Velbert. . Das Langenberger Ruder-Ass Laura Kampmann wird im Rathaus von der Stadt Velbert gewürdigt und trägt sich ins goldene Buch ein.

Jürgen Kampmann pflegt seit dem Sommer zu sagen: „Früher kannte ich keine Weltmeister — jetzt hab ich sogar einen zu Hause.“ Genauer gesagt, eine Weltmeisterin wohnt auf dem landwirtschaftlichen Hof der Kampanns in Langenberg. Tochter Laura holte im August im deutschen Doppelvierer bei der Ruder-WM in Rio de Janeiro die Goldmedaille in der U 19-Klasse.

Zwar startet die 18-jährige für einen Essener Verein, den Nachbarn TVK Kupferdreh, aber das ändert nichts daran: Die Weltmeisterin wohnt in Velbert-Langenberg. Die Stadt würdigte jetzt den großartigen Erfolg. Bürgermeister Dirk Lukrafka lud zur Feierstunde ins Rathaus ein — selbstredend in den „Saal Langenberg.“ Hier gratulierten auch der Sportausschuss-Vorsitzende Michael Schmidt, der Sportmanager der Stadt Michael Bösebeck und mehrere Ratsfraktionen.

Gold zu Gold, die WM-Goldmedaillen-Gewinnerin trug sich ins goldene Buch der Stadt ein, der Bürgermeister überreichte Blumen, würdigte die beeindruckende Leistung der Athletin, auf deren Glanz auch die Stadt stolz sein könne und ergänzte schmunzelnd: „Das ist die erste Weltmeisterin in meiner Amtszeit.“ Die Geehrte und Vater Jürgen wurden danach von der illustren Runde im Saal Langenberg kräftig gelöchert. Von einer Weltmeisterin will man schließlich einiges wissen.

„Wie hat sie es soweit gebracht, geht es noch weiter, gar bis Olympia, was macht sie noch — oder auch: Wer wäscht eigentlich das schöne Boot?“ Laura ließ sich nicht lange bitten und plauderte offen und sympathisch auch ein wenig aus dem Nähkästchen.

So trainiert sie neun bis zehn mal — pro Woche. „Oft sieht der Tag so aus: Um 6.30 Uhr Kraftraum, dann Schule, wenn ich zurück bin, folgt die nächste Trainingseinheit.“ Das ist mitunter ziemlich anstrengend, aber sie macht es aus Überzeugung. „Ich bin dann ganz auf mich konzentriert. Und es hilft mir, runter zu kommen.“

Außerdem hilft es, Top-Leistungen zu bringen. „Gerade im Winter, wenn keine Regatten anstehen, werden die Sieger gemacht“, weiß sie. Denn vom Grundlagen-Training, von Kraftübungen, Ergometer- und Indoor-Einheiten zehrt man die ganze Wettkampf-Saison. Die nächste zum Beispiel ist die erste, in der sie in der U 23 startet.

Hier steht bald auch wieder eine WM an. Ein schönes Ziel. „Wird aber schwer, die Qualifikation zu erreichen“, sagt sie nüchtern.

Außerdem gibt es ja nicht nur Rudern. Nächstes Jahr will sie auch ihr Abitur machen und dann die Ausbildung zur Erzieherin beginnen. Damit beantwortet sie auch die wohl unvermeidliche Frage nach Olympia: „ So weit im voraus plane ich nicht. Es kann so viel passieren, auch beruflich oder privat.“

Bisher passt alles, Schule und Rudern bekommt sie gut unter einen Hut. Die Familie unterstützt sie. Bruder Lars war zudem auch schon Deutscher Jugendmeister, ehe eine Verletzung und der Beruf kamen. Es kann eben viel passieren.

Umgekehrt hilft Laura selbstredend auch auf dem elterlichen Hof. „Wenn zum Beispiel Strohernte ist, packe ich mir die Ballen. Das sind viele.“ Kräftemäßig ja auch kein Problem für sie, ebenso wenig wie die Reinigung ihres Bootes. „Das machen wir Athleten schon selbst.“

Wenn die Eltern sie beim Wettkampf anfeuern, findet sie das großartig. „Aber in der Phase kurz vor dem Rennen bin ich doch lieber allein. Es muss nicht unbedingt sein, dass eine halbe Stunde vorher noch jemand ans Boot kommt und sagt: Kind, iss’ doch noch mal was!“