Velbert. . Die Lateinformation fliegt in einer Woche zur Weltmeisterschaft ins Reich der Mitte. Sarah Dickel mischt sportlich und beruflich mit.

Einmal um den halben Globus geht es in der kommenden Woche für die Lateinformation des 1. TSZ Velbert. Erstmals in der langen Geschichte dieses Sports wird eine Weltmeisterschaft in China ausgetragen. „Das wird eine aufregende Reise für uns alle“, sagt Velberts Trainerin Astrid Kallrath. Auch für sie wird es der erste Trip ins gigantische Reich der Mitte. Ehe jedoch der Flieger mit dem deutschen Vizemeister am 29. November in Frankfurt/Main in Richtung Peking abhebt, gibt’s im Hintergrund reichlich zu tun.

„Es ist wirklich viel zu planen. Was da alles auf uns zukommt, das war uns ja vorab überhaupt nicht bewusst“, so die TSZ-Trainerin. Während DM-Gewinner und Bundesliga-Champion Grün-Gold-Club Bremen schon seit Monaten Planungssicherheit hatte und vor allem den gewaltigen behördlichen Aufwand schon abarbeiten konnte, blieb den Velbertern nur sehr wenig Zeit.

Vorbereitungen dauern einige Wochen

Binnen drei Wochen muss schließlich alles auf den Weg gebracht, jedwede Hürde gemeistert sein. Visa-Anträge mussten gesammelt nach Frankfurt geschickt werden, die chinesische Botschaft bearbeitet die Formulare sehr gewissenhaft. Dass mit dem Niederländer Denny Deschan und dem Italiener Maurizio Chimento auch zwei ausländische Sportler zur Reisegruppe des 1. TSZ gehören, machen die Sache nicht eben einfacher. Für die müssen dann auch noch Meldebestätigungen von den Heimatbehörden eingeholt werden. Viel Arbeit für das Trainerduo Astrid Kallrath und Miriam Perplies, das mit dem Gros des Papierkrams betraut ist.

„Nur eine Woche weniger für die Planung hätte mit allem drum und dran schon nicht mehr gereicht“, sagt Sarah Dickel, die nicht nur als Aktive für die Velberter Formation auf der Fläche steht, sondern gleich auch mal beruflich in die Organisation eingebunden war. Die Reiseverkehrskauffrau setzte sich gleich nach der Deutschen Meisterschaft an den Rechner, suchte nach den günstigsten Bedingungen für die Reise nach Shenzhen. „Normalerweise buche ich da nur ab und an mal Flüge für Dienstreisende“, sagt die 25-Jährige, die im Reisebüro „Drei Null Drei“ tätig ist.

25-köpfige Gruppe in Shenzhen

Jetzt aber ist es eine 25-köpfige Gruppe des 1. TSZ Velbert, die für fünf Tage die chinesische 12,5-Mio-Stadt besucht. Mit dem Höhepunkt der Lateinweltmeisterschaft am 2. Dezember. „Ich habe da eine ganz gute Lösung für uns gefunden“, sagt Sarah Dickel, die schon seit zehn Jahren für die Mannschaft von Astrid Kallrath tanzt, schon vor ihrer fünften WM-Teilnahme steht. „Mit unserem Budget kommen wir gut klar“, so Dickel. Eine große Hilfe war dabei die Unterstützung seitens des Deutschen Tanzsport-Verbandes (DTV), der 10.000 Euro überwies. Auch der nordrhein-westfälische Verband (TNW) hat sich beteiligt, dazu helfen einige kleinere Sponsoren, so dass für die Velberter Tänzer nur ein überschaubarer Eigenbetrag anfällt. Überdies hatte das Team übers Internet vor einigen Wochen schon eine Crowdfunding-Aktion gestartet, um Geld einzusammeln.

„Vor der DM waren da rund 2500 Euro zusammengekommen – nach dem Turnier kamen binnen 24 Stunden noch mal fast 5000 Euro drauf“, berichtet Sarah Dickel, die beim 1. TSZ als Sportwartin auch Vorstandsarbeit leistet und deren Vater Dieter Clubchef ist, begeistert. Auch konkurrierende Formationen haben sich mit Spenden beteiligt.

Das Lateinteam  des 1. TSZ hier Milena Kwapich-Berghaus und Denis Gebauer qualifizierte sich bei der DM  in Braunschweig für die Weltmeisterschaft in China.
Das Lateinteam des 1. TSZ hier Milena Kwapich-Berghaus und Denis Gebauer qualifizierte sich bei der DM in Braunschweig für die Weltmeisterschaft in China. ©

„Ich bin davon überzeugt, dass die Chinesen für eine perfekte Organisation sorgen werden“, sagt die erfahrene Trainerin. „Es warten dort spannende neue Eindrücke auf uns, die Stimmung in der Mannschaft könnte derzeit gar nicht besser sein.“ Abgehakt ist der erste Ärger nach dem hauchdünn (um 0,79 Punkte) verpassten DM-Titel in Braunschweig. Neues Spiel, neues Glück gewissermaßen – und das in China. „Dort werden andere, internationale Wertungsrichter zum Einsatz kommen, die wieder andere Schwerpunkte setzen“, weiß auch Sarah Dickel und hat sich eine ganze Menge vorgenommen für den Saisonhöhepunkt: „Wir werden dort auf jeden Fall Weltmeister. So ist der Plan und mein Ziel.“

Dass es besonders gegen die bärenstarke russische Konkurrenz enorm schwierig wird, ist den Velbertern bewusst. Doch der gewaltige Zuspruch, den sie nach der DM von vielen Seiten erfuhren, dient allemal als Ansporn für das Weltturnier in Shenzhen.

Das Training wird noch einmal intensiviert

An den beiden Wochenenden vor dem WM-Turnier in China geht die Trainingsarbeit beim deutschen Vizemeister einmal mehr in die Vollen. „In erster Linie feilen wir jetzt natürlich noch an den Details“, so Trainerin Astrid Kallrath.

Mit Ines Behrendt und Maurizio Chimento waren zwei der Velberter Sportler schon einmal in China – für den übrigen 1.-TSZ-Tross ist das Reich der Mitte völliges Neuland. Die mehrtägige Reise bedingt auch, dass der eine oder andere bis zu vier Tage Urlaub bzw. schulfrei (wie die erst 15-jährige Wittenerin Milena Kwapich-Berghaus) beantragen muss.