Sportdezernent Frank Motschull im Gespräch mit der Redaktion.
Seit dem 1. Juli versucht er, den Oberhausener Sport zu sortieren und zu entwickeln. Frank Motschull, SPD-Mitglied aus dem Bereich Schlad, Anwalt, Vater zweier Töchter, ehemaliger Leichtathlet und leider MSV-Fan hat als Sportdezernent die Nachfolge von Apostolos Tsalastras angetreten. Dies in einer Zeit der rigorosen Sparzwänge, aber auch einer großen Umwälzung in der sportlichen Infrastruktur der Stadt. Die Sportredaktion hat sich mit ihm über die bisherige Entwicklung und jene, die noch bevor steht, unterhalten. In Schlagworten:
PERSÖNLICHES
„Für mich schließt sich ein Kreis. Als Schüler habe ich in den Rathaus-Arkaden mit dem Tennisball Fußball gespielt, jetzt arbeite ich hier. Ursprünglich komme ich aus der Leichtathletik. Über den Schulsport bin ich bei RWO und dann der SGO gelandet. Im Schulsport bin ich zudem zweimal Basketball-Stadtmeister geworden. Dann sind wir als Gruppe zur DJK RSV Styrum gewechselt.“
SPORT IM VEREIN...
„ist eine tolle Sache. In Oberhausen funktioniert das prima, weil der Schulsport hervorragend zuarbeitet. Das hat Stadtsportlehrer Klaus Brosius getan, das baut sein Nachfolger Jan Nahrstedt aus. Vereine sollten mehr Reize setzen, um die Jugendlichen besser zu erreichen. Nichts gegen kommerzielle Anbieter, aber in der jüngsten Vergangenheit hat man ja gesehen, dass das auch mit Risiken für die Kunden behaftet ist. Vereine bieten einen sichereren Hafen.“
SPITZENSPORT
„Die Förderung, die wir in Oberhausen haben und jetzt auch noch intensivieren, ist eine gute Sache. Jugendliche wollen Erfolge sehen, daher haben Spitzensportler eine Vorbildfunktion. Es ist lobenswert, dass wir Unternehmen in der Stadt haben, die Sportler fördern und auch präsentieren.“
DIE INFRASTRUKTUR
„Ist gut. Wir haben mit dem Umbau des Stadions Sterkrade ein Schmuckkästchen geschaffen. Die Jürissen-Halle ist ebenfalls sehr gelungen. Wir sind auf einem guten Weg. Der Sportentwicklungsplan war richtig und wichtig. Natürlich murren die Verein anfangs, wenn Veränderungen anstehen. Aber im letzten halben Jahr habe ich keinen mehr gehört, der sich noch über irgendetwas beschwert hat.“
DIE OHNE KUNSTRASEN
„Natürlich, aber wir als Verwaltung können einfach keine Reihenfolge oder Prioritätenliste öffentlich machen, da sich die Gegebenheiten ständig ändern und Unwägbarkeiten auftreten. Beispiel Brücktorplatz. Wegen Fördergeldern ist dort vor 2017 nichts möglich. Wir versuchen trotzdem, den John-Lennon-Platz früher aufzugeben. Da müssen sich auch mal Vereine aufeinander zu bewegen, wenn sie zurecht kommen wollen. Die Struktur, wie sie jetzt ist, ist für die Vereine und die Stadt nicht haltbar.“
BAUEN UND WOHNEN
„Die Landwehr ist eine beliebte und gefragte Wohngegend. Da mache ich mir um die Vermarktung keine Sorgen und unser Baubereich auch nicht. Davon abgesehen: Es muss nicht alles bebaut werden, was als Sportplatz geschlossen wird. Den Anwohnern des John-Lennon-Platzes in ihrem gewachsenen Viertel würde eine Neubausiedlung kaum gefallen. Da kann man ruhig mal an einen Park denken. Mein Kollege Klunk sieht das auch so.“
EMSCHERINSEL
„Wir wollen Kunstrasenplätze anlegen, die Emschergenossenschaft kommt aber nicht mit ihren konkreten Plänen heraus. Mal heißt es, ein ,Haus des Wassers’ sei geplant, mal ein Jugendhotel. Sie sollten sich auf ja oder nein einigen. Ich glaube, dass mit den deutlich höheren Kosten für die Rehberger-Brücke als geplant die Euphorie für weitere Vorhaben deutlich gebremst wurde.“
RWO
„Zunächst persönlich: Ich bin Glücksbringer. Ich war dreimal da, ein Remis und zwei Siege sprangen heraus: 1:1 gegen Bremen II, 2:1 gegen Wiesbaden und 2:0 gegen Burghausen. Jetzt dienstlich: Das Funktionshaus am Jugendleistungszentrum wird eingeschossig gebaut. Entscheidungsträger war die OGM, die nicht gewährleistet sah, dass RWO einen Pachtzins von 8000 Euro pro Monat stemmen könnte. Wenn etwas nicht finanzierbar ist, muss man auf die Bremse treten.“
STADION
„Gleicher Fall, nur noch teurer. So lange der Verein so wechselhaft spielt wie in den letzten sechs Jahren, lässt sich nichts planen. Ist der Club mal vier, fünf Jahre in der Zweiten Liga etabliert, sieht das anders aus, dann ließe sich ein Umbau planen.“
NBO
„Dort war ich gerne zweiter Vorsitzender. Ich komme aus dem Ostviertel, daher mochte ich auch die Halle Ost und die Stimmung dort. Die schweren Verletzungen von Des Almind und Jennifer Bender schmerzen das Team sehr. Jetzt bin ich nicht mehr so oft bei Spielen, weil Samstag, 19 Uhr, für mich eine schlechte Zeit ist, Da hat die Familie Vorrang, da wird gemeinsam mit meinen beiden Töchtern zu Abend gegessen. 20 Uhr als Anstoßzeit wäre mir lieber.“
STADTSPORTBUND
„Die Zusammenarbeit zwischen uns, dem Bereich Sport mit Dietmar Ingenerf und Hans-Bernd Reuschenbach sowie Werner Schmidt und Olaf Böhler vom Stadtsportbund ist gut, die Strukturen stimmen. Ich wünsche Werner Schmidt viel Glück bei der Wahl zur Nachfolge von Josef Loege im April.“
66 MILLIONEN
„Wir werden in den nächsten drei, vier Monaten sehen, was wir im Sport von diesen zusätzlichen Landesmitteln abbekommen. Aber die Devise bleibt unverändert: Sparen! Wir müssen der Bezirksregierung ein Einsparvolumen von 40 Millionen Euro bis Juli darstellen. In allen Bereichen: Sport, Bauen oder Soziales. Wenn wir das über einen Zeitraum von zehn Jahren schaffen, tun sich wieder Spielräume auf, da sich dann Töpfe öffnen. Wenn wir unseren Eigenanteil nicht nachweisen können, kommt der Sparkommissar. Und der wird keine Sekunde darüber nachdenken, ob man Sportstätten erweitern oder Theaterpreise stabil halten kann. Der wird streichen. Dieses Sparpaket zu schnüren, muss uns bis zur Ratssitzung am 4. Juni gelungen sein.“
UND SONST
„2012 gehört zunächst den Hallen, das ist sicher. An der GSO muss das Dach gemacht werden, dafür sind Mittel eingestellt. In der Böll-Halle ist der Fußboden dran. Den haben übrigens nicht die Skater kaputt gemacht. Es wird schwer, für die eine Ausweichalle zu finden, auch für eine eigene Skater-Halle bin ich derzeit nicht optimistisch.“
SCHLUSSSATZ
„Geld sparen und Strukturen erhalten.“
Das Gespräch führte Peter Voss