Velbert. . Sükrü Aksu ist Box-Trainer aus Leidenschaft. Am vergangenen Wochenende hatte der Velberter Manuel Charr zum WBA-Titel im Schwergewicht geführt.

  • Beim WM-Kampf in Oberhausen vertrat Aksu den etatmäßigen Charr-Trainer Vardan Zakarian
  • Der Birther Boxtrainer betreute schon zahlreiche Kämpfer auf ihrem Weg zum Titel
  • Nach dem Kampf gab’s in der Kabine Lob vom eigenen Idol

Manuel Charr ist neuer Weltmeister im Schwergewicht nach Version der WBA (World Boxing Association). Am vergangenen Wochenende besiegte der „Koloss von Köln“ den Russen Alexander Ustinov in der Oberhausener König-Pilsenser-Arena einstimmig nach Punkten. Ob Charr wirklich die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und somit legitimer Nachfolger des großen Max Schmeling ist, müssen die Behörden klären. Ein Stückchen des WM-Gürtels gehört auf jeden Fall nach Velbert. Mit Sükrü Aksu stand am Samstagabend ein Mann als Trainer am Seilgeviert, der das Boxen in Birth gelernt hat.

Etatmäßiger Trainer musste passen

„Das war ein unglaublich schönes Gefühl, unbegreiflich. Ich habe zwei Tage gebraucht, um den Titelgewinn zu realisieren“, ist Aksu auch ein paar Tage nach dem großen Kampf überwältigt. Dabei kam der Velberter ziemlich kurzfristig zu seinem Platz in der Ringecke. Weil Vardan Zakarian, der etatmäßige Trainer von Manuel Charr aus familiären Gründen passen musste, sprang Sükrü Aksu spontan ein. Für den erfahrenen Boxtrainer kein Problem: „Ich kenne Manuel schon sehr lange und habe ihn bereits trainiert. Deshalb hatten wir eine gute Basis.“

Auf den Titel-Kampf gegen Alexander Ustinov bereitete sich Aksu mit intensiven Videoanalysen vor. Eine Maßnahme, die sich am Samstag im Oberhausener Ring auszahlte. Charr trieb den russischen Bären (über 130 Kilogramm) ab der sechsten Runde vor sich her und schickte ihn in Runde acht sogar auf die Bretter. „Manuel und ich hatten immer wieder Blickkontakt. Er hat meine Vorgaben perfekt umgesetzt und Ustinov klar dominiert“, so Sükrü Aksu. Ähnlich sahen es die Ringrichter, die den Kampf einstimmig zugunsten Charrs werteten, der damit nur sechs Monate nach einer schweren Hüft-OP neuer WBA-Weltmeister ist. Amtierender Superchampion des renommierten Verbands ist übrigens der Brite Anthony Joshua, der im April Wladimir Klitschko in die Boxrente prügelte. Ein Duell Charr versus Joshua hält Aksu für möglich: „Das müssen die Manager klären, aber als Boxer will man immer die Besten herausfordern. Manuel hat nach seiner Operation unbändigen Willen bewiesen.“ In den kommenden Wochen wollen Charr und Aksu über eine weitere Zusammenarbeit verhandeln.

Für Sükrü Aksu war es übrigens nicht der erste große Titel. Der 50-Jährige, der das Boxen als kleiner Knabe in der Birth lernte und später für den Velberter BC die Handschuhe anzog, stand schon in über 1000 Kämpfen als Trainer am Ring.

Unter ihm gewann Geard Ajetovic 2013 den Gürtel als WBO-Europameister. Erst kürzlich führte Aksu mit Agit Kabayel einen Kämpfer zum Europameistertitel im Schwergewicht, den er schon als 16-Jährigen unter seine Fittiche genommen hatte. „Im kommenden März steht die Titelverteidigung an. Danach soll die Weltmeisterschaft folgen“, erklärt Sükrü Aksu, der auch MMA-Kämpfer Roberto Soldic trainiert.

Weil bei so vielen Athleten einige Stunden im Gym zusammenkommen, will Aksu nun den Sprung zum Profi-Trainer wagen. „Das ist der Plan. Aber das muss ich erst noch mit meiner Frau besprechen“, betont der Autohändler. Verlaufen die heimischen Verhandlungen erfolgreich, steht den nächsten WM-Gürteln nichts mehr im Weg.

>>> Wenn das Vorbild in die Kabine spaziert, dann...

Einen ganz besonderen Gast konnte Sükrü Aksu Sonntagnacht in der Kabine von Manuel Charr begrüßen: Trainerlegende Ulli Wegner gratulierte nach dem Kampf persönlich.

Das war eine riesige Ehre, weil er ein absolutes Vorbild für mich ist“, so Aksu, der auch die bereits verstorbenen Fritz Sdunek und Muhammad Ali bewundert. „Ali war auch als Mensch ein Großer.“