Velbert. . Die Velberterin Charleen Cornelius tritt im August in Bukarest bei der EM der Kadetten an.

Das achtjährige Mädchen wollte etwas Sportliches in Angriff nehmen. In der engeren Wahl standen Tennis oder auch Tanzen. Doch stattdessen wurde es Taekwondo. Zwar gibt es hier auch kunstvolle Schrittkombinationen und Schläge kommen auch vor, aber nicht mit dem Schläger gegen den Ball, sondern mit Hand oder Fuß gegen den Körper eines Gegners, um ihm im Kampf einen wirkungsvollen Treffer zu verpassen. Charleen Cornelius vom Team Tornado Velbert kämpft nämlich Vollkontakt. Schlank und zierlich ist sie, „zudem eher still und zurückhaltend“, sagt ihre Mutter Bärbel. Warum dann ausgerechnet diese eher harte Kampfsportart, warum nicht doch Tanzen?

„Es ist einfach alles toll am Taekwondo“, sagt Charleen. Mit acht Jahren hatte sie mal beim Training von Tornado Velbert reingeschnuppert und sie wusste: „Das ist es, hier bleibe ich.“ Und Tornado-Trainer Cafer Naroglu hatte sofort erkannt: „Die gehört auch hierhin.“

Sie machte alles mit Begeisterung mit, wurde schnell immer besser und Naroglu schickte sie deshalb schon früh zu ihrem ersten Wettkampf - bei dem sie gleich die ersten Siege einfuhr. Seither ist sie nicht zu stoppen. Mittlerweile landet die 13-Jährige in ihrer Alters- und Gewichtsklasse bei sämtlichen nationalen und internationalen Turnieren auf den Spitzenplätzen, brachte es bei der Deutschen Meisterschaft der Kadetten auf Platz eins und steht im Nationalteam, mit dem sie nun zur Europameisterschaft der U 15 nach Bukarest reist.

In der rumänischen Hauptstadt kämpft sie vom 22. bis zum 25. August in der Klasse bis 33 Kilogramm auch darum, sich selbst ein Geburtstagsgeschenk zu bereiten. Denn während der Wettkämpfe auf dem Balkan wird sie 14 Jahre jung. Und sie will alles daran setzen. Trainer Naroglu bescheinigt ihr gute Chancen. „Sie bringt alles mit, was eine Leistungssportlerin braucht.“ Er muss es wissen, „denn der Trainer sieht Charleen fast häufiger als die Eltern“, sagt Bärbel Cornelius.

Fast jeden Tag, wenn Schule und Hausaufgaben erledigt sind, steht sie ab halb vier nachmittags im Training auf der Matte. Beim Heimverein Tornado, beim Landes- oder Bundes-Leistungsstützpunkt. Und wenn nicht gerade Training ist, dann gibt es Turniere. In Belgien, Kroatien, Österreich und nun Rumänien. Der Fleiß zahlt sich aus: „Sie ist im Moment die Beste in ihrer Klasse in Deutschland“, sagt Naroglu. „Wir hoffen alle, dass sie mal wieder einen internationalen Titel zu Tornado holt.“

Für ihr Alter sei sie in der sportlichen Entwicklung schon sehr weit. Was die Gurtfarbe angeht, hätte es womöglich schon etwas weiter gehen können. „Wir hätten den Schwarzgurt schon in Angriff nehmen können, aber haben uns entschieden, zunächst der Europameisterschaft den Vorzug zu geben“, sagt Vater Thorsten.

Bei den Gurtprüfungen sind auch andere Fertigkeiten als die Kunst, Kämpfe beim Turnier zu gewinnen gefragt, so auch die Poomsae-Übungen, die Formenläufe ohne Gegner, die für den Zuschauer oft wie ein faszinierendes Kampfballett aussehen, manchem Athleten aber mitunter als Pflichtübung vorkommen. „Gut, die mache ich auch“, sagt Charleen. Aber das Kampf-Training ist ihr doch deutlich lieber. Etwas Action muss schon sein. Sonst hätte sie ja damals auch beim Tanzen anfangen können.

Für internationale Aufgaben empfohlen

Gute Form für internationale Aufgaben hat Charleen Cornelius zuletzt eindrucksvoll nachgewiesen. Bei den Berlin Open kam sie auf Platz zwei, den internationalen Jugendcup in Dormagen gewann sie sogar.


Bei den Österreich-Open holte sie als beste deutsche Teilnehmerin Bronze und bei der Copa d’Andorra brachte sie es in souveräner Manier auf Platz eins. Ein kleiner Tornado wirbelt gerade über den Kontinent.