Oberhausen/Köln . Der Oberhausener Willi Wülbeck berichtete beim Olympioniken-Treff in Köln von seiner Fabelzeit in Helsinki über 800 Meter.

Mehr als 100 Deutsche Meister waren versammelt, und auch Legenden aus der „Hall of Fame“ kamen zum Brunch von Dieter Büttner, dem Olympiateilnehmer von 1972 in München, in die Gastronomie der Kölner Sporthochschule. Durch die wehte bei diesem Ereignis mehr als ein Hauch von Olympia. Ulrike Meyfarths Hochsprungkünste sind unvergessen. Dass die Odenthalerin Olympiasiegerin Mitglied in der Hall of Fame ist, versteht sich von selbst. Auch Turnweltmeister Eberhard Gienger, der bei den Olympischen Sommerspielen 1976 die Bronzemedaille am Reck gewann, gehört zu den Sportgiganten. Aber ein Oberhausener stand besonders im Mittelpunkt.

Denn eine Leistung spielte bei Büttners Brunch in den Gesprächen eine besondere Rolle: Willi WülbecksDeutscher Rekord über 800 Meter hat geschlagene 40 Jahre Bestand. Eine fast nicht zu greifende Leistung des Oberhauseners, der erstmals beim Kölner Treffen war.

Der Deutsche Rekord von Wülbeck hat jetzt 40 Jahre Bestand

Der Olympiateilnehmer, der – für die BRD startend – in den 1970er und 1980er Jahren zu den weltbesten 800-Meter-Läufern gehörte, erzielte seinen größten Erfolg 1983 in Helsinki bei den erstmals ausgetragenen Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Seinen Weltmeistertitel fuhr er als 28-Jähriger mit atemberaubenden 1:43,65 min. ein, die bis dato kein deutscher Athlet mehr erreichte. „Williiii“ schallte es einst durch die Stadien . . .

Seine Karriere auf der Aschenbahn beendete er 1986 und arbeitete hernach in der PR-Abteilung eines Sportartikelherstellers und als freier Journalist für RTL. Später gründete er eine Sportmarketing-Agentur. Von 1992 bis 2006 war Willi Wülbeck Vorsitzender des Leichtathletikvereins ASV Duisburg.

Und im Jahr 2010 eröffnete er seine eigene Sportschule. „Leichtathletik. de“ schrieb zu seinem 65. Geburtstag im Jahr 2019: „Mit wehenden Haaren, den Mund weit aufgerissen – so stürmte Willi Wülbeck zum größten Triumph seiner Karriere. Am 9. August 1983 krönte er sich in der finnischen Hauptstadt Helsinki zum Weltmeister über 800 Meter.

Zehn deutsche Meistertitel hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits gewonnen, der internationale Erfolg war ihm aber bis dahin versagt geblieben. ‘Ein Gefühl wie ein Stromschlag’ nannte Wülbeck selbst seinen unerwarteten Sieg. Mit einem starken Endspurt setzte er sich gegen die Konkurrenz durch – in einer Glanzzeit von 1:43,65 Minuten.

„Ein Gefühl wie ein Stromschlag“

Kein deutscher Läufer hat diese Zeit seither unterboten, unantastbar war der deutsche Rekord des Oberhauseners bis heute. Die Aufmerksamkeit hat Willi Wülbeck nie gesucht. Zwar wird er bis heute gelegentlich in seiner Heimat Oberhausen noch auf der Straße erkannt, doch ein klassischer „Sportstar“ wurde er nie.

In Zeiten, in denen ein Selfie-Foto mit dem Smartphone, weitgehend das frühere Autogrammhobby abgelöst hat, ist ein Detail interessant, wenn man Ulrike Nasse-Meyfarth und Willi Wülbeck mit dem Kugelschreiber auf die Pelle rückt. Meyfarth malt eine Hochsprunglatte mit ihrer Bestmarke von 2,03 Meter hinter ihre Unterschrift - und Willi Wülbeck ein einfaches „800 Meter“. Da weiß man Bescheid . . .

Im Kreis von Ex-Internationalen, Para-Sportlern, Bundestrainern, dem Vorsitzenden der Sportstiftung NRW, Ex-Staatsminister Dr. Ingo Wolf, dem Vorsitzenden des Deutschen Olympischen Sportbund, Torsten Burmester (Köln), und „junggebliebenen“ Olympiern von Rom 1960 bis Tokio 2021 spricht man regelmäßig über den Sport an Rhein und Ruhr und über die Chancen einer Olympiabewerbung.

Olympische Werte weiter leben und hochhalten

Die Kölner Runde setzt im Übrigen auf die grundlegende Prinzipien, wie sie in der Olympischen Charta niedergelegt sind. Sie müssten ständig in Erinnerung gebracht werden, hieß es. Die allgemeine Kommerzialisierung habe leider die Gewichtung der olympischen Werte stark verschoben. Büttner: „Wir Olympier vor 1980 waren noch reine Amateure. Die ethisch-moralischen Werte des olympischen Sports seien: Sport ohne jede Form der Diskriminierung, Sport zum besseren Gegenständigen Verständnis im Geist der Freundschaft, Solidarität und des Fairplay.“ Das sollten nicht nur leere Worthülsen sein.