Velbert. Die Vereinsverantwortlichen haben das Vertrauen in den Ex-Profi verloren. Ein Nachfolger steht noch nicht fest. Interimsduo Prestipino/Kuhn

Sechs Spieltage hat es gedauert, da verzeichnet die Fußball-Oberliga Niederrhein bereits den ersten Trainerwechsel. Erwischt hat es Alexander Voigt bei der SSVg Velbert. Der frühere Bundesliga-Profi, der zu Beginn der vergangenen Saison zur Sonnenblume gekommen war, wurde beurlaubt. Den Vereins-Verantwortlichen der SSVg fehlte das Vertrauen in Voigt, die „aktuelle sportliche Situation erfolgreich umzugestalten.“ So steht es in der offiziellen Presse-Mitteilung und so bekräftigte es der 2. Vorsitzende Didi Claus im WAZ-Gespräch.

Die aktuelle Situation sieht so aus: Anspruch der SSVg ist wie im vergangenen Jahr, oben mit zuspielen. Das hat in der abgelaufenen Saison nicht geklappt und danach sieht es nun nach mäßigem Start auch nicht aus. In den ersten sechs Spielen wurden lediglich acht Punkte erwirtschaftet, der Abstand zum Tabellenführer SV Straelen beträgt bereits jetzt zehn Punkte, auch der Tabellenzweite SpVg Schonnebeck hat mit sechs Zählern einen hübschen Vorsprung vor den Velbertern.

Trainerstuhl wackelte nach dem dritten Spieltag

Am vergangenen Sonntag mühten sich die Niederberger zu einem 0:0 in Ratingen. Voigt selbst räumte ein, dass das Spiel seines Teams verkrampft wirkte. „In Noten würde ich sagen: Die erste Halbzeit war noch vier minus, die zweite war eine glatte Sechs“, sagt Didi Claus. Nach dieser Partie stand dann die Entscheidung fest, die bereits vor zwei Wochen zumindest schon im Raum stand.

Nach den empfindlichen Pleiten am zweiten und am dritten Spieltag (daheim gegen den ETB, dann beim FC Kray) übte der Vorsitzende Oliver Kuhn öffentlich Kritik an Mannschaft und Trainer. Er verlangte sinngemäß, dass das Potenzial, das im Team stecke, sich gefälligst in deutlich mehr Punkten und besseren Leistungen zu offenbaren habe. In den folgenden drei Spielen, darunter ein Nachholpartie, kletterte die SSVg von Platz elf auf Platz zehn.

Das  Übergangsduo: Der Vorsitzende Oliver Kuhn (li.) und der sportliche Leiter Salvatore betreuen das Team am Samstag.
Das Übergangsduo: Der Vorsitzende Oliver Kuhn (li.) und der sportliche Leiter Salvatore betreuen das Team am Samstag. © Thorsten Tillmann | Thorsten Tillmann

Bereits in der Hinrunde der abgelaufenen Saison hatte die Mannschaft keineswegs komplett überzeugt, ihr fehlte die Stabilität. Neben starken Auftritten wie im Pokal gegen Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen gab es in der Meisterschaft böse Patzer – so die Pleite im prestigeträchtigen Stadtduell mit dem SC oder es gab auch mal Serien mit drei Niederlagen in Folge.

Unzufriedenheit nach der Vorsaison

Dennoch wurde Voigts Vertrag in der Winterpause verlängert, die erhoffte Steigerung blieb allerdings aus. Die SSVg verlor früh den Kontakt zur Spitze und beendete die Saison auf Platz acht.

Voigt blieb weiter im Amt – auf dass er das Team für die Spielzeit 2019/20 auf Vordermann bringe. Doch nach nunmehr sechs Spieltagen fürchten die Verantwortlichen, dass es eine ähnlich enttäuschende Saison wie im Vorjahr gibt.

„Wenn wir so früh handeln, ist die Saison noch zu retten“, sagt der 2. Vorsitzende Didi Claus, der dabei keineswegs den Trainerrauswurf als Allheilmittel und Alex Voigt als Alleinverantwortlichen verstanden wissen will: „An der augenblicklichen Lage hat auch die Mannschaft zu 50 Prozent ihren Anteil. Auch sie ist gefordert.“ Wer sie künftig führen soll, sei noch völlig offen. „Wir schauen in Ruhe und werden keine Schnellschüsse abfeuern.“

Übergangsweise übernehmen der sportliche Leiter Salvatore Prestipino und der Vorsitzende Oliver Kuhn das Training, sie betreuen das Team am kommenden Samstag im Heimspiel gegen den VfB Hilden.