Velbert. . Patrick Iber ist seit vielen Jahren mitten drin im großen Profi-Zirkus der Tennis-Szene. Als Schieds- und Linienrichter bei internationalen Top-Turnieren. Der Spieler des Netzballvereins Velbert war auch an der Linie bei Auftritten von Legenden wie Boris Becker und John McEnroe

Daheim in zwei Welten, ständig pendelnd zwischen den zwei verschiedenen Seiten des Tennis-Sports. Patrick Iber vom Netzballverein Velbert spielt seit gut vier Jahrzehnten auf gehobenem Amateur-Niveau. Zugleich ist er seit anderthalb Jahrzehnten auch noch mitten drin im Profi-Zirkus, hier allerdings auf der anderen Seite. Nicht als Spieler, sondern als Schieds- und Linienrichter.

Gerade erst hat der 46-jährige wieder einmal als Linienrichter das ATP-Turnier in Düsseldorf hinter sich gebracht, da bereitet er sich schon auf seine nächsten Aufgaben von höchstem nationalen Niveau vor. Die Tennis-Bundesliga braucht ihn, u.a. in der Knaller-Partie zwischen Neuss und Aachen.

Und zwischendurch geht es wieder zurück zur anderen Seite, schließlich läuft seit einigen Wochen die Medensaison und Patrick Iber wird selbstredend für „seine“ Herren 40 des Netzballvereins in der Bezirksklasse aufschlagen.

Da werden ihn womöglich wieder Gegner oder Teamkollegen fragen, wie es denn so war, bei einem Turnier, in dem etliche Weltklasse-Spieler aufgeschlagen haben. „In Düsseldorf war es gerade großartig. Dass dann auch noch der deutsche Lokalmatador Philipp Kohlschreiber gewonnen hat, das sorgte für hervorragende Stimmung“, berichtet Iber. Beim Rochus-Club und dessen ATP-Spektakel, das inzwischen „Power-Horse-Cup“ heißt, gehört er fast schon zum Schiedsrichter-Inventar. Dabei wollten sie ihn einst gar nicht haben. „Ihnen fehlen die Lizenzen“, sagten sie ihm, als er sich bewarb.

Also erwarb er sich die nötigen Qualifikationen, ging wieder hin und dann wollten sie ihn gar nicht mehr weg lassen. Die Karriere bei den Profis entwickelte sich zügig bis hin zu Einsätzen bei internationalen Top-Turnieren, auch beim Federations- und beim Davis-Cup. Auge in Auge mit den Besten der Welt.

„Es ist schon faszinierend, so nah dran zu sein und zugleich selbst Leistung bringen zu müssen. Man muss hoch konzentriert sein, will man keine Fehlentscheidung treffen.“ Zumal ja auch im Tennis die Schiedsrichter schnell die Buhmänner sein können. Serena Williams fragte mal eine Unparteiische „Bist du diejenige, die mich neulich betrogen hat“. Jimmy Connors drohte mal einem Schiedsrichter „ich hol dich gleich vom Stuhl runter“ und John McEnroe war nicht nur als Spieler, sondern auch als Fachmann für üble Schiedsrichter-Beschimpfungen und für zuverlässig schlechtes Benehmen im feinen Tennissport lange die Nummer eins.

Ibers persönliches Lieblings-Turnier war eine „Legenden-Veranstaltung“ im Jahre 2007 mit Goran Ivanisevic, Michael Stich, Boris Becker — und John McEnroe.

„Alle waren gut drauf, es gab mit keinem Probleme. Auch Boris Becker, der ja mitunter recht emotional auftritt, war sehr nett. Nur einer benahm sich daneben“, berichtet Iber. John McEnroe wurde auch im gereiften Alter mal wieder seinem Ruf als Rüpel gerecht. Iber bekam zwar nichts ab, aber ein Ballkind, das wohl etwas zu langsam für den Geschmack von „Big Mac“ war. Also feuerte der Wüterich einen Ball in Richtung des Kindes, das danach arg verschreckt war.

Nur McEnroe benahm sich daneben

Allerdings entschuldigte sich der legendäre Spieler später mit einem Geschenk: Ein Ball mit Widmung vom mehrfachen Wimbledon-Champion John McEnroe, der auch sehr charmant sein kann.

Aus sportlicher Sicht fand Iber den Vergleich der beiden deutschen Wimbledon-Gewinner interessanter. Sein Eindruck: „Stich hat für mein Empfinden sogar die besseren Schläge, aber Becker ist wohl der bessere Spieler, weil er diese Kampfkraft hat, diese Unbeugsamkeit.“

Engagiert auch als Referent für Regelfragen

Wenn schon Leidenschaft fürs Tennis, dann richtig. Patrick Iber ist nicht nur als Spieler und Schieri, sondern auch als Funktionär engagiert. Im Tennisbezirk Niederrhein arbeitet er als Referent für das Schiedsrichterwesen und Regelkunde. Er ist für Entscheidungen von strittigen Fällen am grünen Tisch zuständig.

Als Spieler im Tennisbezirk wird Patrick Iber zudem beim nächsten Medenspiel wieder aufschlagen. Am 14. Juni bestreiter er mit den 2. Nerren 40 des Netzballvereins Velbert die nächste Partie in der Bezirksklasse A.
Auf dem Plan steht das Nachbarschaftduell mit dem TV Blau-Weiss Wülfrath II.

Ganz nah dran an den Stars von einst und jetzt, die mitunter auf sein Kommando hören müssen. „Das ist ein Traumjob“, sagt Katja Ihlo, die Pressesprecherin des Netzballvereins. Es ist aber auch eine Art Zweitjob. Denn bei Turnieren wie jüngst mit Kohlschreiber in Düsseldorf muss Patrick Iber Urlaub von seinem zivilen Hauptjob als Versicherungskaufmann nehmen.

„Das ist dann eine faszinierende Abwechslung.“ Und es ist die Gelegenheit, gemeinsam mit „Legenden“ wie McEnroe oder Becker auf dem Court zu sein.