Bochum/Velbert. . Nach anderthalb Jahrzehnten bahnt sich für Andreas Luthe der Abschied von den Bochumer Profis an. Der Velberter blickt nach vorn und zugleich zurück auf die Anfänge.
Andreas Luthe ist ein waschechter Velberter und im Sommer zugleich 15 Jahre Spieler des VfL Bochum. Nach dem Ende der laufenden Spielzeit ist für den charismatischen Torhüter aber wohl Schluss beim Zweit-Bundesligisten. Sein Vertrag läuft aus und seit der Winterpause ist er nach Blessuren, Krankheit und einem Trauerfall in der Familie, die dazu führten, dass Luthe kaum trainieren konnte, nur noch die „Nummer Drei“. Im WAZ-Interview spricht der 28-Jährige auch über seine Anfänge als Feldspieler.
Andreas, 1997 bist Du im Alter von zehn Jahren vom SuS Niederbonsfeld in die Jugend von Borussia Velbert gewechselt? Wie kam es dazu und wieso genau Borussia?
Borussia Velbert war der nächste Schritt, um ambitionierter Fußball zu spielen. In Niederbonsfeld war es insgesamt etwas gemütlicher zugegangen. Ich hatte die Wahl zwischen Borussia und der SSVg Velbert. Das Umfeld sagte mir zu, zudem sind einige Schulfreunde ebenfalls zu Borussia gewechselt.
Du warst aber nicht immer Torwart. Wie kamst Du auf die Idee?
In Niederbonsfeld war ich noch als Feldspieler unterwegs und habe alle Positionen ausprobiert, das stimmt. In Velbert dachte man auch, einen Feldspieler zu bekommen, aber ich habe einfach mal Torwarthandschuhe mitgenommen. Ich wollte es unbedingt ausprobieren, es hat ganz gut geklappt und ich bin dabei geblieben. Sie haben mich auch als Torwart genommen. Dabei war das Probetraining mein allererstes Training als Keeper überhaupt. Was mich dazu geritten hat, weiß ich heute aber nicht mehr (lacht).
Dich ins Tor zu stellen war rückblickend eine weise Entscheidung. Nur vier Jahre nach deinen ersten Gehversuchen im Kasten ging es für dich in die Nachwuchsabteilung des VfL Bochum. Wann war absehbar, dass es für dich weit gehen kann?
Dass ich es ganz gut kann, zeigte sich bereits bei Borussia, sodass ich zu diversen Jugend-Auswahlmannschaften eingeladen wurde. Dort traf ich auf Spieler meiner Altersklasse, die schon bei Lizenzvereinen spielten und auch auf diesem Niveau konnte ich mithalten. Dann war es natürlich sehr schön, dass mich ausgerechnet der VfLBochum wollte.
WAZ: Ausgerechnet?
Mein Vater ist glühender VfL-Fan und mein erstes Spiel, welches ich live im Stadion gesehen habe, war das zwischen Bochum und Duisburg. Da hat mich die Stimmung auf den Rängen des Ruhrstadions beeindruckt. Von daher war die Entscheidung relativ klar, auch wenn es andere Angebote gab.
Was hat sich dann geändert?
Der größte Unterschied war eindeutig die Professionalität und die Ausstattung. Aber wir haben auch beim VfL zunächst einmal auf Asche gespielt, wie früher in Velbert am Sportplatz Christuskirche auch. Nur mittwochs durften wir auf einen Nebenplatz mit Kunstrasen. Der war aber auch nicht das Wahre und wurde während den Spielen der ersten Mannschaft als VIP-Parkplatz genutzt. Wir haben ihn liebevoll „grünen Asphalt“ genannt (lacht).
Wie sehr kennst du dich noch im Velberter Fußballgeschehen aus?
Ich verfolge das schon ein wenig. Die SSVg Velbert zum Beispiel, weil sie der höchstklassige Verein der Stadt ist und ich dort noch einige Spieler wie Jeffrey Tumanan kenne oder kannte.
Und den SC Velbert, der Nachfolgeverein von Borussia?
Den SC eher weniger. Durch die Fusion und den Umzug auf einen neuen Platz ist das in meinen Augen ein komplett neuer Verein.
Du hast in deiner Laufbahn einiges geschafft, 157 Spiele für die Profis des VfL gemacht. Bist du zufrieden mit dem Verlauf deiner Karriere?
Auf jeden Fall, meine Karriere verlief phänomenal. Ich wollte unbedingt mal an der Castroper Straße spielen und die Mannschaft als Kapitän auf den Rasen führen. Das habe ich erreicht. Ich hätte mir gewünscht, mit dem VfL nochmal in die Bundesliga aufzusteigen. Aber das wird wohl eng.
Wärst du traurig über einen Abschied und kannst du dir überhaupt vorstellen, woanders zu spielen?
Es ist Teil meines Berufs, auch woanders Leistung zu bringen. Natürlich wird der VfL Bochum dennoch immer DER Club für mich sein, auch wenn ich 70 bin. Ich bin wohl der einzige Spieler hier, der auch noch aktives Mitglied ist. Ich bin aber generell vom Fußball in Deutschland überzeugt, daher sehe ich meine Zukunft hierzulande und würde das Land nicht ohne Not verlassen.
Ist es für dich vorstellbar, die Karriere bei einem Velberter Verein ausklingen zu lassen?
Ehrlich gesagt nicht. Ich habe mir immer gesagt, dass ich es nicht bis zum bitteren Ende durchziehen will. Davon hätte der aufnehmende Verein dann auch nichts. Solange ich mein jetziges Niveau halten kann, geht es für mich weiter, länger nicht. Ich bin der Meinung, dass ich auch in anderen Bereichen durchaus erfolgreich sein kann.
Als Trainer zum Beispiel?
Auch das reizt mich nicht. Mich interessieren die Arbeit und die Zusammenhänge zwar schon. Jedoch: Ich bin in diesem Jahr mit meinem Studium fertig und sehe meine Zukunft eher in der Wirtschaft. Das ist das, wo ich mich am besten auskenne. Ob es bei einem Fußballverein sein wird, werden wir sehen.