Velbert. . Velberter appellieren an Toleranz und finden es schade, dass Sportler es schwer haben, sich zu ihrer Homosexualität zu bekennen

Homosexualität im Sport, besonders im Fußball, ist seit dem Coming-out des Ex-Nationalspielers Thomas Hitzlsperger ein großes Thema. Ob in den Tageszeitungen, im Fernsehen oder Radio – überall wird dessen Bekenntnis behandelt. Doch ist es überhaupt ein Thema, über das man groß und breit diskutieren muss? Die WAZ hörte sich ein wenig um.

„Nein“, betont Dirk Graedtke, erster Vorsitzender des SC Velbert, „zumindest nicht bei uns“. Im Fußballverein sei das Thema der Homosexualität schlicht keines. Der ehemaliger Spieler fordert Akzeptanz: „Homosexualität ist keine Krankheit. Ich kann die negativen Äußerungen mancher Mitmenschen einfach nicht nachvollziehen. Mann soll die Spieler nach ihrer Leistung beurteilen und das Persönliche außen vor lassen.“

Dirk Graedtke (50) spricht aus Erfahrung, hat er doch selbst in seiner aktiven Zeit als Fußballer mit einem homosexuellen Spieler in einem Team gespielt. „Er wurde von uns allen ganz normal behandelt. Auch als er seinen Partner mit zu einem unserer Spiele mitgebracht hat, war das überhaupt kein Problem“, erinnert sich der erste Vorsitzende des SC und gleichzeitige Trainer des Altherren-Teams.

Hermann-Josef Schmitz ist der zweite Vorsitzende des Langenberger SG und auch selbst noch in den Bereichen Gymnastik, Volleyball und Laufen aktiv. Trotz seiner langjährigen Mitgliedschaft ist der 68 Jährige noch nie mit dem Thema in Berührung gekommen. Dennoch appelliert er: „Homosexualität darf kein Tabu-Thema sein.“

Jeder Verein solle offen damit umgehen. Der gleichzeitige Vorsitzende des Sportausschusses im Rat der Stadt Velbert rechnet nicht damit, dass das Thema in nächster Zeit bei der LSG behandelt werden müsste. „Ich kann mir nur vorstellen, dass Eltern uns ansprechen. Dann müssen wir natürlich reagieren und die Trainer würden sich mit ihren Gruppen zusammensetzen. Jetzt sehe ich allerdings keinen Handlungsbedarf“, so der zweite Vorsitzende der LSG.

Auch Renate Duderstadt, zweite Vorsitzende des StadtSportBundes Velbert, hatte noch nie Kontakt mit dem Thema. Das heißt aber nicht, dass sich der Verband noch nicht mit Homosexualität beschäftigt habe. „Wir gehen ganz offen damit um und begrüßen, dass ein ehemaliger Fußball Nationalspieler den Mut aufgebracht hat, sich zu outen“, so Duderstadt und fügt hinzu: „Gleichzeitig ist es aber auch schade, dass es homosexuelle Spieler immer noch so schwer zu haben scheinen, ihre Liebe offen zeigen zu können, weil sie befürchten, dem Druck nicht standhalten zu können.“

Das größte Problem seien laut des SSB-Vorstandsmitglieds nicht die eigenen Mitspieler oder die Trainer, sondern manche Fans. Denn „wenn die Zuschauer die sexuellen Neigungen der Fußballer akzeptieren würden, wäre es überhaupt kein Thema, das man lang und breit diskutieren müsste“.