Oberhausen. 2020 wollen viele wieder mehr Sport treiben. Sportwissenschaftler Sydnee Ingendorn gibt Tipps wie man seine Ziele nicht aus den Augen verliert.

Das neue Jahr beginnt für viele mit guten Vorsätzen. So manches will man 2020 anders machen – im besten Fall: viel besser. Sport steht da bei vielen ganz vorn auf der Liste der guten Ideen. Möglichkeiten dazu gibt es viele, egal ob zu Hause oder im Fitnessstudio. Doch bei einigen scheitert es bereits an der Motivation, den inneren Schweinehund immer wieder aufs Neue zu besiegen und wirklich die selbstgesteckten Ziele in die Tat umzusetzen. Wie sinnvoll sind also Neujahrsvorsätze wirklich, und was muss man beachten, damit man wirklich am Ball bleibt?

Die Sportredaktion sprach dazu mit Sydnee Ingendorn, Cheftrainer beim Kunstturnteam Oberhausen/TC Sterkrade 69, der als Sportwissenschaftler und Personal Trainer genau weiß, worauf es ankommt, um seine persönliche Ziele nicht aus den Augen zu verlieren:

Herr Ingendorn, der Jahreswechsel steht unmittelbar bevor. Haben Sie schon irgendwelche Vorsätze für 2020 gefasst?

Sydnee Ingendorn: Das mache ich eigentlich jedes Jahr. In diesem Fall schaue ich auf das abgelaufene Jahr zurück und überlege mir, was ich in Zukunft anders beziehungsweise besser machen möchte. Vergangenes Jahr war es ein Ziel, weniger an den Sonntagen unterwegs zu sein und mehr zur Ruhe zu kommen. Und bis auf wenige Ausnahmen habe ich das auch gut geschafft.

Neujahrsvorsätze sind also durchaus sinnvoll?

Ja, jeder gute Vorsatz ist erstmal etwas sehr sinnvolles. Egal, ob er jetzt mit einem bestimmten Datum verbunden ist oder nicht. Jeder Mensch braucht ein oder mehrere persönliche Ziele. Wo würden wir sonst stehen, wenn wir diesen Willen verlieren würden. Entscheidend jedoch ist die Tatsache, mit welchem Plan man an die Sache herangeht und ob man sich an ihn hält.

Was heißt das konkret?

Das Ziel, zum Beispiel mehr Sport treiben, um Gewicht zu verlieren, darf keine Floskel sein. Damit die Motivation nicht bereits nach wenigen Wochen dahin ist, sollte man sich Etappenziele setzen und einen konkreten Plan erstellen, vergleichbar mit einem Stundenplan. Die häufigste Ausrede ist der Faktor Zeit, besonders in Verbindung mit dem beruflichen und familiären Alltag. Doch man muss sich vorab Gedanken machen, wie ich mir meine Zeit einteile. So ein Plan kann für jeden Tag angelegt sein, sei es bezüglich des Essens oder der Bewegung. Auch ein Protokollieren kann unter Umständen sinnvoll sein, um sich selbst auch ein wenig besser kontrollieren zu können.

Doch der innere Schweinehund macht da vielen einen Strich durch die Rechnung...

Fehlschläge muss man einkalkulieren. Motivation und Enttäuschung liegen oft viel näher beieinander, als man glaubt. Manchmal schafft man mehr als man gedacht hätte, manchmal eben weniger. Entsprechend sollte man seinen Trainingsplan anpassen und auf die neuen Gegebenheiten reagieren. Wir sind alle keine Maschinen, sondern nur Menschen.

Kann man konkret sagen, wann man über den Berg ist?

Bevor man nicht mindestens ein halbes Jahr sein Training durchgezogen hat, kann man eigentlich nicht von Normalität sprechen. Und genau das ist es, was es zu erreichen gilt: dass die sportliche Betätigung zur Normalität wird, man sich ein Leben ohne gar nicht mehr vorstellen kann.

Kann man in der Gemeinschaft seine sportlichen Ziele besser erreichen als allein?

Das ist typabhängig. Manch einer trainiert lieber für sich allein, der andere braucht die Gesellschaft. Grundsätzlich empfehle ich, sich zu Beginn den Rat bei einem Personal Trainer oder Ernährungsberater zu holen. Was dann das gemeinsame Trainieren mit dem Lebenspartner oder Freund angeht, gilt, dass man sich auch zu zweit gemeinsame Ziele sucht. Denn wenn der eine nur mitmacht, um dem anderen einen Gefallen zu tun, schadet das letztlich der Motivation von allen.

Ehrlichkeit scheint also ein entscheidender Faktor zu sein, oder?

Auf jeden Fall. Zu sich selbst, aber eben auch zu anderen. Wer zuviel träumt, verpasst meistens den Anschluss und rennt den falschen Idealen hinterher. Schwächen hat jeder. Sich diese einzugestehen und an ihnen zu arbeiten, ist wieder eine ganz andere Geschichte. Vorsätze sind also niemals verkehrt, sie müssen eben nur auf einem realistischen Fundament aufgebaut werden. Dann kann man am Ende von 2020 auch zufrieden zurückblicken und sagen: Ja, ich habe es geschafft.