Krefeld. Damit war im Vorhinein nicht zu rechnen. Oberligist Velbert schlägt Regionalligist Uerdingen im Niederheinpokal. So gelang der große Coup.

Als klarer Außenseiter ging der TVD Velbert in die Pokalpartie der zweiten Runde auf Niederrheinebene und traf auswärts im Grotenburg-Stadion auf den Regionalligisten KFC Uerdingen. 

War es eine Sensation oder nur eine Überraschung, die die Dalbecksbäumer schafften? Am Ende muss das jeder für sich einordnen, letztlich gewannen die Velberter nach einer Nullnummer über 120 Minuten im Elfmeterschießen mit 4:3, zogen in die nächste Runde ein und können dort auf einen attraktiven Gegner hoffen. 

KFC Uerdingen kontrolliert die Partie, doch der TVD Velbert ist hellwach

Die Partie begann wie erwartet, der Regionalligist übernahm sofort die Spielkontrolle und hatte deutlich mehr Ballbesitzphasen als der Oberligist. Die Dalbecksbäumer versteckten sich aber nicht in ihrer eigenen Hälfte, sondern versuchten situativ, den Spielfluss der Krefelder schon in deren Spielfeldhälfte zu stören. 

Die erste Torannäherung mit Aha-Effekt hatten die Velberter mit Unterstützung des Gegners. Nach einem Rückpass eines KFC-Verteidigers, schlug Torhüter Ron Meyer am Ball vorbei, der dann aber nicht den Weg über die Torlinie fand. Die Auswahl des ehemaligen Bundesligisten tat sich zunächst sehr schwer, Lösungen gegen die kompakte Defensive des TVD zu finden. Zwar kamen hin und wieder Bälle in den Strafraum, doch immer war ein Abwehrbein dazwischen, sodass es in der Anfangsphase keine gefährlichenAbschlüsse auf das von Robin Offhaus gehütete Tor gab.

Velberts Arda Terzic muss früh verletzt raus

 Pech für die Velberter, dass sich der junge Mittelfeldakteur Arda Terzic früh verletzte und nach einer Viertelstunde schon ausgewechselt werden musste. Unverständnis herrschte auf Uerdinger Seite wenig später, als Nazzareno Ciccarelli mit einem Pass in die Tiefe Alexander Lipinski bediente, der aus halblinker Position völlig unbedrängt vor TVD-Schlussmann Robin Offhaus auftauchte, aber vom Schiedsrichter, der eine Abseitsposition gesehen hatte, zurückgepfiffen wurde.

Das war bis dahin aber auch die einzige aufregende Szene, denn die Aktionen spielten sich zumeist mit vielen Zweikämpfen und beidseitigen Ballverlusten zwischen den Strafräumen ab. Nach einer halben Stunde konnte Lipinski von Labinot Kryeziu nur mittels eines Fouls gebremst werden, so dass die Uerdinger einen Freistoß an der äußeren Strafraumgrenze kurz vor der Grundlinie zugesprochen bekamen. Die Hereingabe von Ciccarelli wehrten die Niederbergischen ab, doch dann kam der Ball zu Ali Hassan Hammoud, der jedoch mit seinem Abschluss zu lange zauderte und gestoppt werden konnte.

KFC-Trainer Lewejohann mahnt zur Geduld

In der Schlussphase der ersten Hälfte schien dann aber ein Tor für den Favoriten, dessen Überlegenheit immer drückender wurde, in der Luft zu liegen. „Geduldig, geduldig!“, forderte KFC-Trainer Rene Lewejohann seine Mannschaft immer wieder auf, die nun auch deutlich zwingender agierte, insbesondere dann, wenn Lipinski seine Geschwindigkeit auf der linken Außenbahn ausspielte.

Das war es: Der KFC Uerdingen und Trainer René Lewejohann sind aus dem Niederrheinpokal ausgeschieden.
Das war es: Der KFC Uerdingen und Trainer René Lewejohann sind aus dem Niederrheinpokal ausgeschieden. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Kurz vor der Pause setzte sich Hammoud gegen den klammernden Pascal Kubina durch, doch auf dem Weg in den Strafraum versprang ihm der Ball und die aussichtsreiche Möglichkeit war vertan. Diese kurze Druckphase überstanden die Gäste und nach einer Umschaltbewegung über Joshua Yeboah kamen sie dann in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs auch zu ihrer ersten Ecke, die allerdings nichts einbrachte, aber das Kräfteverhältnis ein Stück weit widerspiegelte. 

Uerdingens Daniel Michel fliegt vom Feld

Nach dem Seitenwechsel ging es erstmals so weiter wie davor: viel Ballbesitz der Seidenstädter, aber wenig Ertrag. Nach einem Foul an Baran Seker hatten die Uerdinger großes Glück, dass der Schiedsrichter den Ort des Regelverstoßes wenige Zentimeter vor der Strafraumgrenze gesehen hatte und nicht auf Elfmeter entschied. Der direkt ausgeführte Freistoß von Kaan Terzi war dann aber zu harmlos. 

Als sich der bereits zwei Minuten zuvor verwarnte Daniel Michel ein weiteres Foul an Keita Taguchi leistete, sah er die Gelb-Rote Karte und die Velberter waren fortan in Überzahl. Die KFC-Anhänger unter den Zuschauern begannen nun, ihre Unzufriedenheit zu äußern und die Partie verflachte noch weiter. Jetzt wurden die Dalbecksbäumer aber mutiger und agierten deutlich offensiver, mussten dabei aber vorsichtig bleiben, um dem Regionalligisten nach Ballverlusten keine Räume für Konter zu bieten und so plätscherte die Begegnung streckenweise vor sich dahin.

TVD Velbert rettet sich ins Elfmeterschießen

Als TVD-Trainer Hakan Yalcinkaya den wenig effizienten Joshua Yeboah auswechselte, kommentierte das ein KFC-Anhänger auf der Tribüne sarkastisch mit: „Jetzt sind die wirklich einer mehr. Die bringen jetzt für Yeboah einen Richtigen.“ Plötzlich waren dann aber die Heimzuschauer wieder da und unterstützten ihr Team, das wieder stärker wurde. Nach einem Konter über die linke Seite kam Adam Tolba zum Kopfball, traf aber nur den Pfosten. Und so endeten die 90 Minuten plus sechsminütiger Nachspielzeit torlos und es ging in die Verlängerung. 

Eine Runde weiter: TVD Velberts Trainer Hakan Yalcinkaya.
Eine Runde weiter: TVD Velberts Trainer Hakan Yalcinkaya. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Dort setzte Melvin Ramusovic das erste Ausrufezeichen, als er einen Freistoß aus spitzem Winkel in die kurze Ecke zirkelte, doch Offhaus parierte bravourös. Der Regionalligist schien auch in Unterzahl noch mehr zuzusetzen zu haben und hatte eine Chance durch Mahamud Hasan, der aber an Offhaus scheiterte. Aber auch Phil Britscho kann Freistöße schießen, denn kurz darauf peilte er den Winkel der langen Ecke an, aber KFC-Torhüter Ron Meyer wehrte den Ball ab. 

Den Velbertern schienen mehr und mehr die Kräfte zu schwinden und so versuchten sie, sich ins Elfmeterschießen zu retten. Durch eine Monsterparade nach einem Kopfball von Ramusovic hielt Offhaus seine Mannschaft im Spiel, die immer mehr unter Druck geriet, letztlich aber mit viel Glück und Geschick sowie einem bärenstarken Offhaus das torlose Unentschieden über die Zeit rettete.

KFC Uerdingen – TVD Velbert 3:4 n. E. (0:0)

  • KFC: Meyer, Brdaric, Päffgen, Lipinski (84 Mahamud Hasan), Klefisch (90.+2 Stappmann), Ciccarelli (64. Werner), Michel, Hammoud (64. Ramusovic), Langer, Tolba, Tshitoku
  • TVD: Offhaus, Kryeziu, Jaworek, K. Terzi, Seker, A. Terzi (16. Demirci/106. Mumcu), Fazlija, Taguchi, Britscho, Yeboah (76. Agbo), Kubina (85. Omayrat)
  • Tore: Elfmeterschießen: 1:0 Stappmann, 1:1 Britscho, 2:1 Langer, 2:2 Linnig, 3:2 Werner, 3:3 Kryeziu, 3:4 Omayrat
  • Zuschauer: 1010
  • Platzverweis: Michel (Gelb-Rot/60.)
  • Schiedsrichter: Felix May 

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