Velbert. Der Oberligist erwartet im Halbfinale Rot-Weiss Essen. Der TVD weiß um seine Außenseiterrolle, will sich aber nicht kleiner machen, als er ist

Die Vereinshomepage des TVD Velbert spricht vom Spiel des Jahrhunderts: Der Oberligist, vor ein paar Jahren noch in der Bezirksliga unterwegs, trifft im Halbfinale des Niederrheinpokals auf den früheren Deutschen Meister Rot-Weiss Essen. Am heutigen Dienstag ist es soweit: Um 19 Uhr erwartet der TVD in der heimischen Grimmert-Arena zu Birth den hohen Favoriten aus der Regionalliga.

Sicher haben die Dalbecksbäumer die großspurige Bezeichnung Jahrhundertspiel mit einem Augenzwinkern gewählt.

Pokalknüller in Birth ohne Zuschauer

Dabei haben sie aber in einer Hinsicht sogar Recht: Wir leben in gewisser Weise im Zeitalter der Jahrhundertspiele, denn zum ersten Mal in über hundert Jahren des organisierten Fußballs werden Partien wegen einer Pandemie praktisch ohne Zuschauer ausgetragen. Auch in Birth sind heute Abend keine Fans zugelassen. Der Pokalknüller als Geisterspiel.

Der besonderen Bedeutung tut das keinen Abbruch, der Spannung und dem Ehrgeiz bei beiden Vereinen schon gar nicht. Schließlich geht es um den Einzug ins Endspiel, das bereits dank der bundesweiten Fernseh-Übertragung am „Tag der Amateure“ am kommenden Samstag sehr lukrativ ist – und wer das Finale gewinnt, steht in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde. Der Gegner steht bereits fest, Bundesliga-Neuling Arminia Bielefeld wurde ausgelost.

Ex-Bundesligist RWE rollt als hoher Favorit in Birth an.
Ex-Bundesligist RWE rollt als hoher Favorit in Birth an. © Steri

TVD-Trainer Marc Bach weiß: „RWE ist nicht nur der einzige Regionalligist unter den vier Halbfinalisten. RWE hat eine Mannschaft, der man den Aufstieg in die 3. Liga zutraut. Deshalb erwarten wohl alle, dass die Essener erst im Endspiel und danach gegen Bielefeld spielen. Das bedeutet aber auch: Der Druck lastet auf Rot-Weiss.“

Im Gegenzug kann seine Mannschaft zunächst mal befreit aufspielen. „Wenn wir 0:3 oder 0:4 verlieren, wird keiner meckern. Wahrscheinlich bekommen wir Komplimente dafür, dass wir uns gut gehalten und verkauft haben“, sagt Marc Bach, um dabei aber gleich klarzustellen: „Das ist nicht unser Anspruch.“

RWE mit großer Strahlkraft

Der Anspruch lautet vielmehr: Wer im Halbfinale steht, der will auch ins Endspiel. „Klar wissen wir, was auf uns zukommt. RWE ist ja nicht nur ein Favorit, der eine Liga höher spielt. Es ist ein Verein mit ganz anderen Ansprüchen und Möglichkeiten, der zudem eine ungeheure Strahlkraft hat“, betont der TVD-Trainer. Aber das soll seine Mannschaft nicht daran hindern, ihre kleine Chance zu suchen und – wenn alles gut läuft – zu nutzen.

Er sieht seine Spieler jedenfalls gut vorbereitet. In einer englischen Woche haben sie ihn mit drei starken Testspielen gegen Regionalligist Alemannia Aachen (1:1), FC Büderich (4:2) und Ex-Bundesligist Wattenscheid 09 (2:0) überzeugt.

„Gerade das Spiel in Wattenscheid hat uns noch einmal viel gebracht. Klar ist das alles Vorbereitung. Aber das Auftreten meines Teams gibt doch einen Fingerzeig, wie die kommende Saison laufen könnte: Wir haben eine Mannschaft, die in der Oberliga eine gute rolle spielen kann. Warum sollten wir uns kleiner machen, als wir sind“, meint der Trainer.

Sowohl in Richtung Meisterschaft, als auch mit Blick auf den Pokal sei es nicht angebracht sich selbst zu verzwergen. RWE sei zwar groß, aber sein Team nicht so klein, als dass es schon vor dem Anpfiff zum Einzug ins Niederrheinpokal-Endspiel gratulieren müsste.

Zwei frühere RWE-Spieler beim TVD Velbert

Ausgerechnet im Wattenscheid-Spiel standen die beiden ehemaligen Essener Rot-Weissen nicht im Kader: Stürmer Björn Kluft und Mittelfeldspieler Jan-Steffen Meier. Kluft wird auch am heutigen Dienstag fehlen, ihn plagt eine Bänderdehnung, Meier hingegen muss die Trainingspläne mit seinem Beruf als Polizist abstimmen, weshalb er mitunter nicht am Ball sein kann. Gegen die Essener, für die er zwei Jahre gespielt hat, wird er aber zum Kader gehören