Leichter gesagt als getan: Gegen acht Feldspieler sollten zehn in der Lage sein, ein Tor zu schießen.
Das ist RWO beim 0:0-Auftritt in Paderborn nicht gelungen, obwohl den Rot-Weißen dafür annähernd 25 Minuten Zeit zur Verfügung standen. Natürlich haben die Rot-Weißen nicht ruhig genug gespielt und es versäumt, mit Rasenschach die Lücke zu erzwingen. Doch so einfach ist das alles nicht.
Denn durch die beiden Platzverweise wurde die komplette Spielsituation umgedreht. Paderborn, das dieses Spiel eigentlich gewinnen wollte, stellte auf komplette Torsicherung um, damit zumindest ein Zähler daheim bleibt. Diese Igeltaktik mit im Regelfall zwei Viererketten vor dem eigenen Strafraum und nur punktuell vorrückenden Spielern, um einen Angreifer zu doppeln, macht es jedem Team schwer, durchzustoßen. Damit wurde beispielsweise Bayern München im Champions-League-Finale gegen Inter Mailand (das nicht reduziert war, aber führte) oder vergangene Saison schon einmal RWO beim FSV Frankfurt der Zahn gezogen. Dort rannte RWO 80 Minuten gegen neun Frankfurter Feldspieler an und fing sich dann sogar einen Konter ein.
Generell gilt, dass der Wille der verteidigenden Mannschaftt, kein Tor zuzulassen größer ist als der der angreifenden, eines zu erzielen. Die Unterzahlsituation zwingt jeden Spieler zu voller Konzentration.
Doping für den Kopf
Und in doppelter Unterzahl kam bei den kampfstarken Paderbornern noch eine gehörige Portion Wut ob der aus ihrer Sicht überzogenen Feldverweise hinzu. Das ist Doping für den Kopf und setzt alle Kräfte frei.
Trainer Günter Bruns hatte nach dem ersten Feldverweis den abgekämpften Patrick Schönfeld durch Ronny König ersetzt. Ein klares Zeichen, um in einer glücklichen Strafraumsituation einen Treffer durch den Brecher zu erzwingen. Ansätze dafür gab es, geschafft hat es König nicht.
Gleichwohl, und da spielt Bruns’ Erfahrung eine große Rolle, durfte er die Defensive nicht vernachläsigen. Denn der beste SCP-Spieler auf dem Platz, Daniel Brückner, beschäftigte Oliver Petersch und Dimi Pappas pausenlos und war immer auf dem Sprung, die Lücke zu finden. Da Pappas nach dem doppelten Platzverweis allzu forsch in die Offensive einstieg, musste Markus Kaya mit großem Risiko zweimal für ihn klären. Bruns tat gut daran, den defensiv stärkeren Petersch auf dem Platz zu belassen und Marcel Landers erst in den letzten Minuten zu bringen. Da war ihm der eine Punkt dann doch sicherer als ein Glückstreffer, der mit zunehmender Spieldauer immer unwahrscheinlicher wurde.
Denn bis zu diesm Zeitpunkt hatten sich die Rot-Weißen mit ihren fruchtlosen Bemühungen schon müde gespielt und glaubten selbst nicht mehr dran, dass gegen das souverän stehende Bollwerk der Paderborner noch was auszurichten wäre.
Unterm Strich also vieles richtig gemacht: Einen Zähler gegen eine unangenehme Truppe geholt, insgesamt zehn Punkte auf dem Konto. Aber: Es darf davon ausgegangen werden, dass es Spieler und Trainer doch wenig wurmt, den Dreier verpasst zu haben. Das wird nicht lange nachhallen, für das Spiel Sonntag gegen Osnabrück stellen sich schon viele neue Aufgaben, um hier einen Sieg zu schaffen.