Velbert. Mit 17 Jahren zog Max Varivoda von Velbert nach Zagreb. Eigentlich wollte er damals nur Urlaub machen, doch dann sprach ihn ein Trainer an.

Über 1,90 Meter groß, beidfüßig und eine sehr gute fußballerische Ausbildung: die Kombination, die Max Varivoda mit zum SC Velbert bringt, ist vielversprechend. Seine größte Stärke ist aber - und das ist mit gerade einmal 19 Jahren alles andere als selbstverständlich - die Lebenserfahrung.

Denn Varivoda hat in den vergangenen Jahren Eindrücke gesammelt, die für die meisten Amateurkicker nicht einmal im ganzen Fußballer-Leben zusammenkommen.

Angefangen hat Max Varivoda beim SC Velbert

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Seine ersten Tritte als kleiner Junge in einem Fußballverein machte Varivoda beim SC Velbert. Bis zum zwölften Lebensjahr blieb er an der Friedrich-Ebert-Straße, lebte ein ganz normales junges Sportlerleben. Doch Varivoda wollte mehr, versuchte sein Glück bei Rot-Weiß Essen, blieb dort aber nicht lange. Es ging zum Wuppertaler SV, zum ETB SW Essen, später mit 17 Jahren zur A-Jugend der SSVg Velbert. „Ich bin quasi zum Wandervogel avanciert. Es war alles in der Umgebung dabei“, sagt Varivoda heute.

Diese Anzahl an Transfers ist schon ungewöhnlich für einen talentierten, jugendlichen Fußballer. Doch das größte Abenteuer, der größte Sprung, stand Varivoda, der kroatische Vorfahren hat, damals noch bevor. Und er ahnte es kein bisschen.

„Eigentlich ist es eine komische Geschichte“, erinnert sich der junge Erwachsene und spricht damit erst einmal nichts anderes an als einen zehntägigen Urlaub in Zagreb. Dort verbrachte er die Zeit, wie es ein Jugendlicher nun einmal tut. An einem Tag ging er auch seiner großen Leidenschaft, dem Fußballspielen, nach. Ein Tag, den Varivoda wohl nie vergessen wird.

„Dabei hat mich ein Trainer von Dinamo Zagreb gesehen und mich dem U19-Trainer des Vereins empfohlen. Ich sollte mittrainieren und ich habe dem Coach so gut gefallen, dass ich ein Angebot vom Klub für die U19 bekommen habe“, so Varivoda.

Der große Schritt nach Kroatien

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Es kam dem damals 17-Jährigen wie ein Traum vor. Von jetzt auf gleich stand er vor einer enorm schwierigen Entscheidung. Statt des Rückflugs nach Deutschland und der Kälte im Februar winkte plötzlich die Chance auf den Profifußball in Kroatien. Bei Dinamo Zagreb, dem FC Bayern München des Landes, der lange Zeit die heimische Liga dominierte und bereits 20 kroatische Meisterschaften feiern durfte.

Doch auf der anderen Seite der Medaille stand die Heimat, die in Deutschland lebende Familie, die emotionale Nähe. „Über Nacht habe ich mich entschlossen. Ich habe Mama angerufen und gesagt, ich bleibe in Kroatien“, sagt Varivoda.

Es habe etwas gedauert, bis er den großen Schritt als Jugendlicher in ein fremdes Land realisiert hatte. Komplizierter machte es auch, dass er eine sechsmonatige Sperre vom DFB aufgebrummt bekam und so bei der U19 lediglich mittrainieren, aber nicht an Pflichtspielen teilnehmen durfte. Dennoch war es für den Jugendlichen „eine unglaubliche Erfahrung. Ich kam damals in die Kabine und es waren Jugendnationalspieler dabei. Im Training habe ich dann aber gemerkt, dass der Unterschied gar nicht so riesig war, dass ich mithalten konnte.“

„Das war der richtige Schritt“

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Eine halbe Saison spielte er bei Dinamo in der Jugend, absolvierte danach die komplette Vorbereitung für die neue Spielzeit und traf auf Fußballer, die „schon eine andere Hausnummer“ waren. Unter anderem spielte er mit David Colina zusammen, der später für 1,3 Millionen Euro zum AS Monaco wechselte und nun für Hajduk Split spielt. Auch Gabriel Magalhaes (LOSC Lille, steht vor einem Wechsel zum FC Everton), Karlo Muhar (Lech Posen) und Antonio Marin, der als nächstes großes kroatisches Talent gehandelt wird und noch bei Dinamo kickt, waren Weggefährten Varivodas.

Doch dann entschied er sich für einen weiteren Wechsel. Es ging zur U19 von NK Hrvatski Dragovoljac, einem Klub aus Zagreb, dessen Jugend ebenfalls in der höchsten kroatischen Junioren-Liga spielt und dessen Seniorenmannschaft wie Dinamos Reserve in der zweiten kroatischen Liga beheimatet ist,

„Meine Position im zentralen Mittelfeld war bei Dinamo gut besetzt und die Spieler, die schon länger beim Verein waren, hatten größere Chancen“, begründet Varivoda seinen Transfer. Bei Dragovoljac hingegen war er essenzieller Stammspieler. „Ich habe da mega viel Erfahrung gesammelt und gegen große Traditionsvereine gespielt. Das war der richtige Schritt. Ich bekomme lieber viele Minuten bei einem schwächeren Klub als bei einem großen auf der Bank zu sitzen“, sagt er heute.

Diesmal entschied er sich für Velbert

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Im Sommer 2019 war seine Situation dann aber wieder ungewiss. „Es war die Frage, ob ich einen Vertrag für die erste Mannschaft in der zweiten Liga bekomme. Aber ich hatte mir kurz vorher Bänder im Sprunggelenk gerissen“, sagt Varivoda. Die Verletzung bedeutete eine Pause von zwei, drei Monaten - mitten in der entscheidenden Übergangsphase in den Seniorenfußball. Die Reha absolvierte der junge Mann in Deutschland, bei seiner Familie. „Ich habe hier die Therapie gemacht. Und irgendwie hat es mir gefallen. Ich war in Kroatien doch alleine, bin mit 17 ausgezogen. Es war schön, wieder bei der Familie zu sein.“

Also stand er erneut vor der Wahl Kroatien oder Deutschland, Ferne oder Heimat, Zagreb oder Velbert. Und diesmal fiel die Entscheidung zugunsten der Stadt mit der Eulenbachbrücke.

Nächster Halt Oberliga?

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Varivoda hatte wieder Fuß gefasst in Deutschland. Was aber noch fehlte, war der Ball. „Bis zum Januar habe ich nichts gemacht. Doch dann wurde Andreas Berkenkamp neuer Trainer beim SC Velbert, den ich noch aus der Jugend kannte“, erinnert sich Varivoda. Also fing er wieder an zu kicken, beim SC Velbert, seinem ersten Verein, kehrte wieder dahin zurück wo seine ganze Reise begann. Zwei Mal lief er im SC-Trikot im März auf, beides Mal für die zweite Mannschaft. Dann stoppte das Coronavirus Varivoda und den ganzen Amateurfußball. In der nächsten Saison will er oben angreifen, in der Oberliga.

„Ich bin positiv und freue mich auf die Saison. Es sollte besser werden, als es in dieser Spielzeit für den SC gelaufen ist. Das wird eine Herausforderung“, sagt Varivoda. Doch wie schwere Aufgaben zu lösen sind, hat er in den vergangenen Jahren reichlich gelernt. Varivoda: „Vielleicht war es ein bisschen früh, mit 17 Jahren in ein fremdes Land zu ziehen. Aber die Erfahrung war super. Es hat sich gelohnt, das zu machen. Jetzt freue ich mich aber genauso auf die Sachen, die in der Zukunft liegen.“

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