Haltern am See. .
Die Nachricht machte blitzschnell die Runde. Christoph Metzelder kommt zum FC Schalke 04. Ein Traum wird wahr für jeden Schalke-Fan aus Haltern am See und vor allem für die Anhänger des TuS Haltern, dem Heimatverein des 29-jährigen Nationalspielers, der nach drei Jahren seine Zelte bei Real Madrid abbricht.
Die Fans sehen vor ihrem geistigen Auge schon die neue Innenverteidiger-Achse der Knappen: links Metze, rechts Benny Höwedes. Beides Jungs, die das Kicken beim TuS Haltern gelernt haben. Und wenn dann noch Tim Hoogland (Marl) auf rechts verteidigt, dann stellt das Vest demnächst drei Viertel der Schalker Viererkette. Und das ist noch längst nicht alles („Sechs Knappen aus dem Vest“).
Bei Metzelders Heimatverein, den er vor zweieinhalb Jahren vor der Insolvenz rettete, ihn seitdem in vielen Bereichen unterstützt und dem er vor einigen Monaten einen Kunstrasenplatz bescherte, freuen sie sich erst einmal über die ortsnahe Entscheidung. „Für die Region Haltern, die ja überwiegend blau-weiß ist, ist das eine Top-Geschichte“, sagt Roland Schulz, der Fußball-Abteilungsleiter des TuS. Der Verein werde profitieren, weil Metzelder jetzt nicht nur wie ohnehin schon bei Entscheidungen, sondern auch viel mehr bei Verhandlungen oder Terminen vor Ort eingebunden werden und sein Netzwerk nutzen könne. So dürfte er bei der zweiten Players Night im Juni auf jeden Fall dabei sein.
Pleiten, Pech und Pannen
Erklärungsbedarf wird Metze allerdings schon haben. Gegenüber den BVB-Fans, bei denen er sich im August 2009, als er mit Madrid anlässlich des 100. Geburtstags der Borussia in Dortmund spielte, noch einmal vor der Südtribüne für eine gute Zeit bedankte. Aber auch bei Blau-Weiß. Die Erinnerungen an sein erstes Mal auf Schalke sind nämlich nicht die besten, wie Metzelder auf seiner Homepage verrät: „Eine absolute Katastrophe“ nennt er die Saison 1995/96 im damaligen B II-Kader. „Der große S04 wollte mich verpflichten. Das ist ja sensationell, habe ich mir gedacht und direkt zugesagt. Von wegen! Meine Zeit bei den Königsblauen würde ich am liebsten sofort wieder vergessen. Pleiten, Pech und Pannen waren an der Tagesordnung. Angefangen vom nicht vorhandenen Spielerpass, bis hin zu einem Trainer, der wohl vergessen hat mir mitzuteilen, dass meine Mannschaft ins Trainingslager fährt.“
Das wird Felix Magath bestimmt nicht passieren. Also Schwamm drüber. „Irgendwie schließt sich ja auch der Kreis“, sagt Maria-Theresia Metzelder zum ersten Schalke-Jahr ihres Sohnes . Sie freut sich über dessen Rückkehr nach Deutschland, „auch wenn mir jetzt ein Reiseziel fehlt“. Mehrfach habe sie ihren Sohn in der spanischen Hauptstadt besucht. Demnächst sitzt der dafür wieder häufiger auf dem heimischen Sofa. Im Elternhaus einziehen werde er nicht. Und womöglich auch nicht in einen der beschaulichen Stadtteile Lavesum, Lippramsdorf oder Hullern ziehen. „Eher schon in eine Großstadt“, vermutet Mutter Metzelder. „Aber sicher wohnt er zuerst hier.“
„Er wollte Christoph ja schon für Wolfsburg verpflichten“
Eingebunden in die Entscheidung pro Schalke war sie nicht: „Da werden wir als Familie auch vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Aus ihrer Sicht habe die Person Felix Magath („Er ist einer der Besten“) den Ausschlag gegeben: „Er wollte Christoph ja schon für Wolfsburg verpflichten.“
Damit ist vieles beantwortet. Nur nicht die Frage, ob sich Lukas Schmitz Gedanken machen muss. Der 21-jährige Ex-Bochumer bekam beim seinem Wechsel nach Schalke im Vorjahr die Rückennummer 21 zugewiesen. Die allerdings ist seit zehn Jahren die angestammte Nummer von Christoph Metzelder. Er trug sie in Dortmund, in der Nationalmannschaft und auch bei Real Madrid. Die 6 wäre bei Schalke momentan frei. Gut möglich, dass damit demnächst Lukas Schmitz aufläuft.
Sechs Knappen aus dem Vest: Mit Christoph Metzelder wächst die Zahl der Bundesliga-Profis aus dem Vest, die das Trikot des FC Schalke 04 tragen, auf sechs. Das halbe Dutzend besteht aus: Mathias Schober (Tor, 34 Jahre, Marl, Vertrag bis 2011), Benedikt Höwedes (Abwehr, 22, Haltern am See, 2014), Tim Hoogland (Abwehr, 24, Marl, 2014), Alexander Baumjohann (Mittelfeld, 23, Waltrop, 2013), David Loheider (Sturm, 19, Oer-Erkenschwick).