Heiligenhaus. . Der Heiligenhauser Tom Dörner bewältigt beim Ultra-Trailrunning auch Strecken über 100 Kilometer.An diesem Wochenende startet der Extremläufer beim Harzer Hexenstieg – eine höllische Tour über 2500 Höhenmeter mit Steinen und Geröll.

Die Sonne strahlt, die Temperaturen steigen und um der Frühjahrsmüdigkeit entgegenzuwirken, stülpen sich etliche Sportbegeisterte die Laufschuhe über. Hart Gesottene nehmen sogar an einem Marathon teil. Der Heiligenhauser Tom Dörner schmunzelt darüber. 20 Kilometer? Kein Problem. 30 Kilometer? Zum Frühstück. Einen Marathon? Um sich fit zu halten. Tom Dörner läuft mehr. Viel mehr. 100 Kilometer kann der Messer schon mal anzeigen, ganz ohne Pause. Der 37 Jährige ist Ultra-Marathon- und Ultra-Trailrunning-Läufer.

Schon in der Jugend ist Tom Dörner sehr sportlich, schwimmt und nimmt an Triathlonen teil. Allerdings: „Um ehrlich zu sein, hat mir das Laufen bei einem Triathlon immer am wenigstens Spaß gemacht.“ Studium und Beruf sorgen dann für den Rest: Der leitende Angestellte im Management legt das Lauftraining auf Eis. Vor fünf Jahren dann der erneute Versuch. „Ich kann es gar nicht richtig erklären. Es hat sich einfach ergeben und ist heute ein toller Ausgleich zu meinem Bürojob“, erklärt Dörner.

Einen Unterschied gibt es allerdings: „Ich habe gemerkt, dass mir die ganz langen Strecken einfach am besten liegen“, sagt Dörner und zwinkert: „Ein 24-Stunden Rennen ist viel schöner als ein 42 Kilometer langer Marathon. Der ist immer so schnell vorbei.“

Statt Asphalt über Steine und Geröll

Und genau aus diesem Grund nimmt der gebürtige Velberter heute am Ultramarathon im Harz teil, dem „Harzer Hexenstieg“ – 104 Kilometer von Thale nach Osterode. Doch wer an einen Marathon auf Asphalt glaubt, der irrt. Neben der Distanz kommen noch Höhenmeter von knapp 2500 Metern hinzu, nicht zu vergessen Steine und Geröll. „In den Bergen fühle ich mich einfach wohl. Die Natur hat etwas beruhigendes und befreiendes.“ Nicht ohne Grund verlagert er das Training gerne ins Gebiet der Zugspitze.

Um bei Prüfungen wie dem heutigen Ultra-Marathon mithalten zu können, ist ein sehr intensives Training nötig. „Ich laufe an circa vier bis sechs Tagen jeweils um die 65 Kilometer.“ Im Jahr kommen gut 5000 Kilometer zusammen. Doch das allein reicht nicht aus. „Ich gehe zusätzlich auch noch ins Fitnessstudio. Besonders im Gelände sind Kraft und Stabilität von großer Bedeutung.“ Schließlich geht es die meiste Zeit über Stock und Stein die Berge rauf und runter.

Freundin Sanne ist bei den Wettkämpfen fast immer dabei. „Sie selbst läuft auch Marathon, wenn auch nicht die ganz langen Strecken“, sagt Dörner und ergänzt: „Toll, wenn der Partner Verständnis für ein so zeitintensives Hobby hat.“ Wenn Sanne nicht selbst die Schuhe überstülpt, nimmt sie ihn an der Ziellinie in Empfang.

Zwei DM-Wettbewerbe folgen

Wer rastet, der rostet. „Bei den beiden deutschen Meisterschaften im 24 Stundenlauf sowie beim Ultratrail möchte ich unbedingt eine Medaille“, betont er. Beim 24-Stunden-Lauf will er auch die 160 Kilometermarke knacken. Hier muss in der angegebenen Zeit ein Rundkurs so oft durchlaufen werden wie möglich. Das steht zwar im Gegensatz zu den abseits gelegenen Strecken über die Berge, doch die Distanz reizt ihn.

Ganz besonders freut er sich auf Mitte Mai. „Zum ersten Mal werde ich in Transsilvanien starten“, erzählt Dörner aufgeregt. Jetzt konzentriert sich der Extremsportler aber auf den „Harzer Hexenstieg“, damit das persönliche Ziel , unter die ersten 20 von 100 Läufern und in seiner Altersklasse unter die ersten drei zu kommen, klappt. Und das ganze natürlich ohne Pause.

Doch bevor Tom Dörner an das Ziel denken kann, ist es ein langer Weg. Mit wetterfester Kleidung und einem Rucksack geht es an den Start – ein Notfallset, Wechselkleidung und Verpflegung muss jeder dabei haben. Beim Ultra-Trailmarathon (ein Lauf abseits asphaltierter Straßen) in der Schweiz haben die Teilnehmer auch einen Ortungsgerät dabei, damit niemand verloren geht. Mit Wasser, Obst, Nüssen, Kartoffeln und Salzstangen hält sich der Extremsportler über die angepeilten 15 Stunden fit. „Es wird einige Verpflegungspunkte geben.“

Auf die Frage nach dem einprägsamsten Lauf antwortet Tom Dörner: „Ganz klar der Ultra Trail du Mont Blanc im vergangenen Jahr. Die Strecke gilt als die anspruchsvollste überhaupt. Dennoch war es eine unglaublich tolle Erfahrung, auch wenn ich danach wirklich geschafft war“, erinnert sich der passionierte Läufer. Kein Wunder bei 6000 Höhenmetern.