Side. Pierre Fassnacht hatte im vergangenen halben Jahr mit Verletzungspech zu kämpfen. Mit der Sportredaktion spricht er über diese Zeit und seine Ziele 2025.

Pierre Fassnacht blickt wahrlich auf ein alles andere als leichtes halbes Jahr zurück. Der Verteidiger von Fußball-Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen hatte immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Erst ein Mittelfußbruch, dann ein Meniskusriss sorgten dafür, dass der 28-Jährige in der ersten Saisonhälfte lediglich drei Pflichtspiele für die Kleeblätter absolvieren konnte. Doch schon beim letzten Liga-Spiel 2024 beim 1:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach II oder jetzt im Trainingslager im türkischen Side zeigte der Routinier, dass er wieder auf dem besten Weg ist, zu alter Klasse zurückzukehren.

Noch bis zum 13. Januar befindet sich die Mannschaft von Trainer Sebastian Gunkel in der Türkei, um sich auf die zweite Saisonhälfte vorzubereiten. Dabei weiß auch Fassnacht, dass das Wintertrainingslager neben den sportlichen Aspekten auch in Sachen Teambuilding von großem Wert sein kann, um die Ziele 2025 zu erreichen. Mit der Sportredaktion sprach der Linksverteidiger über seine Verletzungsmisere, was der große Unterschied zur vergangenen Spielzeit ist und welche Ziele er für die zweite Saisonhälfte verfolgt.

Pierre Fassnacht, am Montagmittag werden Sie mit ihrer Mannschaft wieder zurück in Deutschland sein, wo derzeit Minustemperaturen und Schneefall herrschen. Haben Sie daran schon einen Gedanken verschwendet oder genießen Sie aktuell noch den Sonnenschein im Trainingslager?

(lacht) Ganz ehrlich: Ich habe mir über den Heimflug bisher noch keine Gedanken gemacht. Wenn man sieht, dass bei uns Schnee liegt, wäre es sicherlich eine Woche gewesen, wo wir größtenteils in die Soccerhalle ausgewichen wären. Umso schöner ist es, hier in der Türkei zu sein, wo das Wetter ja super ist. Zwar soll es hier am Sonntag größtenteils regnen. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so schlimm. Dann ist der Umschwung ab Montag für uns vielleicht nicht ganz so stark.

Aber nicht nur aufgrund des guten Wetters fällt Ihre Zwischenbilanz zum Trainingslager positiv aus, oder?

Es macht auf allen Ebenen Spaß. Es ist gut, dass wir alle mal ein paar Tage aufeinandersitzen. Im Grunde sind wir, bis wir ins Bett gehen, immer zusammen. Das bekräftigt den sowieso schon guten Teamgeist noch mehr. Und das auch in Verbindung mit den mitgereisten Fans, die uns vor Ort jeden Tag super unterstützen.

Pierre Fassnacht (links, hier neben Arlind Ibrahim Rexhepi), hier im Testspiel gegen Waldhof Mannheim.
Pierre Fassnacht (links, hier neben Arlind Ibrahim Rexhepi), hier im Testspiel gegen Waldhof Mannheim. © FUNKE Foto Services | Micha Korb

Als Reporter vor Ort hat man das Gefühl, dass auch immer eine gewisse Leichtigkeit auf und neben dem Platz mitschwingt, die so in der vergangenen Saison nicht da war. Täuscht dieser Eindruck?

Sportlich gesehen war letzte Saison nach dem verloren Aachen-Spiel bei uns als Team einfach die Luft raus. Überhaupt hatte man in der vergangenen Saison immer dieses Gefühl, man muss die Spiele gewinnen. Diese Ausgangslage hat oft genug den Kopf blockiert. Das ist in dieser Spielzeit anders, wo wir uns jeden Tag sagen, wir können und wir wollen gewinnen.

Dabei gab es vor dem Saisonstart ja viele Fragezeichen. Viele neue, junge Spieler wurden verpflichtet. Dazu ein neues Trainerteam.

Das ging mir ein Stückweit ähnlich. Man wusste nicht, was da genau auf einen zukommt beziehungsweise, was man zu erwarten hat. Aber das ist ja jetzt Schnee von gestern. Es ist mehr als gut geworden, was da entstanden ist.

Genießt nicht nur das gute Wetter im Trainingslager in Side: RWO-Linksverteidiger Pierre Fassnacht.
Genießt nicht nur das gute Wetter im Trainingslager in Side: RWO-Linksverteidiger Pierre Fassnacht. © FUNKE Foto Services | Micha Korb

Gab es denn einen speziellen Moment im Laufe der Hinserie, wo Sie selbst gemerkt haben, dass die Mannschaft auf dem richtigen Weg ist?

Da ich ja verletzungsbedingt so lange gefehlt habe, ist das natürlich ein Unterschied, ob du das auf oder neben dem Platz erlebst. Aber letztlich habe ich es in meinem Verhalten bemerkt, wie ich die Spiele von der Tribüne aus verfolgt habe. Normalerweise, wenn ich mal ein Spiel von außen schauen musste, bin ich immer richtig angespannt gewesen. Diese Saison habe ich aber schnell gemerkt, wie entspannt ich doch bin, wenn ich mir die Spiele von der Tribüne aus anschaue. Man hat schnell gemerkt, dass die Jungs ihr Spiel durchziehen und wir immer besser werden. Da sind keine Zweifel an unserer Spielart aufgekommen. Klar gab es mal Höhen und mal Tiefen. Aber es hat mich sehr beruhigt, wie konstant wir unsere Leistung auf den Rasen gebracht haben.

Sie haben Ihre Verletzungsmisere im vergangenen halben Jahr angesprochen. Wie schwer war diese lange Ausfallzeit für Sie?

Sehr schwer. Die erste längere Verletzung ging vom Kopf her noch, weil man viel mit der Reha beschäftigt war. Aber die zweite Verletzung hat schon für einen kleinen Knick gesorgt, auch für den Kopf, weil man sowas direkt nochmal durch machen muss.

Pierre Fassnacht, hier bei der Ankunft im Hotel in Side.
Pierre Fassnacht, hier bei der Ankunft im Hotel in Side. © FUNKE Foto Services | Micha Korb

Was hat Ihnen die Zuversicht zurückgegeben?

In meinem ersten Jahr in Oberhausen hatte ich schon einmal einen Meniskusriss. Ich wusste also, dass mein Körper das relativ schnell wegstecken kann. Zudem war das Spiel zum Jahresabschluss in Gladbach sehr wichtig für mich, weil ich da gespürt habe, dass ich nach einer so langen Pause wieder zurückkommen und meine Leistung auf dem Platz bringen kann. Solche Fragen stellt man sich natürlich, wenn man so lange raus ist.

Sind Sie denn jetzt wieder ganz der Alte?

Bei 100 Prozent bin ich noch nicht. Man kann so viel Reha machen, wie man will. Aber dann wieder Mannschaftstraining und Spiele zu absolvieren, ist doch etwas ganz anderes. Auch bei den Testspielen gegen Leverkusen und Mannheim merke ich natürlich auch, wie anstrengend das Ganze noch für mich ist. Aber insgesamt verkraftet mein Körper das alles gut. Der Rest kommt von allein.

Das Potenzial im Team, ihre Rückkehr auf den Platz: Sind das die Faktoren, die dazu geführt haben, dass Sie ihren Vertrag bei RWO verlängert haben?

Ich wusste im vergangenen Sommer ja, was auf mich zukommt, wie der Weg aussieht. Und wie sich bisher gezeigt hat, war es der richtige Weg. Trotz der Verletzungen habe ich noch mehr Freude an der Arbeit mit meinen Mitspielern und dem Trainerteam entwickelt, so dass ich weiter dabei sein möchte.

Pierre Fassnacht (links, daneben Moritz Stoppelkamp) kam verletzungsbedingt in der bisherigen Saison erst auf drei Pflichtspieleinsätze.
Pierre Fassnacht (links, daneben Moritz Stoppelkamp) kam verletzungsbedingt in der bisherigen Saison erst auf drei Pflichtspieleinsätze. © FUNKE Foto Services | Micha Korb

Am 24. Januar steigt mit dem Heimspiel gegen Wuppertaler SV das erste Pflichtspiel des Jahres, eine Woche später kommt es zum Derby beim MSV Duisburg.

Im kommenden Halbjahr warten einige schöne Momente auf uns. Wie schön sie genau werden, entscheiden letztlich wir selbst.

Aber mit einem guten Start und einem möglichen Sieg beim MSV könnte man in Sachen Aufstieg wieder ein gehöriges Wörtchen mitsprechen, oder?

Das Spiel beim MSV ist unabhängig von der tabellarischen Ausgangsposition ein absolutes Highlight. Für uns, aber auch für die Fans. Was die Saisonziele betrifft: Ich glaube gar nicht, dass wir uns als Team so sehr die Frage stellen, wie viel wir noch erreichen können oder es sogar schaffen aufzusteigen. Der Trainer vermittelt uns, dass wir in erster Linie an uns arbeiten müssen. Das, was wir in der ersten Saisonhälfte gut gemacht haben, müssen wir beibehalten und bestätigen. Zudem haben wir sicherlich noch Luft nach oben und wollen das Potenzial auch noch ausschöpfen. Alles andere gucken wir, wie es läuft.