Eine Studie aus den USA schreckte die Szene auf: Beim Laufen in Schuhen wurden stärkere Belastungen an Hüft-, Knie- und Fußgelenken als beim Barfußlaufen festgestellt. Tenor der Untersuchung: Schuhe schädigen beim Laufen mehr als Barfußlaufen.
Leider wurde bei der Interpretation dieser Werte übersehen, dass dieser Studie eine Testserie auf dem Laufband zugrunde lag. Laufen auf natürlichem Boden oder auf der Straße ist jedoch nicht mit dem Laufen auf dem Laufband vergleichbar.
Lange Zeit wurden „Dämpfen, Stützen, Führen“ bei Laufschuhen in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt. Große Hebelarme im Fersenbereich wurden später als Ursache von Verletzungen festgestellt. Viele Schuhe nahmen dem Fuß die natürlichen Funktionen ab und führten dazu, dass Fußmuskeln verkümmerten.
Die vor allem in den USA weit verbreiteten weichen Schuhe förderten eine zu starke Abkippen nach innen beim Fersenaufsatz. Das wiederum führte zu Überlastungserscheinungen am Knie. Je stärker die Dämpfung ausfällt, um so instabiler wird der Schuh. Ausgeklügelte Dämpfungssysteme im Fersenbereich führen auch dazu, dass die Läufer über die Ferse laufen. Durch das Aufsetzen vor der Körperachse wird die Vorwärtsbewegung abgebremst und die Gelenke einer stärkeren Belastung ausgesetzt.
Später wurden individuelle Faktoren wie die Passform des Schuhes in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt. Deshalb werden Schuhe inzwischen auch in unterschiedlichen Weiten angeboten. Für Frauen wurden spezielle Produktlinien entwickelt, die unterschiedlichen Fußformen Rechnung tragen. Unterschiedliche weiche Schuhe – für unterschiedliche „Gewichtsklassen“, Laufstile und Körpertypen - sorgen für bedarfsgerechte Dämpfung. Zur Verhinderung der Überpronation wurden unterschiedliche Härtegrade im Rückfußbereich entwickelt. Neueren Untersuchungen zufolge soll aber weniger die maximale Pronation sondern die Pronationswinkelgeschwindigkeit zu orthopädischen Problemen führt.
Der nächste große Trend ist die Annäherung an den Barfußlauf auf Naturboden. Danach soll der Schuh nur die Differenz zwischen Naturboden und dem härteren Boden, auf dem gelaufen wird, ausgleichen. Beim natürlichen Laufen wird stärker über den Mittel- oder Vorfuß aufgesetzt. Dadurch, dass der Fußaufsatz dichter an der Körperachse erfolgt, werden Bremskräfte reduziert. Durch Schuhe, mit denen Barfußlaufen simuliert wird, lassen sich die Fußmuskeln kräftigen.
Doch auch dabei ist Vorsicht geboten. Wenn Sie es nicht mehr gewohnt sind, regelmäßig barfuß zu laufen/gehen, sollten Sie für einen moderaten Einstieg sorgen. Ansonsten dämpfen möglicherweise Waden- oder Achillessehnenproblme in den nächsten Tagen Ihren Laufgenuss.