zunehmender Platzverweise an, dass Rote Karte künftig in die neue Saison mitgenommen werden und nicht mehr automatisch verfallen.

Mit Urkunden und Spielbällen bedachte der Kreisvorsitzende Hans-Otto Matthey nicht nur die Meister und Aufsteiger der Saison. Auch die bestplatzierten Vereine der Fair-Play-Tabelle der Saison 2008/09 wurden vom Kreisvorstand ausgezeichnet. 250 Euro entfielen dabei auf BVH Dorsten II, 150 Euro auf den SV Bossendorf, je 100 Euro auf DJK Eintracht Datteln, SV Altendorf und VfL Drewer sowie 65 Euro auf SuS Polsum.