Velbert. Oberliga-Spitzenreiter SSVg holt den zwölften Pflichtspielsieg in Folge. Der starke Kader ist ein Grund, es gibt vielleicht auch einen anderen
Eigentlich hätten die Betreuer und der medizinische Stab eingreifen müssen: Kurz nach dem Abpfiff der Oberliga-Partie zwischen der SSVg Velbert und dem 1. FC Mönchengladbach hockte nämlich eine verwegene Schar auf dem hartgefrorenen Boden des Stadions Velbert, das am späten Abend längst einem Kühlschrank glich.
Die Spieler der SSVg trotzten den Temperaturen teils in kurzen Hosen und verschwitzten Trikots. Aber das musste nach dem souveränen 2:0-Erfolg einfach sein.
Denn ohne Humba-Humba-Täterähh-Zeremonie ließen die Fans ihre Mannschaft nicht gehen, ohne einen ganz speziellen Einpeitscher auch nicht: Es musste einfach Massimo Mondello sein. Der sollte nämlich als Vorsänger nicht nur den Spitzenreiter SSVg feiern, sondern sich auch selbst feiern lassen – schließlich fiel sein 30. Geburtstag auf genau diesen Spieltag.
SSVg Velbert bleibt nach dem Sieg über den 1. FC Mönchengladbach spitze
Und der Offensiv-Verteidiger, der seit über einem Jahrzehnt in der ersten Mannschaft spielt und längst Fan-Liebling ist, kletterte über Stufen und Stühle der Sitztribüne hoch hinauf und forderte den „Spitzenreiter, Spitzenreiter-Hey!“-Gesang, den er von Mitspielern und Fans auch bekam. Dann rief er noch: „Gebt mit ein M!“ Das bekam er ebenso. „Massimo Mondello, Ohohoho!“ schallte es zurück, während seine Mitspieler sich inzwischen vom kalten Rasen erhoben hatten, um mit dem Humba-Humba-Siegestanz weiterzumachen.
Es war Stimmung in der Bude, obwohl nüchtern betrachtet nichts Besonderes passiert war. Der Tabellenführer hatte das gemacht, was er muss. Er hatte im eigenen Stadion gegen den Tabellenvorletzten gewonnen. Allerdings: Dieser 2:0-Erfolg, der noch deutlich höher hätte ausfallen können, war der neunte Ligasieg in Serie. Rechnet man die drei Erfolge im Niederrheinpokal hinzu, weisen die Velberter gerade zwölf Pflichtspielsiege in Folge auf.
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Auch Trainer Hüzeyfe Dogan, der nie zögert, auch bei Siegen Schwachpunkte anzusprechen, konnte und wollte nicht klagen. „Wenn überhaupt, dann muss ich die Chancenverwertung ansprechen.“ Aber das war ihm diesmal auch nicht wichtig. „Ich bin absolut zufrieden“; betonte der Ex-Profi.
Da kann man dann schon mal ein kleines Fass aufmachen. Einpeitscher Massimo Mondello verweist dabei auf einen ganz wichtigen Umstand, der erklärt die Velberter derzeit so stark sind. Er zählt nämlich zu den vielen Leistungsträgern, die lange ausfielen, ohne dass sich die SSVg davon entscheidend schwächen ließ.
Mondello musste sich kurz vor dem Ligastart einer Knie-Operation unterziehen, im ersten Saisonspiel brach sich Offensivmann Jonas Erwig-Drüppel den Fuß – und so setzte sich es praktisch bis jetzt fort. Gegen Mönchengladbach fehlten unter anderem Christian Dorda, Jesse Weißenfels, Kapitän Tristan Duschke und Erwig-Drüppel – alles Asse, die schon deutlich höher als Oberliga gespielt haben.
„Wir haben den Kader diesmal breiter aufgestellt, das macht sich offensichtlich bezahlt“, sagt der Vorsitzende Oliver Kuhn. Hinzu kommt, dass die Spieler Top-Leistungen abrufen – nicht nur die Torschützen, die meist im Blickpunkt stehen. Wobei die Stürmer Robin Hilger und Cellou Diallo sowie der offensive Mittelfeldmann Max Machtemes bislang wirklich großartig auftrumpfen.
Spiele im Velberter Stadion haben das gewisse Etwas
Sie spielen allerdings auch auf ihren gewohnten Positionen. Andere sind wegen der ständigen Verletzungsausfälle als Vielseitigkeitskönner gefragt. So macht Robin Urban mal im Mittelfeld Dampf, um dann in der Innenverteidigung dicht zu machen. So kann Manuel Schiebener ein starker rechter Verteidiger sein, aber auch ein druckvoller Mittelfeldspieler. Und Offensivmann Oguzhan Coruk hat sich auch schon als Abwehrspieler bewährt.
„Es stimmt in der Mannschaft. Wir haben einen guten Zusammenhalt“, lobt Trainer Hüzeyfe Dogan. Das strahlt die SSVg zwar auch auswärts aus, daheim bietet sie aber noch das gewisse Etwas und oft auch reichlich Tore dazu – sechs gegen Baumberg oder je fünf gegen den ETB Schwarz-Weiß oder Ratingen. Vielleicht liegt es auch am neuen Stadion. Dazu meinte Mönchengladbachs Trainer Stephan Houben: „Jemand, der so ein tolles Stadion auf die Beine stellt, der gehört in die Regionalliga!“